Temenos leitet externe Untersuchung wegen Hindenburg-Vorwürfen ein

Temenos leitet externe Untersuchung wegen Hindenburg-Vorwürfen ein
Andreas Andreades, CEO a.i. und ehemaliger VRP Temenos. (Bild: Temenos)

Genf – Temenos will mit Blick auf die schwerwiegenden Vorwürfe von Hindenburg Research eine Untersuchung einleiten. Erneut weist der Genfer Hersteller von Bankensoftware die Anschuldigungen vehement zurück und will den Investoren am Montag und am Dienstag erste Antworten liefern.

Als Verwaltungsratspräsident und ehemaliger Vorsitzender des Prüfungsausschusses versichere er, dass Temenos ein solides Geschäft mit einer guten Finanzkontrolle führte, liess sich Thibault de Tersant am Montag in einem Communiqué zitieren.

Das investigative Investment-Research-Unternehmen Hindenburg Research hatte den Hersteller von Bankensoftware vergangene Woche mit schweren Vorwürfen eingedeckt. Die New Yorker warfen Temenos «schwerwiegende Unregelmässigkeiten» in der Rechnungslegung vor. Dabei war unter anderem von Anzeichen für manipulierte Gewinne die Rede.

Der Verwaltungsrat von Temenos werde die erhobenen Vorwürfe «gründlich prüfen», hiess es nun. Dabei ziehe man die Hilfe unabhängiger Dritter bei. Eine erste Antwort werde man später an einer Telefonkonferenz für Analysten anlässlich des Jahresergebnisses und am Kapitalmarkttag am (morgigen) Dienstag geben. Es werde zudem eine «fundierte» Reaktion geben, sobald die Ergebnisse der Prüfung vorlägen.

Wunsch-CEO kurzfristig abgesprungen
Der Temenos-Verwaltungsrat hatte die Vorwürfe bereits vergangene Woche scharf zurückgewiesen. Hindenburg Research hatte in dem mehrseitigen Bericht auch auf die Tatsache hingewiesen, dass man in den Aktien von Temenos «short» sei, also auf fallende Kurse setze.

Der aktivistische Aktionär Petrus Advisers, der mit weniger als 3 Prozent in Temenos investiert ist, schloss sich am Freitag Forderungen von Hindenburg an, den aktuellen Interims-Chef Andreas Andreades mit sofortiger Wirkung zu entlassen.

Ein neuer CEO wurde derweil noch nicht gefunden. Der Verwaltungsrat habe im zweiten Halbjahr 2023 kurz davor gestanden, einen neuen Unternehmenschef ernennen zu können, hiess es am Montag. Leider sei die Ernennung letztendlich nicht zustande gekommen. Man mache aber gute Fortschritte, eine alternative Person einzustellen.

Der frühere Verwaltungsratspräsident Andreades hatte die CEO-Aufgaben im Januar 2023 interimistisch übernommen – nach dem abrupten Abgang des damaligen Konzernchefs Max Chuard.

Mehr Gewinn und mehr Dividende
Die jüngsten Ereignisse überschatten das Jahresergebnis des Bankensoftware-Herstellers. Im vierten Quartal und damit auch im Gesamtjahr 2023 hat dieser den Gewinn gesteigert, nachdem es im Vorjahr zu einem Ergebniseinbruch gekommen war.

Im Schlussquartal 2023 stieg der bereinigte Gewinn um 4 Prozent auf 1,03 US-Dollar je Aktie, wie Temenos weiter mitteilte. Im Gesamtjahr lag der Gewinn bei 3,19 Dollar je Aktie (+13%). Die Aktionäre dürfen sich nun über eine höhere Dividende in der Höhe von 1,20 Franken je Aktie freuen, nach 1,10 Franken im Vorjahr.

Umsatz und Betriebsgewinn hatte Temenos bereits vor einem Monat kommuniziert: Im Schlussquartal erreichte der Umsatz 298,0 Millionen Dollar (+7%). Der bereinigte Betriebsgewinn EBIT stieg auf 101,3 Millionen (+8%). Die entsprechende Marge stieg leicht auf 34,0 Prozent von 33,8 Prozent im Vorjahr.

Firmenchef Andreades zeigte sich «sehr zufrieden» mit der Leistung im Geschäftsjahr 2023. Temenos habe trotz makroökonomischer Unsicherheiten Wachstum erzielt. Das Verkaufsumfeld habe sich im vierten Quartal weiterhin stabil gezeigt, und die Pipeline habe sich positiv entwickelt. Das gebe auch Visibilität für den Umsatz im Jahr 2024, hiess es.

So sollen etwa die Lizenzeinnahmen für Software in 2024 um 7 bis 10 Prozent steigen. Der EBIT soll gemäss den Prognosen um zwischen 7 bis 9 Prozent zunehmen und der Gewinn je Aktie zwischen 6 bis 8 Prozent. Der freie Cashflow dürfte mindestens um 16 Prozent zulegen, wie es hiess.

Die Mittelfristziele bestätigte Temenos. Der EBIT soll über 570 Millionen Dollar erreichen und der freie Cashflow mehr als 700 Millionen. (awp/mc/ps)

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