CH-Schluss: Zoll-Aufschub sorgt für breite Erholung

Zürich – Die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump war auch am Montag der Impulsgeber für den Schweizer Aktienmarkt. Ging es am Freitag nach der Ankündigung neuer Zölle auf Waren aus der EU noch steil nach unten, kam es am Berichtstag zu einer ebenso steilen Gegenbewegung. Trump kündigte nämlich an, die von ihm für Anfang Juni angekündigten zusätzlichen Einfuhrgebühren für EU-Produkte in Höhe von 50 Prozent nun um gut einen Monat auf den 9. Juli verschieben zu wollen. Das tat er nach einem Gespräch mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Denn diese habe ihm zugesagt, dass nötige Gespräche schnell starten würden, schrieb Trump auf seiner Online-Plattform Truth Social.
«Die EU, Apple und Harvard – wer nicht spurt, bekommt vom US-Präsidenten sein Fett weg», kommentierte der Asset Manager Bantleon. «Die Attacken von Donald Trump sorgen weiter für Unruhe an den Finanzmärkten, die sich zuletzt oft aber auch schnell wieder gelegt hat.» Umso wichtiger sei es, die grossen Linien im Blickfeld zu halten. Trumps Zoll-Drohung vom Freitag passe in das ’normale› Muster seiner Verhandlungsstrategie: Mit Maximalforderungen Unruhe auf der Gegenseite zu verursachen, hiess es bei der Deka-Bank. Neue Impulse aus den USA blieben am Berichtstag aus, denn dort und auch in Grossbritannien waren die Börsen feiertagsbedingt geschlossen. Und so hiess es «keine Nachrichten sind aktuell gute Nachrichten» und daher hätten die Aktien die Kursgewinne auch zum grössten Teil halten können.
Der SMI schloss nach einem Tageshoch auf 12’340 Punkten noch um 0,97 Prozent fester auf 12’317,07 Zählern. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, stieg um 1,12 Prozent auf 2008,41 und der breite SPI um 1,06 Prozent auf 16’950,37 Punkte. Alle 30 SLI-Titel schlossen höher.
Auch an anderen wichtigen europäischen Aktienmärkten ging es nach oben. Der deutsche Dax gewann 1,6 Prozent und der französische Cac-40 1,2 Prozent. Am Devisenmarkt allerdings konnte der Dollar die Verluste, die er nach der Ankündigung des Zollhammers am Freitag erlitten hatte, nicht wieder wettmachen. Noch immer kämpft der Greenback mit der Marke von 82 Rappen, die er kurzzeitig unterschritten hatte.
Sämtliche Bluechips notierten nach einer impulsarmen Sitzung fester. Dabei wiesen die Aktien grosse Gewinne aus, die am Freitag auch stark gelitten hatten. Zu Wochenschluss waren Finanzwerte, Technologie-Titel und konjunktursensitive Werte am deutlichsten unter Druck geraten.
Nun reihten sich Technologie-Titel wie VAT (+3,2%), Logitech (+2,2%) oder AMS Osram (+3,2%) weit oben auf der Kurstafel ein. Gleiches galt für konjunktursensitive Werte wie Adecco (+2,4%), Sika (+2,2) und SIG (+1,9%) sowie Wachstumstitel wie Alcon (+2,1%), Straumann (+1,6%) und Partners Group (+1,9%).
Die Luxusgüterhersteller Swatch (+1,0%) und Richemont (+0,9%) zogen ebenfalls an, nachdem ihnen die Zollunsicherheit am Freitag noch zugesetzt hatte. Die beiden Titel dürften am morgigen Dienstag erneut im Fokus stehen, wenn die Daten zu den Uhrenexporten für den April anstehen.
Am unteren Ende der Kurstafel – aber dennoch im Plus – standen defensive Werte das SMI-Schwergewicht Nestlé (+0,1%) und Swisscom (+0,3%). Die Pharma-Riesen Novartis (+1,1%) und Roche (GS +1,0%) gaben dem Markt dagegen eine gewisse Stütze.
Weit hinten schlossen UBS (+0,5%). Die Grossbank ihr Aktienrückkaufprogramm 2024 abgeschlossen und Titel für knapp 2 Milliarden Dollar zurückgekauft. Julius Bär rückten um 1,4 Prozent vor und EFG International gar um 6,6 Prozent.
In der unteren Tabellenhälfte fanden sich auch Kühne+Nagel (+0,8%) wieder. Dabei wiesen aktuelle Daten eher darauf hin, dass die Frachtraten steigen könnten, was für Kühne spreche, hiess es im Handel.
In der zweiten Reihe zogen Ypsomed (+1,6%), Inficon (+1,7%) oder auch DocMorris (+1,6%) an, nachdem sich Analysten zu den Titeln jeweils wohlwollend geäussert hatten. Weiter unter Druck standen dagegen Pierer Mobility (-6,8%). (awp/mc/ps)