CH-Verlauf: EU/US-Zolleinigung stützt SMI zum Wochenstart

Zürich – Die Zolleinigung zwischen der EU und den USA vom Wochenende sorgt an den Finanzmärkten zum Wochenstart für sichtliche Erleichterung. Dass der SMI dabei nochmals etwas stärker zulegt als seine europäischen Pendants, liegt auch an den Kursgewinnen der beiden Pharma-Schwergewichte, die für einen Grossteil der heutigen SMI-Avancen stehen. Im weiteren Tagesverlauf rücken dann die Zollverhandlungen zwischen China und den USA in den Fokus. Hier gehen Marktteilnehmer davon aus, dass sich beide Seiten weitere 90 Tage für Verhandlungen einräumen werden. Die Schweiz wartet derweil weiterhin auf eine Rückmeldung aus den USA.
Die ersten Kommentare zur EU/US-Einigung fallen allerdings eher verhalten aus. Der Deal sei in weiten Teilen nicht auf die Bedürfnisse Europas abgestimmt, kommentiert ein Händler. Ein weiterer spricht von einem asymmetrischen Deal, der die USA klar bevorteile. «Die EU erkauft sich den US-Marktzugang mit milliardenschweren Zugeständnissen.» An den Märkten überwiege zunächst Erleichterung, da ein drohender Handelskrieg abgewendet wurde. «Allerdings könnte der Deal in den kommenden Monaten inflationär wirken.» Im weiteren Wochenverlauf warten dann einige wichtige Termine auf die Anleger. Neben dem Zinsentscheid des Fed und dem monatlichen US-Arbeitsmarktbericht stehen hierzulande die Zwischenberichte gewichtiger Unternehmen wie der UBS an. In den USA legen Megakonzerne wie Apple, Microsoft und Amazon Zahlen vor.
Der Leitindex gewinnt gegen 11.05 Uhr 0,65 Prozent hinzu auf 12’032,91 Punkte. Der SLI, in dem derzeit 31 Titel enthalten sind, steigt um 0,62 Prozent auf 2006,52 und der breite SPI um 0,63 Prozent auf 16’817,08 Zähler. Im SLI stehen 24 Gewinnern sechs Verlierer gegenüber. Lonza sind unverändert.
Vor allem Vertreter der Techbranche sind gesucht. VAT (+3,5%) ziehen bei den Blue Chips an. In den hinteren Reihen gewinnen AMS Osram, Inficon, Comet und U-Blox bis zu 3,1 Prozent hinzu. Laut Händlern sorgt die Zolleinigung zwischen der US und den USA für Erleichterung in der Branche.
Aber auch die Pharmabranche ist zunächst verstärkt gesucht. Neben Sandoz (+1,6%) gewinnen auch die beiden Schwergewichte Roche (+1,4%) und Novartis (+1,2%) überdurchschnittlich. Zwar sollen auch auf Medikamente die vereinbarten 15 Prozent Zölle erhoben werden, Generika wiederum sollen aber ausgeschlossen sein. Das sind vor allem gute Nachrichten für den Generika-Konzern Sandoz. Aber auch die Pharmabranche reagiert zunächst europaweit erleichtert. Immerhin waren zum Teil deutlich höhere Zollsätze befürchtet worden.
Bei Roche verweisen Börsianer zudem auf ein aktuelle Alzheimer-Update. Am diesjährigen Fachkongress in Kanada wird der Konzern nicht nur neue Daten zu seinen Alzheimer-Kandidaten vorstellen. Für Gesprächsstoff sorgen auch die Pläne, den Hoffnungsträger Trontinemab in einer zulassungsrelevanten Studie bei Patienten einsetzen zu wollen, die noch keine Symptome aufzeigen.
Gleichzeitig greifen Investoren bei zyklischen Werten wie Kühne+Nagel, SGS oder auch Sika zu, wie die Kursgewinne von bis zu 1,5 Prozent zeigen. Bei SGS äusserten sich im Anschluss an die Zahlen vom vergangenen Freitag noch zahlreiche Analysten wohlwollend zu Wort. Die Bauchemiespezialistin Sika wiederum wird am morgigen Dienstag über den jüngsten Geschäftsverlauf berichten.
Die übersichtliche Verliererliste führen die Aktien des Uhrenherstellers Swatch (-2,7%) an. Allerdings haben die Aktien in den vergangenen Tagen auch überdurchschnittlich stark zugelegt.
Die Papiere von Schwergewicht Nummer 3, Nestlé, setzen mit -0,1 Prozent auf 73,26 Franken ihre nun seit Wochen anhaltende schwache Performance fort. Erst am Freitag waren die Papiere auf 72,32 Franken und damit ein Mehrjahrestief gefallen.
In der zweiten Reihe sorgen zahlreiche Analystenkommentare für Bewegung. Landis+Gyr (+6,5%) oder Interroll (+4,3%) ziehen nach Hochstufungen klar an. Pierer (+11%) springen an, nachdem die Motorradherstellerin und Pierer-Mobility-Tochter KTM die Produktion nach Abschluss des Sanierungsverfahrens wieder hochfährt. Stadler Rail (+2,0%) legen derweil zu nach einem neuen Auftrag aus Köln. (awp/mc/pg)