CH-Verlauf: Steigende US-Renditen belasten

Zürich – Die Schweizer Börse tendiert am späten Donnerstagvormittag auf breiter Front schwächer. Grund dafür ist der Anstieg der Rendite der 30-jährigen US-Staatsanleihen auf über 5 Prozent. Damit habe die Rendite angesichts der hohen US-Staatsverschuldung ein fast schon besorgniserregendes Niveau erreicht, sagt ein Händler. Zudem könnte das ohnehin schon hohe Haushaltsdefizit wegen des geplanten neuen US-Steuergesetzes noch weiter steigen. Ausserdem war der US-Dollar im Zuge der Auktion kurzzeitig unter Druck geraten. «Steigende Rendite und schwacher Dollar lassen vermuten, dass ausländische Investoren bei der Auktion nicht sehr aktiv mitgemacht haben», meint ein anderer Händler. Ausserdem monieren die Börsianer auch die fehlenden Fortschritte bei neuen Handelsabkommen der USA.
Konjunkturdaten aus der Eurozone bewegten den Markt laut Händlern nicht stärker. Dabei hat sich die Unternehmensstimmung im Euroraum im Mai trotz erster Entspannungssignale in dem von den USA angezettelten Zollkonflikt überraschend weiter eingetrübt. Der von S&P Global ermittelte Einkaufsmanagerindex sank um 0,9 auf 49,5 Punkte und liegt damit unter der Wachstumsschwelle von 50. Derweil hat sich die Stimmung in der deutschen Wirtschaft gemäss dem Ifo-Index im Mai zum fünften Mal infolge verbessert und hat nun den höchsten Wert seit dem vergangenen Juni erreicht. Am Nachmittag werden in den USA die Erstanträge aus Arbeitslosenhilfe sowie der Einkaufsmanagerindex von S&P Global veröffentlicht, was den Markt noch beeinflussen könnte.
Der Leitindex SMI notiert um 11.15 Uhr um 1,06 Prozent tiefer auf 12’249,16 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, büsst 1,10 Prozent ein auf 1998,70 und der breite SPI 1,02 Prozent auf 16’824,52 Zähler. Sämtliche 30 SLI-Werte geben nach.
Die grössten Verluste verbuchen die Aktien der Hörgeräteherstellerin Sonova (-2,8% auf 270,20 Fr.). Ein Händler verweist darauf, dass der Broker Redburn das Rating auf «Sell» gesenkt habe. Das Kursziel betrage 225 Franken.
Dahinter folgen die zinssensitiven Aktien von Partners Group (-2,2%). Sie litten unter dem US-Renditeanstieg. Der Asset Manager bekomme die Zinsbewegungen stets stark zu spüren, finanziere er doch seine Beteiligungen auch mit Dollar-Krediten, heisst es am Markt.
Bei den Anteilen von SGS (-1,7%) und Kühne + Nagel (-0,9%) oder auch Richemont (-1,6%) machten sich die Sorgen um den Welthandel breit.
Die Inhaberaktien des Richemont-Rivalen Swatch (-0,4%) geben am Tag nach der Generalversammlung leicht nach. Im Vorfeld der Veranstaltung hatte es nach Angaben der Börse SIX einen Insiderkauf gegeben. Demnach kam es zu Management-Käufen im Wert von 29 Millionen Franken. «Dies untermauert bedingungsloses Vertrauen in die Kraft eines gesunden Unternehmens», kommentierte ein Swatch-Sprecher die Managementtransaktion.
Schindler PS (-1,7%) litten unter einer Verkaufsempfehlung, heisst es. Octavian hat das Rating für den Lifthersteller auf «Hold» von «Buy» gesenkt.
Aber auch Aktien mit einem defensiven Geschäftsmodell litten unter Verkäufen. So reihten sich Lonza (-1,4%), Roche (GS -1,4%), Novartis (-1,1%), Alcon (-1,3%) und Sandoz (-1,3%) bei den Verlierern ein.
Auf den hinteren Rängen ermässigen sich die Aktien von Galenica (-0,5) trotz guter Ergebnisse. Dabei hat der Apothekenzulieferer in den ersten vier Monaten 2025 den Umsatz um 4,7 Prozent auf 1,31 Milliarden Franken gesteigert.
Gefragt sind Clariant (+2,1%). Ein Konkurrent hat einen Geschäftsbereich, in dem Clariant ebenfalls aktiv ist, zu einem unerwartet guten Preis verkauft. Dies wecke bei Clariant Bewertungshoffnungen, heisst es am Markt.
Die Aktien von Relief Therapeutics (+68%) springen um gut die Hälfte nach oben. Grund dafür ist, dass die US-Arzneimittelbehörde FDA dem Produktkandidaten RLF-TD011 den Status einer seltenen pädiatrischen Erkrankung (Rare Pediatric Disease, RPD) verliehen hat. (awp/mc/ps)