Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat in der letzten Sitzung vor dem Feiertag den Weg zurück in die Gewinnzone gefunden und im positiven Terrain geschlossen. Zum Handelsende verringerten sich jedoch die Aufschläge erneut. Am Morgen war der Leitindex SMI vor dem Hintergrund eines immer denkbarer werdenden Zahlungsausfalls Griechenlands und eines Austritts des Landes aus der Eurozone noch mit deutlichen Verlusten in den Handel gestartet. In der zweiten Handelshälfte hellte sich das Sentiment etwas auf. Die Märkte seien aber weiterhin äusserst nervös und warteten auf Signale der Politik, sagte ein Händler.
Hierzulande stützten die Papiere von Richemont nach einem starken Jahresergebnis den SMI. Ohne grösseren Einfluss blieben dagegen die besser als erwartet ausgefallenen Daten zur US-Industrieproduktion.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss um 0,13% auf 5’872,73 Punkte höher. Das Tageshoch lag bei 5’900,65 Punkten bzw. 0,61%. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) stieg um 0,38% auf 887,31 und der breite SPI um 0,17% auf 5’488,88 Zähler.
Die Richemont-Valoren zeigten sich mit einem Plus von 8,1% als einer beiden Überflieger am Aktienmarkt. Auf Kaufinteresse stiessen die Papiere, nachdem der Luxusgüter-Konzern mit am Morgen veröffentlichten Ergebnis zum Fiskaljahr 2011/12 sowohl beim Umsatz als auch beim Reingewinn die Erwartungen des Marktes übertroffen hatte. Offenbar seien wohl einige Marktteilnehmer gleich in mehrfacher Hinsicht auf dem falschen Fuss erwischt worden und nun mussten Short-Positionen abbauen, wie es in Marktkreisen hiess.
Fester zeigten sich ohne News auch Logitech, die den Markt mit 8,2% überflügelten.
Im Windschatten der Richemont-Titel beendeten auch die Swatch-Papiere (+2,7%) den Handelstag klar in der Gewinnzone. Für zusätzlichen Auftrieb sorgte zudem die Ankündigung von Rekordergebnissen auch für das laufende Jahr durch Konzernchef Nick Hayek an der heutigen Swatch-Generalsversammlung.
Uneinheitlich zeigten sich die Zykliker. Gekauft wurden am Berichtstag Nobel Biocare (+2,0%) und Lonza (+3,6%). Der Lifescience-Konzern Lonza hatte vorbörslich eine neue Zusammenarbeit im Bereich Gentherapie bekanntgegeben. Dagegen gehörten Schindler (-2,1%), SGS (-1,1%) und Holcim (-1,3%) zu den Tagesverlierern. Helvea hatte das Kursziel für den Zementhersteller zwar auf 72 CHF von 69 CHF erhöht, die EPS-Schätzungen für 2012 aber leicht gesenkt. Die Einstufung der Holcim-Titel lautet weiterhin auf ‹Buy›.
Bei den Finanzwerten beendeten einzig die Grossbanken Credit Suisse (-0,9%) und UBS (-0,9%) den Handel mit Verlusten. Prozentual die grössten Gewinne in diesem Segment strichen Swiss Life (+0,9%), Zurich (+1,0%) und Julius Bär (+0,4%) ein.
Ein einheitliches Bild boten dagegen die Börsenschwergewichte: Sowohl Nestlé (-0,6%) als auch die beiden Pharmawerte Novartis (-0,3%) und Roche (-0,2%) gingen mit Verlusten aus dem Handel. Letztere hatten vorbörslich eine Reihe von Studien zu seinen Krebsmedikamenten angekündigt, die Anfang Juni am US-Onkologiekongress ASCO vorgestellt werden sollen. Dabei werden u.a. Daten zum Brustkrebs-Mittel Trastuzumab-Emtansine (T-DM1) präsentiert, die Roche noch in diesem Jahr bei den Zulassungsbehörden weltweit einreichen will.
Im breiten Markt legten SPS (+4,8%) und BCV (+7,4%) deutlich zu. Die Zukäufe erklärten Marktexperten mit der Aufnahme der SPS- und BCV-Papiere in die viel beachteten Aktienindizes von MSCI. Händler erwarten auch in den kommenden Tagen fester tendierende Titel der beiden Gesellschaften.
Quartalszahlen vorgelegt hatten zudem International Minerals (Aktie -1,2%). Im Minus notierten zudem Züblin (-4,9%), nachdem deren französische Tochter am Dienstagabend einen rückläufigen Gewinn vermeldet hatte.
Straumann (+9,1%) stellte am Berichtstag an einem «Capital Market Day» den Analysten seine «Vision 2020» vor. So will das Basler Unternehmen den Nettoumsatz bis zum genannten Jahr mehr als verdoppeln. Zudem gab Straumann die Übernahme von 49% am brasilianischen Dentalimplantatehersteller Neodent bekannt. (awp/mc/ps)
