CH-Schluss: SMI von neuen Zinsängsten stark belastet

CH-Schluss: SMI von neuen Zinsängsten stark belastet
(Adobe Stock)

Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Freitag einen herben Dämpfer erlitten und stark im Minus geschlossen. Auch auf Wochensicht ist die Bilanz tiefrot. Vor allem erneut aufgekommene Zinsängste in den USA führten dazu, dass viele Investorinnen und Investoren zuletzt ihre dieses Jahr aufgelaufenen Gewinne realisiert haben. Der Stimmungsumschwung an den Märkten begann bereits nach Ostern und hat sich am Freitag nochmals verstärkt. Auslöser für letzteres waren vor allem Äusserungen eines Mitglieds der US-Notenbank.

Neel Kashkari vom Fed in Minneapolis hatte am Donnerstagabend signalisiert, dass es angesichts der robusten US-Wirtschaft und eines nur langsamen Rückgangs der Inflation keine Garantie für Zinssenkungen in diesem Jahr gebe. Entsprechend waren die US-Aktienmärkte markant gefallen, was sich dann am Morgen auch auf die europäischen Märkte auswirkte. Die am Nachmittag veröffentlichten US-Arbeitsmarktdaten für den Monat März fielen einmal mehr besser aus als erwartet und belasteten die Aktienmärkte in der zweiten Tageshälfte noch zusätzlich. «Die Serie an guten Arbeitsmarktdaten will einfach nicht abreissen», meinte denn auch VP-Chefökonom Thomas Gitzel in einem Kommentar.

Der Leitindex SMI fiel am Nachmittag entsprechend unter die Marke von 11’500 Punkten (Tagestief 11’481) und damit auf den tiefsten Stand seit Anfang März. Zum Schluss lag das wichtigste Schweizer Aktienbarometer um 1,67 Prozent im Minus auf 11’495,79 Zählern. In Prozent gerechnet war das der grösste Tagesverlust seit dem 19. Oktober letzten Jahres. In der verkürzten Nach-Osterwoche ergab sich damit ein Minus von 2,0 Prozent. Das war ebenfalls das stärkste Wochenminus seit dem letzten Oktober.

Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, büsste am Freitag 1,36 Prozent auf 1888,23 Punkte und der breite SPI 1,42 Prozent auf 15’155,20 Zähler ein. Von den 30 Top-Werten schlossen bis auf drei alle im Minus. Dass die Nervosität wieder deutlich zugenommen hat, zeigte sich auch am VSMI, dem sogenannten Angstbarometer, der mit einem Plus von rund 12 Prozent auf den höchsten Stand seit einem Monat stieg.

Für den grössten Teil der Verluste im SMI waren die eigentlich defensiven Index-Schwergewichte Novartis (-2,5%), Roche GS (-2,4%) und Nestlé (-2,0%) verantwortlich. Händler sprachen hier denn auch vor allem auch von futuresbedingten Verkäufen und weniger von spezifischen Unternehmensnews, welche für die Abgaben verantwortlich gewesen seien. Novartis verloren damit einen grossen Teil der am Vortag erzielten Gewinne nach positiven Unternehmensnews, während der Genussschein von Roche seine ganzen Gewinne, die er zwischen Mitte Februar und Mitte März erzielt hatte, mittlerweile wieder eingebüsst hat und bei 219,20 Franken erneut auf ein Jahres- bzw. Mehrjahrestief-Niveau fiel.

Grundsätzlich waren bei den Blue Chips kaum Unternehmensnews am Markt, welche für Spezialsituationen gesorgt hätten. Die Verluste wurden entsprechend zumeist mit Gewinnmitnahmen nach den guten letzten Wochen begründet. «Nach den starken Avancen können schon mal Gewinne eingestrichen werden», meinte denn auch ein Händler. Schwächste Werte waren neben den bereits genannten etwa Richemont (-2,8%), Swatch (-2,2%), Julius Bär (-2,2%), Logitech (-1,8%) und Swiss Re (-1,7%). Bei den Titeln des Rückversicherers war unter anderem von Angst vor Kosten für das Erdbeben in Taiwan die Rede.

Am besten hielten sich VAT (+1,0%) und Lindt PS (+0,4%), die gar im grünen Bereich schlossen, sowie Straumann, die am Schluss unverändert waren. Lediglich minim im Plus waren SIG, Alcon, SGS und Givaudan.

Zum Teil etwas grössere Kursbewegungen gab es im breiten Markt. So rückten etwa Swiss Steel nach den Vortagesavancen um weitere 10 Prozent vor. Die Aktionäre der in Schieflage geratenen Stahlfirma hatten am Vortag der für die Sanierung notwendigen Kapitalerhöhung zugestimmt.

Gesucht waren auch Implenia (+4,5%). Der langjährige Grossaktionär Max Rössler hat ein Aktienpaket von 13,7 Prozent an die Buru Holding von Philipp Buhofer (Metall Zug) verkauft. Damit werde eine Unsicherheit ausgeräumt, hiess es am Markt. Montana Aerospace (+3,2%) profitierten derweil von einer bestätigten Kaufempfehlung der Bank of America. (awp/mc/pg)

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