CH-Schluss: Deutlich im Minus – Wahlergebnis in Italien belastet

CH-Schluss: Deutlich im Minus – Wahlergebnis in Italien belastet

Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Dienstag deutlich tiefer geschlossen. Belastet hat vor allem der unklare Ausgang der Wahlen in Italien. Diese hätten eines der ungünstigsten möglichen Ergebnisse hervorgebracht, meinten Beobachter, die drittgrösste europäische Volkswirtschaft steuere so auf den politischen Stillstand zu. Dies könnte mittelfristig dazu führen, dass die Eurokrise mit all ihren unschönen und belastenden Faktoren wieder stärker in den Vordergrund rücke und habe entsprechend die Stimmung am Berichtstag massiv getrübt.

In der zweiten Nachmittagshälfte erholten sich die Märkte phasenweise zwar klar, fielen dann aber wieder zurück und schlossen nicht weit über dem Tagestief. Grund für die vorübergehende Stimmungs-Verbesserung waren laut Händlern positive US-Konjunkturdaten und eine Verteidigung der Politik des lockeren Geldes seitens der US-Notenbank Fed. Ein Händler meinte dazu, dass die Wirrungen rund um den Wahlausgang in Italien doch zu schwer gewogen hätten. Jede Kurserholung sei von institutionellen Anleger für den Abbau von Aktienpositionen genutzt worden. Die wieder grösser gewordene Unsicherheit manifestierte sich auch am Volatilitätsindex VSMI, der um fast 9% zulegte.

Der Swiss Market Index (SMI) verlor zum Schluss 1,90% auf 7’449,98 Punkte, dies bei einem Tagestief von 7’440 und einem -hoch von 7’500 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) sank derweil um 1,78% auf 1’130,30 und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 1,20% auf 6’895,03 Stellen. Bis auf Givaudan (+1,1%), Schindler (+0,4%) und Sika (+0,1%) schlossen alle SLI-Titel im Minus.

Dass der SPI so viel weniger verlor als der SMI, hat mit dem Dividendenabgang bei Novartis zu tun. Während die Dividende bei der Berechnung des SMI abgezogen wird, bleibt sie beim SPI, der ein Performance-Index ist, miteinberechnet. Novartis war denn auch – bei einer Dividende von 2,30 CHF – mit einem Minus von 2,70 CHF bzw. 4,2% einer der grössten Verlierer im SMI und war für einen guten Teil des SMI-Rückgangs verantwortlich. Wird der Dividendenabgang allerdings nicht abgezogen, hielt sich der Verlust mit nur leicht mehr als 0,5% in Grenzen. Deutlich grösser war da das Minus beim Konkurrenten Roche (-1,4%), während das dritte SMI-Schwergewicht Nestlé (-0,6%) in ähnlichem Ausmass wie Novartis verlor.

Zu den grössten Verlierern zählten im wieder etwas verunsicherten Umfeld vor allem Finanzwerte und Zykliker. Klar die höchsten Abgaben bei den 30 wichtigsten Titeln erlitten Credit Suisse (-5,0%), andere Finanztitel mit starken Einbussen waren Julius Bär und Swiss Life (je -2,9%). Letztere werden am Mittwoch ihre Jahreszahlen präsentieren.

Bei den mehr oder weniger zyklischen Werten gerieten Transocean (-4,0%), Adecco (-2,6%) Sonova (-2,3%), Kühne+Nagel (-2,0%) oder ABB (-1,8%) am stärksten unter die Räder. Viele dieser Titel hätten allerdings in letzter Zeit eine sehr starke Performance hingelegt, hiess es in Handelskreisen, entsprechend seien die Gewinnmitnahmen nicht allzu überraschend.

Firmennews gab es dagegen einzig für Transocean. Der Ölplattformbetreiber ist in den USA im milliardenschweren Prozess zur Ölkatastrophe im Golf von Mexiko verwickelt. Vor einem Gericht in New Orleans klagen seit Montag die US-Regierung und fünf Bundesstaaten gegen den Mineralölkonzern BP und zwei weitere Unternehmen, darunter Transocean.

Im breiten Markt legten eine Reihe von Unternehmen die Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr vor. Bei Georg Fischer (-1,6%) hiess es, der Ausweis sei in etwa den Erwartungen entsprechend ausgefallen, wobei in Sachen Profitabilität noch Handlungsbedarf bestehe. Allerdings haben die Aktien seit Mitte November um 30% stark zugelegt.

Auch Walter Meier (-1,2%), die Genfer Kantonalbank (-0,5%), LifeWatch (-5,8%) oder Swissquote (-2,3%) verloren nach Zahlen. Dagegen legten Implenia (+7,7%) und BKW (+3,7%) deutlich zu. Analysten werteten den Ausweis des Baukonzerns als stark und lobten insbesondere den hohen freien Cash Flow und die Dividendenrendite. Bei der BKW war die Rede von einer Gesamtleistung über den Erwartungen. Erneut stark schnitten Bellevue (+6,0%) am Tag nach der Zahlenbekanntgabe ab. (awp/mc/pg)

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