CH-Schluss: Sektorrotation zieht SMI nach unten

CH-Schluss: Sektorrotation zieht SMI nach unten

Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt litt am Dienstag unter seiner defensiven Ausrichtung. Die Anleger warfen die defensiven Schwergewichte aus ihren Depots und schichteten in Zykliker und Finanztitel um. «Wir sehen aktuell eine Sektorrotation», sagte ein Händler zu der seit zwei Tagen dauernden Bewegung. Die defensiven Schwergewichte wurden längere Zeit von Marktteilnehmern wegen ihrer attraktiven und zuverlässigen Dividende und eines als krisenresistent geltenden Geschäftsmodells als Obligationenersatz gekauft.

Ob es sich dabei um wirkliche Neupositionierungen handelt, muss sich aber noch zeigen. Denn die Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) an diesem Donnerstag wirft laut Marktteilnehmern bereits ihre Schatten voraus. Die definitive Richtung des Marktes dürfte damit wohl erst dann festgelegt werden, erklärten Händler. Neben der EZB blieb auch der Brexit ein Thema. Nach dem gescheiterten Neuwahlantrag von Premier Boris Johnson können die Briten frühestens im November über ein neues Parlament abstimmen.

Der Swiss Market Index (SMI) schloss 0,39 Prozent tiefer bei 10’020,48 Punkten. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) sank um 0,31 Prozent auf 1’535,46 und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,62 Prozent auf 12’164,05 Zähler. Im SLI hielten sich Gewinner und Verlierer die Waage.

Bei den Pharmariesen Roche (-0,3%) und Novartis (-1,4%) wurden neben den erwähnten Umschichtungen auch die immer wieder aufkeimenden Diskussionen um die Ausgestaltung der Medikamentenpreise in den USA thematisiert. Berichte, wonach im US-Repräsentantenhaus derzeit an einem Gesetzentwurf zur Senkung der Medikamentenpreise gearbeitet werde, setzte die gesamte Branche merklich unter Druck.

Laut Analysten stemmt sich der Entwurf aggressiv gegen die Pharmakonzerne. Die Preispolitik im Pharmabereich ist Donald Trump schon länger ein Dorn im Auge. Niedrigere Behandlungskosten für Patienten waren vor seinem Amtsantritt schon Teil des Wahlkampfes.

Auch in Nestlé (-1,6%) wurden Gewinne mitgenommen. Der Lebensmittelriese hat aufgrund seiner hohen Marktkapitalisierung mit dem Kursanstieg von 40 Prozent im laufenden Jahr einen Gutteil zur Performance des Gesamtmarktes beigetragen. Gewinnmitnahmen erfassten auch den Pharmazulieferer Lonza (-5,3%) und den Bankensoftware-Hersteller Temenos (-4,4%).

Dagegen legten die Aktien der Banken UBS (+3,0%) und Credit Suisse (+2,3%) kräftig zu. Einerseits zog der Sektor wegen der anziehenden Bondrenditen Käufer an, andererseits hatte Kepler Cheuvreux UBS auf «Buy» von «Hold» hochgestuft. Julius Bär gewannen 2,2 Prozent. Gesucht waren ausserdem zyklische Werte wie etwa Adecco (+2,4%), LafargeHolcim (+1,9%) und ABB (+1,6%).

Starke Verluste verbuchten Partners Group (-3,9%). Der auf alternative Anlagen spezialisierte Vermögensverwalter hat mit seinem Halbjahresabschluss die Markterwartungen verfehlt. Manche Anleger nützten nun das Ergebnis als guten Anlass, Gewinne zu realisieren, hiess es.

Im breiten Markt zogen Sunrise um 2,3 Prozent an. Dem Telekommunikationskonzern bläst in der Debatte um den geplanten Kauf des Rivalen UPC Schweiz ein rauer Wind entgegen. Nun fordert ein Aktionär die Abwahl von Verwaltungsratspräsident Peter Kurer. Und laut der Nachrichtenagentur Reuters hat sich auch der aktivistische Investor Active Ownership Capital (AOC) auf die Seite der kritischen Aktionäre geschlagen. Damit schwinde die Gefahr einer Kapitalerhöhung weiter, erklärten Händler.

Poenina stiegen um 3,5 Prozent. Der Haustechniker ist im ersten Halbjahr stark gewachsen und hat sich positiv über die weiteren Aussichten geäussert. Arbonia (+2,3%) waren ebenfalls gefragt. Möglicherweise hätten die positiven Aussagen des Poenina-Chefs auch zu Käufen bei dem Bauausrüster aus der Ostschweiz geführt, meinte ein Händler.

Gewinnmitnahmen belasteten die Aktien von Molecular Partners (-1,6%). Der Titel hatte am Vortag 8,7 Prozent zugelegt. Der Partner Allergan hatte in den USA einen Zulassungsantrag für das Augenmedikament Abicipar gestellt. (awp/mc/ps)

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