CH-Verlauf: SMI etwas tiefer – Zurückhaltung vor Jackson Hole

Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt gönnt sich am Donnerstag eine Verschnaufpause. Trotz der moderaten Verluste mache der Leitindex SMI in dem aktuellen Marktumfeld aber eine überaus gute Figur, heisst es in einem Kommentar von BNP Paribas. Im Zuge der jüngsten Kursgewinne habe das Barometer einen massiven Widerstandsbereich überschritten und damit für Aufwärtspotenzial gesorgt.
Die aktuelle Zurückhaltung steht aber auch im Zusammenhang mit den stockenden Friedenshoffnungen im Ukraine-Krieg und dem heute beginnenden Notenbanker-Treffen im amerikanischen Jackson Hole. Alles zusammen sorge dafür, dass Investoren ihr Risiko reduzierten, heisst es von Marktbeobachtern. Die jüngste Stärke der eher defensiven Schwergewichte untermauere diese Annahme. Mit Blick auf Jackson Hole erhoffen sich Anleger insbesondere Signale zur US-Geldpolitik, wenn Fed-Chef Jerome Powell am morgigen Freitag seine Rede hält. «Powell ist derzeit der mit Abstand wichtigste Einflussfaktor für die Zinserwartungen», fasste es ein Analyst zusammen.
Der Leitindex SMI notiert gegen 11.05 Uhr um 0,52 Prozent tiefer bei 12’212,29 Punkten. Der SLI, in dem derzeit 31 Titel enthalten sind, verliert 0,55 Prozent auf 2012,21 und der breite SPI 0,43 Prozent auf 16’962,52 Zähler. Im SLI stehen 29 Verlierer zwei Gewinnern gegenüber.
Die grössten Abgaben verbuchen erneut die Alcon-Aktien (-2,8%). Der Augenheilkundespezialist war bereits am Vortag wegen enttäuschender Zahlen abgestraft worden. Nun folgten mit vorsichtigen Analystenkommentaren, Kursziel- und Ratingsenkungen Anschlussverkäufe.
Bei Geberit (-1,1%) halten nach den Zahlen vom Vortag die Gewinnmitnahmen an. Dabei hatte der Sanitärtechnikkonzern mit den Zahlen selbst solide abgeschnitten, nach den zuletzt starken Avancen aber Federn gelassen.
Neben Geberit geben auch weitere konjunktursensible Werte nach. Der Logistiker Kühne+Nagel, die Bauchemiespezialistin Sika oder auch der Warenprüfkonzern SGS fallen um bis zu 1,2 Prozent zurück.
Dass der SMI im Verlauf des Vormittags die anfänglich moderaten Abgaben etwas ausweitet, dürfte vor allem den beiden Schwergewichten Roche (-0,7%) und Nestlé (-0,6%) geschuldet sein. Am Vortag noch hatte der Nahrungsmittelriese mit Kursgewinnen von 3,5 Prozent den Markt massgeblich gestützt. Nach den Avancen der vorangegangenen beiden Handelstage sehen Experten denn auch gute Chancen, dass Nestlé-Aktien nach der langen Durststrecke eine technische Gegenbewegung erleben könnten.
Wenig beeindruckt zeigen sich die Aktien der beiden Uhrenhersteller Richemont (-0,4%) und Swatch (-0,6%) von den am Morgen veröffentlichten Uhrenexporten. So sind die Ausfuhren von Schweizer Uhren im Juli deutlich gestiegen. Kurz vor dem US-Zollhammer wurden dabei besonders viele Uhren in die USA ausgeführt.
Die beiden Gewinner sind Julius Bär (+0,3%) und Swiss Life (+0,2% auf 908,60 Fr.). Dabei setzen die Papiere des Lebensversicherers ihre starke Performance fort und haben bei 912,20 Franken im Handelsverlauf ein neues Rekordhoch markiert.
Das Nachrichtenaufkommen wird erneut durch Zahlen aus den hinteren Reihen bestimmt. Bei den Aktien des Energiekonzerns BKW (-5,8%) sprechen Analysten von Zahlen im Rahmen der Erwartungen, die nach dem bislang guten Kursverlauf aber zu Gewinnmitnahmen führten.
Die krisengeschüttelte Lebensmittelgruppe Orior (-2,4%) hat mit dem Halbjahresergebnis 2025 tiefgreifende Restrukturierungen angekündigt. 90 Stellen sind betroffen. Ziel der Massnahmen ist es, die Verschuldung in den kommenden 18 Monaten um einen hohen zweistelligen Millionenbetrag zu senken.
Und auch für Siegfried (-2,2%) geht es nach dem ersten Halbjahre mit nur geringem Wachstum abwärts – trotz bestätigter 2025er Ziele.
Anders sieht es beim Telekomunternehmen Sunrise (+3,2%) aus, das bei weniger Umsatz und etwas höherem Betriebsgewinn gesucht ist. Auch SPS (+1,0%) und BCV (+1,4%) können überzeugen. (awp/mc/ps)