CH-Schluss: Klares Minus mit Lonza als Hauptverlierer

CH-Schluss: Klares Minus mit Lonza als Hauptverlierer

Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Freitag klar nachgegeben. Nach vier Gewinntagen in Folge kam es dabei erstmals wieder zu Gewinnmitnahmen auf hohem Niveau. Der Handelstag war wie selten klar zweigeteilt: Am Morgen im Plus, ab Mittag im Minus. Dabei gab der SMI bereits vor der Publikation der für die Finanzmärkte wichtigen Arbeitsmarktdaten aus den USA nach, baute in der Folge die Verluste aber bis zum Handelsende weiter aus. Die Daten zeigten einen wieder merklich dynamischeren Arbeitsmarkt in den USA.

So wurden mehr Stellen geschafften als prognostiziert und die Arbeitslosenquote sank weiter. Der Druck auf die US-Notenbank dürfte damit zunehmen, die Zinswende im kommenden Jahr einzuläuten, hiess es in Marktkreisen. Das ist für die Aktienmärkte in der Regel Gift. Nur wenn die kräftig gestiegene US-Inflationsrate schnell wieder fallen sollte, könnte sich die US-Notenbank allenfalls etwas mehr Zeit lassen, an der Zinsschraube zu drehen. Derzeit mehrten sich aber eher die Hinweise darauf, dass sich die erhöhten Preissteigerungsraten länger halten könnten, als bisher angenommen.

Der SMI büsste 0,65 Prozent auf 12’321,85 Punkte ein, wobei er in der starken Morgenphase bis auf rund 100 Punkte auf das Allzeithoch vom August herankam. Im Wochenvergleich ergab sich dennoch ein stattliches Plus von 1,8 Prozent, es ist das fünfte in Folge. Der SLI der 30 wichtigsten Aktien fiel um 0,69 Prozent auf 1999,35 Punkte zurück und der umfassende SPI um 0,70 Prozent auf 15’906,57 Punkte. Innerhalb des SLI kamen auf 21 Verlierer 9 Gewinner.

Am stärksten unter Druck standen Lonza (-7,5%), welche nach einem positiven Start mit der Tagwache in den USA ins Trudeln gerieten. Händler verwiesen auf einen Erfolg des Pharmakonzerns Pfizer mit seiner Pille gegen Covid. Dadurch erwachse dem US-Pharmakonzern Moderna, für den Lonza den Wirkstoff für dessen Coronaimpfstoff herstellt, zusätzliche Konkurrenz. Darüber hinaus hatte Moderna am Vortag das Absatzziel für den Coronaimpfstoff wegen längerer Lieferzeiten und Produktionsengpässen gekappt. Noch immer resultiert für Lonza seit Jahresbeginn aber ein Plus von rund 30 Prozent.

Deutlichere Verluste erlitten dahinter mit Kühne+Nagel (-3,8%), Straumann (-3,0%), Sonova (-2,1%), Givaudan (-2,4%) oder Logitech (-2,2%) Aktien aus den unterschiedlichsten Sektoren.

Im Blick der Investoren standen auch Roche (-1,6%). Die Freude über die Gewinnverdichtung nach dem Rückkauf des Novartis-Aktienpakets scheine sich rasch verflüchtigt zu haben, hiess es dazu am Markt. Auch Novartis (-0,3%) fielen nach einem volatilen Handelstag letztlich etwas zurück, allerdings wesentlich moderater als die GS von Roche. Der Verkauf des Roche-Pakets werfe trotz des Milliardengewinns bei Novartis Fragen auf, lautete ein Kommentar mit einem Tag Distanz.

Credit Suisse (-0,3%) scheinen am Tag nach der Investorenpräsentation und dem Minus von knapp 5 Prozent zumindest etwas Boden gefunden zu haben. Dass die Neuigkeiten vom Investorentag aber nicht gut angekommen seien, bestätigte am Berichtstag auch die Deutsche Bank, welche die Aktien auf «Hold» von «Buy» zurückgestuft hat.

Die stärksten Gewinne bei den Blue Chips verbuchten indes AMS (+3,3%), gefolgt von den Luxusgüterkonzernen Richemont (+3,3%) und Swatch (+2,2%). Die letzten beiden waren wegen der positiven Nachricht von Pfizer im Zusammenhang mit der Corona-Tablette gesucht, denn die gesamte Reiseindustrie dürfte davon profitieren.

Im breiten Markt rückten denn auch Dufry (+10%) massiv vor oder etwas gemächlicher Flughafen Zürich (+2,6%). Im Gegensatz dazu wurden Bachem (-7,2%) oder Siegfried (-3,5%) als Pharmazulieferer gemeinsam mit Lonza in Sippenhaft genommen.

Schweiter (+8,0%) gewannen deutlich, nachdem Stifel hat den Titel mit einem Kursziel von 1660 Franken zum Kauf empfohlen hat. (awp/mc/pg)

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