Ökologischer Fussabdruck: Welche Belastungen stecken im Alltag?

Stuttgart – Die Welt geht nicht unter, weil jemand zu oft duscht. Aber sie ächzt ein bisschen, wenn 80 Millionen Menschen täglich heisses Wasser durch den Abfluss jagen, während gleichzeitig der Fernseher im Standby leuchtet und die Spülmaschine halb leer läuft.
Der ökologische Fussabdruck ist kein geheimnisvolles Öko-Orakel, sondern ein ziemlich handfestes Mass dafür, wie viel Natur ein einzelner Lebensstil verschlingt. Die Rechnung ist simpel: Wie viele Wälder, Äcker und Meere braucht es, um alles zu liefern, was im Alltag verbraucht wird und dabei noch den verursachten CO₂-Ausstoss zu schlucken? In Deutschland liegt der Durchschnitt irgendwo zwischen üppig und masslos.
Wenn Kochen und Duschen zum CO₂-Bingo werden
Ein Zuhause, das warm ist und leuchtet, kostet nicht nur Geld, sondern auch Ressourcen. Besonders die Heizung verschluckt im Winter fleißig Energie. Wer die Raumtemperatur um ein einziges Grad senkt, spart rund sechs Prozent Energie. Im Schlafzimmer reichen oft 17 Grad völlig aus, während im Wohnzimmer 19 oder 20 Grad als neue Behaglichkeit durchgehen können.
Und dann das Thema Duschen. Nein, niemand muss sich in kaltem Wasser quälen oder auf Hygiene verzichten. Aber zwei- bis dreimal die Woche mit einem hochwertigen Haarshampoo zu duschen reicht vielen Menschen völlig aus. Vor allem dann, wenn Schweiß kein Dauergast ist. Sparduschköpfe helfen dabei, mit weniger Wasser genauso sauber zu werden.
Beim Abwasch übrigens auch ein Irrtum weniger: Wer glaubt, per Hand sei das ökologischere Modell, wird enttäuscht. Moderne Spülmaschinen, voll beladen und im Eco-Modus betrieben, schlagen die meisten Handspülaktionen locker aus dem Feld.
Der Wahnsinn mit dem Wurstbrot
Kaum etwas hat so viel Einfluss auf den Fußabdruck wie das, was auf dem Teller landet. Fleisch ist und bleibt ein Schwergewicht in Sachen Emissionen, Wasserverbrauch und Flächenbedarf. Ein Kilo Rindfleisch schluckt etwa 15.000 Liter Wasser. Kein Tippfehler. Pflanzenbasierte Ernährung entlastet das System enorm, ohne dass gleich alle zum Veganismus übertreten müssen.
Auch wichtig: Regional ist Trumpf. Wer Spargel im Dezember kauft oder Avocados im Monatsabo, treibt den Energieaufwand durch Anbau und Transport in absurde Höhen. Und weil rund ein Drittel der Lebensmittel ohnehin ungegessen im Müll landet, lohnt sich ein kritischer Blick in Kühlschrank und Vorratsregal, bevor es wieder heißt: “Ach, das war noch da?”
Fahren, fliegen, fallen lassen
Mobilität ist einer dieser Bereiche, in dem Bequemlichkeit regelmäßig auf Kosten des Planeten geht. Das eigene Auto ist praktisch, keine Frage, aber auch ein echter CO₂-Bolide, besonders bei Kurzstrecken, die sich mühelos mit Bus, Bahn oder Rad erledigen ließen. Wer nur ein paar Mal im Jahr auf den Flieger verzichtet, spart so viel Emissionen wie durch ein Jahr vegetarischer Ernährung.
Und dann wäre da noch der Konsum. Neue Schuhe, neues Handy, neue Küchenmaschine, alles verpackt, verschifft, beworben und irgendwann entsorgt. Der klügere Kauf ist oft der, der nicht getätigt wird. Oder wenigstens gebraucht, statt nagelneu ins Haus kommt. Reparieren statt wegwerfen, teilen statt horten, warten statt bestellen. Das sind die echten Lifehacks im 21. Jahrhundert. Denn der eigene Fussabdruck ist kein unausweichliches Schicksal. Er ist formbar. Jeden Tag aufs Neue. (no/mc/hfu)