CH-Schluss: Ängste um Weltwirtschaft führen zu starken Kursverlusten

CH-Schluss: Ängste um Weltwirtschaft führen zu starken Kursverlusten

Zürich – Die Ängste um die weltweite Konjunktur haben am Schweizer Aktienmarkt am Mittwoch wie an den anderen Finanzplätzen weltweit zu starken Kursverlusten geführt. Der Leitindex SMI verlor am Nachmittag nach der Publikation von schwachen Konjunkturdaten aus den USA bis zu 3%, womit er sich dem Jahrestief vom Februar annäherte.

Am Nachmittag eingetroffene unerwartet schlechte Wirtschaftsdaten aus den USA hätten weltweit Ängste um den Zustand der weltgrössten Volkswirtschaft geschürt, sagte ein Marktbeobachter in Zürich. Generell sei die Nervosität an den Märkten derzeit sehr hoch – wann die Kurse wieder Boden erreichten, lasse sich schwer sagen. Das «Angstbarometer» VSMI, das die Volatilität am Schweizer Aktienmarkt abbildet, kletterte entsprechend mit 21,1 Punkten so hoch wie noch nie in diesem Jahr.

Der Swiss Market Index (SMI) schloss 2,32% tiefer bei 8’144,88 Punkten, nachdem er am Nachmittag ein Tagestief bei 8’085 Punkten erreicht hatte. Der gekappte Swiss Leader Index (SLI) gab um 2,49% auf 1’201,65 Punkte nach und der breite Swiss Performance Index (SPI) sank 2,25% auf 8’013,85 Zähler. Sämtliche 30 wichtigsten Aktien schlossen im Minus.

Die heftigsten Abgaben im SMI erlitten die Bankentitel: So schlossen Julius Bär 5,8% im Minus, UBS gaben 3,9% nach und CS verloren 3,7%. In den USA legte die Bank of America ihre Zahlen zum dritten Quartal vor, wobei der Gewinn stark durch eine Milliardenstrafe wegen Hypothekargeschäften vor der Finanzkrise belastet wurde. Auf der UBS laste zudem das US-Verfahren gegen ihr ehemaliges Geschäftsleitungsmitglied Raoul Weil, meinte ein Marktbeobachter: Eine Verurteilung Weils könnte die Position der UBS etwa im Steuerstreit mit Frankreich schwächen.

Stark belastet wurden die Indizes auch durch die Verluste der schwergewichtigen Pharmawerte Novartis (-2,8%) und Roche (-2,1%). Die Pharmatitel standen europaweit unter Druck – das mögliche Scheitern der Übernahme des irischen Pharmakonzerns Shire durch den US-Konzern Abbvie habe einigen Fusionsphantasien einen schweren Dämpfer erteilt, hiess es am Markt. Starke Abgaben erlitten auch die Titel des Pharmaunternehmens Actelion (-3,7%).

Deutliche Abgaben erlitten auch die defensiven Swisscom (-2,7%). Die Analysten von Exane BNP Paribas bezweifelten in einem «Feedback» zu einer Roadshow des Konzerns, ob Swisscom tatsächlich seine italienische Tochter Fastweb verkaufen wolle. Laut Medienberichten dementierte zudem ein Vodafone-Verantwortlicher ein Interesse an einer Fastweb-Übernahme.

Verluste erlitten auch zahlreiche zyklische Werte wie Adecco (-3,1%), ABB oder Holcim (je -3,0%). Auch die Geberit-Titel (-2,2%) haben die Gewinne vom Vortag wieder preisgegeben, als das Sanitärunternehmen eine Grossakquisition in Skandinavien mitgeteilt hatte.

Moderater fielen die Verluste für die Titel des Nahrungsmittelkonzerns Nestlé (-1,5%) aus, der am Donnerstag seinen Quartalsbericht vorlegen wird. Der französische Konkurrent Danone hatte am Mittwoch mit einem Umsatzwachstum im dritten Quartal vorgelegt, an der französischen Börse gehörten die Danone-Titel entsprechend zu den stärksten Titeln.

Ebenfalls weniger stark als der Gesamtmarkt gaben die Luxusgüterwerte Swatch (-1,3%) und Richemont (-0,9%) nach. Am Vorabend hatte der französische Konkurrent LVMH seine Quartalszahlen vorgelegt und dabei den Umsatz vor allem dank einem Wachstum in Europa und den USA stabilisieren können. Auch Galenica (-1,5%) schliessen mit verhältnismässig «moderaten» Abgaben. Seit Anfang Oktober hatten die Titel stark nachgegeben, am Dienstag hatten sie allerdings noch zu einer Gegenbewegung angesetzt.

Auch die am breiten Markt gehandelten Cosmo-Titel (-4,5%) gaben klar nach. Das italienische Pharmaunternehmen gab die Verlegung des Konzernsitzes von Italien ins steuergünstige Irland bekannt. Der Schritt folgt auf den gescheiterten Plan, die irische Tochtergesellschaft in den US-Konzern Salix einzubringen. (awp/mc/upd/ps)

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