CH-Verlauf: SMI zieht an und trotzt US-Zöllen

Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt notiert am Donnerstag kurz vor Mittag trotz US-Zollhammer klar im Plus. Nach einem wenig veränderten Start legten die Kurse rund eine Stunde nach Eröffnung stark zu. Händler erklären dies vor allem damit, dass der russische Präsident Putin einem Treffen mit US-Präsident Trump zugestimmt habe. Ein Treffen sei in Vorbereitung, hiess es dazu aus dem Kreml. Dies nährt die Hoffnung auf ein mögliches Ende des Ukrainekriegs. Zudem seien die kotierten Unternehmen von den US-Zöllen weniger betroffen als die Schweizer KMUs.
«Kotierte Firmen können ihre Produktionsstandorte diversifizieren, wenn sie das nicht ohnehin schon gemacht haben wegen des starken Frankens», sagte ein Händler. Zudem gebe es noch immer die leise Hoffnung, dass zu einem späteren Zeitpunkt doch noch ein besserer «Deal» mit den USA gemacht werden könne. Wie lange die Kurserholung anhalte, sei aber ungewiss. «Die Verunsicherung bleibt auf jeden Fall», sagte ein weiterer Händler. Und auch die nach einigen enttäuschenden US-Konjunkturdaten gestiegenen Zinssenkungserwartungen dürften kein so starkes Kaufargument mehr sein. «Das dürfte allmählich in den Kursen eskomptiert sein», heisst es rundum. Für zum Teil grosse Bewegungen sorgen hierzulande auch Unternehmensergebnisse. Hier gebe es Licht und Schatten, heisst es.
Der Leitindex SMI steigt um 11.10 Uhr 0,93 Prozent auf 11,864,28 Punkte. Der SLI, in dem derzeit 31 Titel enthalten sind, rückt gar um 1,21 Prozent vor auf 1982,58 und der breite SPI um 1,06 Prozent auf 16’581,78 Zähler. Im SLI legen 29 Titel zu, nur einer verliert und einer ist unverändert.
Der Zementkonzern Amrize (-9,5%) legte am Vorabend zum ersten Mal Ergebnisse als eigenständiges Unternehmen nach der Abspaltung von Holcim vor. Mangels Vergleichszahlen waren Schätzungen nur spärlich vorhanden. Amrize habe die Erwartungen vor allem beim operativen Gewinn und der Jahresprognose verfehlt, heisst es am Markt. «Möglicherweise sehen wir hier auch eine Art Trotzreaktion», sagte ein Händler. Viele Anleger trennten sich von diesem «US-Pure-Play» und investierten in die Anteile der ehemaligen Mutter Holcim (+1,3%), die von einem Hoch zum nächsten eilten.
Dagegen haben sich Lonza (unv.) und Novartis (+0,1%) nach dem starken Kursrückgang vom Vortag stabilisiert. Der Genussschein von Rivale Roche (+1,0%) wetzt die Kursdelle vom Vortag gar zu einem grossen Teil wieder aus. Am Vortag hatten Sorgen über eine massive Zollerhöhung für Pharmaprodukte den Sektor belastet.
Stark gefragt sind Sandoz (+6,9%), ein weiterer Arzneimittelhersteller. Das Unternehmen hat im ersten Halbjahr die Analystenerwartungen bei der Entwicklung des EBITDA übertroffen. Zudem gilt der Generikahersteller als Teil der Lösung des Problems der hohen US-Medikamentenpreise. «Und Sandoz produziert zudem gar nicht in der Schweiz», so ein Händler.
Gesucht werden zudem zyklische Aktien wie Adecco, Geberit und VAT mit einem Kursgewinn von bis zu 3,6 Prozent.
Zurich (+2,0%) ziehen nach starken Zahlen an. Die Versicherungsgruppe hat im ersten Halbjahr 2025 die Ergebnisse dank Wachstum im Nichtleben- und vor allem im Lebengeschäft sowie guten Anlageergebnisse gesteigert. Die Aktie hat schon am Vortag 1,8 Prozent zugelegt. Die Papiere von Swiss Re (+2,2%) erreichen gar ein neues Mehrjahreshoch, Swiss Life rücken um 1,8 Prozent vor.
Bei Swisscom (+1,3%) hat sich nach einer volatilen Eröffnungsphase ein fester Trend durchgesetzt. Und dies, obwohl der Telekomkonzern im ersten Halbjahr beim Umsatz enttäuscht habe, wie es heisst.
Am breiten Markt sind Technologietitel wie Comet (+1,7%), Inficon (+1,8%) und AMS Osram (+2,8%) gefragt. Grund dafür könnte Donald Trump sein, der den Chiphersteller TSMC von den Strafzöllen ausgenommen hat.
Swissquote legen 5,9 Prozent zu, dies nachdem die Deutsche Bank die Abdeckung mit «Buy» gestartet hat. Galenica (+0,4%) sind nach guten Semesterzahlen etwas fester. (awp/mc/ps)