CH-Schluss: Deutliche Verluste – Roche und Banken verlieren stark

CH-Schluss: Deutliche Verluste – Roche und Banken verlieren stark

Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Mittwoch deutliche Verluste erlitten und knapp über Tagestief geschlossen. Belastet von schwachen Vorgaben aus Übersee und neuerlichen Sorgen um den künftigen geldpolitischen Kurs in den USA startete der SMI bereits mit leichten Abschlägen in die heutige Sitzung. So liessen positive US-Konjunkturdaten vom Dienstag vermehrt Sorgen um ein baldiges Ende der derzeitigen Liquiditätsschwemme in den USA aufkommen. Zudem sei die Unsicherheit an den Märkten von Ängsten über ein mögliches Wiederaufflammen der Eurokrise und tendenziell negative Konjunkturnachrichten geschürt worden, hiess es weiter.

Daher hätten Anleger vermehrt den Ausstieg gesucht und die seit Jahresbeginn zum Teil üppig angefallenen Gewinne eingestrichen. So weitete der SMI bis zum Handelsende die Verluste aus und sank auf das Niveau von Anfang Mai. Impulse von konjunktureller Seite waren am Berichtstag Mangelware. Hierzulande standen Banktitel unter verstärkter Beobachtung, nachdem der Bundesrat ein Gesetz verabschiedete, um den Steuerstreit mit den USA zu beenden. Die grössten Verluste verzeichneten vor allem die Titel, die in den vergangenen Wochen sehr gut liefen.

Der Swiss Market Index (SMI) verlor 2,34% auf 8’028,64 Punkte (Tagestief 8’024,31). Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) sank um 2,30% auf 1’212,74 Zähler und der breite Swiss Performance Index (SPI) gab 2,21% auf 7’561,44 Punkte ab. Die 30 wichtigsten Titel schlossen alle im Minus.

Belastet haben vor allem die Abgaben in den schwergewichtigen Roche– (-3,6%) und Novartis-Papieren (-2,5%). Beide Titel legten seit Jahresbeginn stärker als der Gesamtmarkt zu, wobei Novartis gegenüber den Roche-Bons ein gewisses Nachholpotential haben.

Einen starken Lauf zeigten bislang auch die zyklischen Richemont (-4,2%), die am Berichtstag am kräftigsten unter die Räder kamen. Analysten sind für Richemont weiterhin positiv gestimmt. So bekräftigte die Citigroup ihr Kaufempfehlung. Wie es hiess, bevorzuge man Richemont gegenüber dem Branchennachbarn Swatch (-3,0%). Swatch wolle sich im weiteren Geschäftsverlauf nicht nur auf die grosse Nachfrage aus Asien verlassen, sondern investiert auch stark in andere Märkte, etwa in den USA, hiess es an der am Mittwoch abgehaltenen Generalversammlung.

Zu den grossen Verlierern zählen auch die Grossbankenwerte UBS (-2,7%) und CS (-2,8%) und die Titel des Vermögensverwalters Julius Bär (-2,7%). Von der um die Mittagszeit vom Bundesrat vorgestellten Verhandlungslösung für den US-Steuerstreit wurden die Titel allerdings kaum bewegt.

Die betroffenen Banken kommentierten den Sachverhalt gegenüber AWP äusserst zurückhaltend. Grundsätzlich werde begrüsst, dass nun eine Lösung auf dem Tisch sei, war sowohl von Seiten der CS wie auch von der Basler Kantonalbank (BKB; +0,8%) und Julius Bär zu erfahren. Auch zu den möglichen finanziellen Auswirkungen eines Vergleichs wollten die Sprecher der Institute am Mittwoch keine Stellung nehmen. Die CS, Julius Bär und die beiden Kantonalbanken BKB und ZKB gehören zu den gemäss Bundesrat insgesamt 14 Banken, gegen die das US-Justizdepartment (DoJ) Untersuchungen genehmigt hat.

Julius Bär hat offiziell noch keine Rückstellungen für die anstehenden US-Strafzahlungen gebildet und könnte gemäss einer aktuellen Studie von Morgan Stanley eine Busse bis zu 750 Mio CHF ohne Eigenkapitalerhöhung verkraften. CS hatte dagegen bereits Ende 2011 Rückstellungen von knapp 300 Mio CHF gebildet. Nicht mehr betroffen von dem Thema sieht sich dagegen die UBS, wie VR-Präsident Axel Weber am Dienstagabend in einem Interview betonte.

Lonza büssten am Berichtstag 3,6% ein, sind aber aufs Jahr gesehen mit einem Plus von 50% die Überflieger bei den Blue Chips. Die Verluste in Transocean (-3,5% bzw. -1,77 CHF) sind zum Teil auf den heutigen Dividendenabschlag von 0,56 US-Dollar zurückzuführen.

Die defensiven Papiere des weltgrössten Nahrungsmittelherstellers Nestlé (-1,3%) verloren deutlich weniger als der Gesamtmarkt. Die UBS erhöhte aufgrund der jüngsten Franken-Schwäche das Kursziel für die Titel leicht, bleibt aber bei der Einstufung «Neutral».

Grössere Verluste verzeichnen auch die zyklischen Sulzer (-2,7%) Adecco (-2,6%). Die geringsten Abschlägen zeigten Actelion (-0,5%) und Syngenta (-0,6%).

Am breiten Markt legten Also-Titel um 5,5% zu. Der Lift- und Rolltreppenhersteller Schindler (-1,2%) hatte am Berichtstag wie im März angekündigt eine Wandelanleihe, welche in Aktien der Also-Holding umgetauscht werden kann, platziert und erfolgreich abgeschlossen. Die finalen Konditionen der Anleihe seien mit einer Laufzeit von 4 Jahren, einem anfänglichen impliziten Umtauschpreis von 60,24 CHF je Also-Aktie und einem Coupon von 0,375% pro Jahr festgelegt worden.

Beim Telemedizin-Anbieter LifeWatch (+1,2%) prüft die Finanzmarktaufsicht FINMA eine Anzeige wegen einer möglichen Meldepflichtverletzung bedeutender Aktionäre, verzichtet aber auf Sofortmassnahmen. In der Folge verschiebt LifeWatch seine Generalversammlung. (awp/(mc/upd/pg)

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