CH-Schluss: Defensive Schwergewichte drücken SMI ins Minus

CH-Schluss: Defensive Schwergewichte drücken SMI ins Minus

Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Mittwoch belastet von den Kurseinbussen der Marktschwergewichte deutlich schwächer geschlossen. Händler beschrieben den Markt als zweigeteilt: Während unerwartet gute Zahlen ausländischer Firmen und erfreuliche Konjunkturzahlen den Aktien zyklischer Firmen Auftrieb gegeben hätten, seien defensive Werte unter Druck geraten. Das Geschäft verlief laut Händlern allerdings in eher ruhigen Bahnen.

Die Konjunkturzahlen schürten weiter mehrheitlich Zuversicht, hiess es. So verbesserten sich in der Eurozone und in den USA die Einkaufsmanagerindizes der Dienstleistungsbranche. Und auch der Bericht der privaten Arbeitsagentur ADP, der für den Juli zwar enttäuschte, sei nicht ganz so schlecht. So wurde die Zahl neu geschaffener Stellen für Juni deutlich nach oben korrigiert. Damit war die Zahl sowohl im Juni als auch im Mai stark gestiegen, nachdem es im April einen historischen Einbruch gegeben hatte. Dass dennoch eine gewisse Verunsicherung am Markt besteht, zeigt sich am Goldpreis. Eine Unze des gelben Metalls hielt sich deutlich über der Marke von 2000 US-Dollar, die am Vortag erstmals überschritten worden war.

Der Blue Chips Indikator SMI verlor 0,63 Prozent auf 10’097,97 und der breit gefasste SPI 0,53 Prozent auf 12’516,57 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Werte enthalten sind, schwächte sich dagegen nur um 0,19 Prozent auf 1540,84 ab. Im Gegensatz zum SMI und SPI ist im SLI die Gewichtung der Schwergewichte Nestlé, Novartis und Roche limitiert. Von den 30 SLI-Werten gaben 18 nach, zehn legten zu und zwei (Sika und Givaudan) waren unverändert.

Gefragt waren vor allem zyklische Werte: Grösster Gewinner war die stets etwas volatile AMS-Aktie (+3,4%). Sie profitierte laut Händlern vom guten Ergebnis des Mitbewerbers Dialog und dem allgemein guten Lauf der US-Technologiewerte. Zudem habe AMS einen Fuss in der Corona-Bekämpfung. Das Unternehmen liefert einen Spektralsensor an das deutsche Start-up Midge Medical, das einen neuen Corona-Test entwickelt.

Gesucht waren auch Adecco (+1,7% auf 44,58 Fr.). Citigroup hat das Kursziel auf 65 von 60 Franken erhöht und den Titel zum Kauf empfohlen. Der Personaldienstleister berichtet am (morgigen) Donnerstag über das 2. Quartal.

Fester waren ausserdem die Aktien des Chemiekonzerns Clariant (+2,0%), des Bankensoftware-Herstellers Temenos (+1,5%), des Uhrenkonzerns Swatch (+0,9%) und des Computerzubehörherstellers Logitech (+0,8%), die am Dienstag noch von Gewinnmitnahmen gebremst worden waren.

Zu den Gewinnern zählten auch die Finanzwerte Partners Group, UBS (je +0,7%) sowie Julius Bär und Credit Suisse (je +0,5%).

ABB (+0,4%) liessen sich kaum bremsen von der Offenlegungsmeldung der SIX, wonach der Grossaktionär Cevian seine Beteiligung an dem Elektrotechnikkonzern auf minim unter 5 Prozent reduziert hat.

Auf der anderen Seite büssten die Anteile der als krisenresistent geltenden Schwergewichte aus dem Pharmabereich Novartis (-1,5%) und Roche (-1,2%) sowie des Nahrungsmittelmultis Nestlé (-1,2%) und der Telekomfirma Swisscom (-1,2%) deutlich an Wert ein. Den Pharmawerten machte laut Händlern zu schaffen, dass CS den europäischen Pharmasektor auf «Underweight» gesenkt habe.

Mit Vifor Pharma (-0,8%) und Alcon (-0,5%) standen weitere «Defensive» im Angebot.

Auch die Versicherer Swiss Re (-0,7%), Swiss Life und Zurich (je -0,6%) waren ungefragt. «Der Sektor läuft einfach nicht. Zum Tiefzinsumfeld und allen negativen Folgen kommen noch Corona-Schäden hinzu», sagt ein Händler. Bei Swiss Re führten Händler das enttäuschende Ergebnis von Konkurrent Hannover Re als zusätzlichen Verkaufsgrund an.

Am breiten Markt stachen neuerlich Relief Therapeutics positiv hervor. Der Titel gewinnt 16 Prozent auf 15,1 Rappen. Damit ist der Kurs des einstigen Quasi-Nonvaleurs im laufenden Jahr dank Corona-Hoffnungen förmlich explodiert. Ende 2019 kostete der Titel noch 0,1 Rappen, womit er heute 150 mal mehr kostet als damals.

Die Aktien von Landis & Gyr schossen nach anfänglichen Gewinnen 1,1 Prozent tiefer. Das Messtechnikunternehmen hat ein Spar- und Restrukturierungsprogramm angekündigt. (awp/mc/pg)

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