CH-Schluss: Eskalation in der Ukraine drückt Kurse ins Minus

CH-Schluss: Eskalation in der Ukraine drückt Kurse ins Minus

Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt ist am Freitag mit klaren Verlusten aus der Sitzung gegangen. Nach einem mehrheitlich solid im Plus verlaufenen Handelsverlauf rutschte der SMI kurz nach halb fünf innert weniger Minuten um über 100 Punkte ab, dies im Einklang mit anderen wichtigen Börsenplätzen weltweit. Die Schlussauktion sorgte dann einen weiteren Absacker. Für Nervosität sorgten Berichte über eine Eskalation an der russisch-ukrainischen Grenze. Demnach soll die Ukraine einen bewaffneten Konvoi Russlands angegriffen und teilweise zerstört haben. Dies sei wohl der Grund für den plötzlichen Kursabfall gewesen, sagte ein Händler in Zürich. Die dadurch wieder erhöhte Unsicherheit habe unmittelbar Verkäufe ausgelöst, zumal das Wochenende bevorstehe.

Über die Woche gesehen legten die Aktien dennoch insgesamt zu, nachdem sich der SMI an den vier Tagen zuvor auf Erholungskurs befunden hatte. Ob sich diese Erholung in der kommenden Woche fortsetzen wird, bleibt offen. Der heutige Rückschlag kurz vor Börsenschluss zeigte einmal mehr, wie explosiv die politische Lage vor allem in der Ukraine derzeit ist und wie entsprechend fragil die Stimmung an den Börsen. Die am Freitagnachmittag in den USA publizierten Konjunkturdaten fielen mehrheitlich enttäuschend aus, hinterliessen in den Aktienkursen aber keine Spuren.

Der Swiss Market Index (SMI) verlor zum Schluss 0,75% auf 8’366,73 Punkte, dies bei einem Tageshoch von 8484 Zählern. Im Wochenvergleich ergab sich dennoch ein Plus von 1,1%. Der gekappte Swiss Leader Index (SLI) gab am Freitag 0,73% auf 1’264,13 Punkte nach und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,67% auf 8’286,38 Punkte zu. Von den 30 wichtigsten Aktien schlossen 26 tiefer und 4 höher.

Die stärksten Verluste erlitten Holcim (-1,9%), Actelion (-1,6%) und UBS (-1,4%). Allesamt lagen während des Grossteils der Sitzung komfortabel im Plus und rutschten erst in der Schlussphase in die rote Zone.

Weitere konjunktursensitive Aktien wie Lonza (-1,4%) oder Syngenta (-1,2%) gaben ebenfalls überdurchschnittlich nach. Syngenta wurden von einer Abstufung durch Goldman Sachs auf «Neutral» von «Buy» gebremst. Das Institut begründete die negativere Einschätzung mit einer Abschwächung der Landwirtschaft in den USA sowie Bewegungen in den Getreidepreisen.

Dem Abwärtssog konnten sich auch die defensiven Schwergewichte nicht entziehen, mit Ausnahme am ehesten noch von Nestlé (-0,1%), welche nur moderat tiefer gestellt wurden. Die ursprünglichen Gewinne von Novartis (-1,3%) und Roche (-1,0%) indes wandelten sich ebenfalls in Kürze ins Gegenteil. Die Genussscheine von Roche wurden zu Beginn noch von einer weiteren US-Zulassung für das Krebsmedikament Avastin etwas gestützt. Die Wirkung der eigentlich positiven Nachricht wurde indes von den geopolitischen Stürmen verweht.

Für Clariant (-0,7%) hat Goldman Sachs das Kursziel im Rahmen einer Sektorstudie zu den europäischen Chemie-Unternehmen etwas gesenkt, das Rating «Buy» aber bestätigt.

Im Gewinnbereich hielten sich zum Schluss Swisscom (+0,5%), Geberit (+0,4%) sowie Bâloise und Swiss Life (je +0,1%). Swiss Life verteidigten damit die Gewinne der laufenden Woche im Anschluss an den überzeugenden Halbjahresausweis. Goldman Sachs hat das Rating für den Versicherer auf «Neutral» von «Sell» angehoben.

Im breiten Markt fielen im Vorfeld der Halbjahreszahlen vom kommenden Dienstag Feintool (+2,9%) oder auch Huber+Suhner (+2,6%) mit einem soliden Gewinn auf. Nach dem Semesterausweis zogen am Freitag auch Schweiter (+3,2%) und noch ausgeprägter Accu Holding (+4,9%) und Comet (+3,7%) an. Demgegenüber büssten Phoenix Mecano (-5,8%) klar an Terrain ein. Kritisiert wurde hier in Marktkreisen insbesondere das Ergebnis der Sparte Mechanische Komponenten.

Santhera (+5,3%) zogen wieder kräftig an, nachdem sich das Unternehmen durch den Verkauf von 200’000 Namenaktien liquide Mittel in der Höhe von brutto 13,4 Mio CHF beschafft hat. (awp/mc/ps)

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