Zynga: Aktienkurs fällt unter Ausgabepreis

Zynga: Aktienkurs fällt unter Ausgabepreis

Zynga-Gründer und -CEO Mark Pincus.

New York – Der grösste Börsengang eines amerikanischen Internet-Unternehmens seit Google ist für Investoren vom Start weg erst einmal zum Reinfall geworden. Die Aktie des Onlinespiele-Spezialisten Zynga fiel am ihrem ersten Handelstag um fünf Prozent unter den Ausgabepreis von zehn Dollar. Nachbörslich ging es für den Anbieter bekannter Facebook-Spiele wie «Farmville» weiter abwärts.

Die flaue Nachfrage bei Zynga dürfte auch Facebook zu denken geben. Dem grössten sozialen Online-Netzwerk werden Börsenambitionen für das kommende Jahr nachgesagt. Während Zynga bei seinem Börsendebüt 1 Milliarde Dollar einnahm, soll Facebook 10 Milliarden Dollar anpeilen. Die Unternehmen sind eng verbandelt: Der Grossteil der Zynga-Spieler stammt von Facebook; viele Facebook-Nutzer wiederum kehren wegen der Zynga-Spiele immer wieder zurück.

Unternehmen deutlich tiefer als erwartet bewertet

Zynga hatte bei Investoren 100 Millionen Aktien zum Preis von jeweils zehn Dollar platziert. Das ganze Unternehmen wurde dadurch mit sieben Milliarden Dollar bewertet. Das war deutlich niedriger aus als erwartet. Noch zuletzt wurde mit einer Gesamtbewertung von zehn Milliarden Dollar gerechnet. Im Sommer war sogar über einen möglichen Börsenwert von 15 bis 20 Milliarden Dollar spekuliert worden. Mit gut 14 Prozent brachte Zynga einen höheren Anteil am Unternehmen an die Börse als andere Online-Firmen in diesem Jahr.

Klima für Internet-Börsengänge trübt sich ein
Der schwache erste Börsentag für Zynga wurde von Marktbeobachtern als Zeichen dafür gewertet, dass sich das Klima für Internet-Börsengänge insgesamt deutlich eingetrübt hat. Schon in den vergangenen Monaten waren die Aktien mehrerer Firmen wie die Schnäppchen-Website Groupon oder das Internet-Radio Pandora nach einem anfänglichen Kursfeuerwerk unter den Ausgabepreis gerutscht. Zynga hat die erfolgreichen Simulationen «Cityville», «Castleville» und «Farmville» entwickelt, bei denen Spieler eine Stadt, ein mittelalterliches Königreich oder einen Bauernhof aufbauen. Das Spielen ist an sich ist kostenlos, Nutzer können aber für kleine Beträge virtuelle Güter kaufen, auf die sie sonst lange warten müssten. «Farmville»-Bauern kommen beispielsweise dank eines Traktors schneller voran. 223 Millionen Facebook-Nutzer pro Monat tummeln sich in den Spielen.

Zweifel an Zyngas künftigen Gewinnaussichten
Das Unternehmen macht Gewinn, doch zuletzt waren Zweifel aufgekommen, ob Zynga auch in Zukunft mit einem solchen Zulauf an Spielern rechnen darf. Überdies ist die allgemeine Stimmung am Aktienmarkt wegen der Schuldenkrise gerade nicht rosig. Google war schon 2004 an die Börse gegangen und hatte damals 1,7 Milliarden Dollar eingesammelt. Nur ein Bruchteil der Zynga-Nutzer setzt echtes Geld ein – nach jüngsten Angaben waren es lediglich 6,7 Millionen. Doch angesichts seiner grossen Reichweite kommt der Spieleanbieter trotzdem auf beachtliche Einnahmen: In den ersten neun Monaten 2011 verdiente das Unternehmen rund 30 Millionen Dollar bei einem Umsatz von etwa 830 Millionen Dollar. (awp/mc/ps)

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