CH-Eröffnung: SMI sinkt – Gewinnmitnahmen
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat den Handel am Freitag mit tieferen Notierungen eröffnet und die Abgaben in der Folge deutlich ausgeweitet. Im Vorfeld des heute Nachmittag anstehenden US-Arbeitsmarktberichts sei die Börsenstimmung von Vorsicht geprägt und es würden Gewinne aus der zuletzt gesehenen Erholung mitgenommen, meinen Händler. Vor diesem Hintergrund sind auch die US-Futures und die wichtigsten asiatischen Börsen unter Druck gekommen. Der Schweizer Leitindex SMI ist derweil wieder unter die Marke von 5’500 Punkten abgerutscht.
Der Handel steht zu Wochenschluss ganz im Zeichen des monatlichen US-Arbeitsmarktberichts. Die Nervosität im Vorfeld dazu sei gross, hiess es. Ökonomen rechnen im Monat August mit einem Anstieg der Beschäftigtenzahl zwischen 70’000 und 80’000. Allerdings werde am Markt teilweise bereits mit einer negativen Überraschung und dabei schlimmstenfalls mit einer unveränderten Beschäftigungslage gerechnet. Für den Monat Juli wurde ein Anstieg in der US-Beschäftigung um 117’000 verzeichnet. Diese Schätzungen könnten heute allerdings revidiert werden.
Bis um 09.30 Uhr sinkt der SMI um 1,98% auf 5’421,94 Punkte. Der 30 Titel umfassende, um die Gewichtung gekappte Swiss Leader Index (SLI) verliert 2,24% auf 814,89 und der Swiss Performance Index (SPI) 1,91% auf 4’943,83 Zähler.
Gleichzeitig hat der Schweizer Franken zum Euro und zum Dollar wieder deutlich an Stärke gewonnen. Der Euro-Franken-Kurs ist heute morgen zunächst und die Marke von 1,13 gefallen und konnte anschliessend auch das Niveau von 1,12 nicht halten. Der Euro steht im Moment bei 1,1146 CHF. Derweil kostet ein US-Dollar mit 0,7841 CHF ebenfalls klar weniger als am Vortag.
An der Schweizer Börse stehen in erster Linie Finanzwerte und konjunktursensitive Titel auf den hintersten Plätzen. So geben im Finanzsektor die Aktien des Lebensversicherers Swiss Life mit 3,8% stark nach. Aber auch die Grossbankentitel der UBS (-3,3%) und Credit Suisse (-3,0%) verlieren deutlich an Wert.
Bei den Zyklikern sind die Luxusgütertitel der Swatch Group (-3,0%) und Richemont (-3,5%) unter erhöhten Abgabedruck gekommen. HSBC hat in einer Sektorstudie aufgrund niedrigerer Umsatzerwartungen für die USA und Europa die Gewinnschätzungen und die Kursziele für beide Werte gesenkt.
Zu den grössten Verlierern gehören auch Adecco mit einem Abschlag von 3,0%. Derweil büssen ABB um 2,9%, Clariant um 2,7% oder die in der Ölindustrie tätigen US-Unternehmen Transocean um 2,9% und Weatherford um 2,8% ein.
Nobel Biocare geben um 2,3% nach. Die Analysten von Goldman Sachs haben zum Dentalimplantatemarkt eine Branchenstudie verfasst und das Kursziel für Nobel aufgrund niedrigerer Wachstumsprognosen am Markt gesenkt. Im breiten Markt verlieren Straumann gar 3,6%. Hier hat Goldman Sachs das Rating auf «Sell» nach zuvor «Buy» deutlich herabgesetzt.
Die geringsten Abgaben gehen bei den Blue Chips auf das Konto von Sonova, die sich um 0,7% verbilligen. Nestlé verlieren 0,8%, während die beiden Pharma-Schwergewichte Roche (-2,0%) und Novartis (-2,1%) um zwei Prozent und mehr nachgeben.
Lonza sinken um 1,1%. Der Lifesciencekonzern hat dem britischen Biotechnologieunternehmen Oxford BioTherapeutics eine Lizenz für die Nutzung seines firmeneigenen GS Gene Expression Systems gewährt.
Während es ausser zu Lonza bei Blue-Chips-Unternehmen kaum Neuigkeiten gibt, hat die Halbleiter-Herstellerin U-blox die Zahlen für das erste Halbjahr vorgelegt. Dabei konnte U-blox den Wachstumskurs fortsetzen während das Ergebnis durch den starken Franken belastet wurde. Die Ergebnisse hätten grösstenteils den Erwartungen entsprochen, hiess es. Allerdings mussten angesichts der aktuellen Währungssituation die Prognosen gesenkt werden. Die Aktie verliert deutliche 5,4%.
Im Blick stehen auch LifeWatch, die Titel geben mit 8,8% stark nach. Die US-Tochtergesellschaft des Medtech-Unternehmens ist in eine zivilrechtliche Untersuchung durch das Office of the Inspector General (OIG) involviert. Weiter haben Schaffner (Aktie: noch nicht gehandelt) eine Übernahme in den USA und Bachem (-0,3%) Wechsel im Top-Management angekündigt.
Meyer Burger verlieren 3,9%. Die Bank Vontobel hat die Schätzungen und das Kursziel aufgrund der höher als erwarteten unrealisierten Währungsverluste gesenkt. Die gleiche Bank setzte im Anschluss an die gestern publizierten und enttäuschend ausgefallenen Halbjahreszahlen das Rating für Bobst auf «Reduce» von «Hold» herab. Die Bobst-Titel geben um 7,0% nach und weiten so die gestrigen Verluste noch aus.
Zu den wenigen Gewinnern gehören Kardex (+1,0%). Die bestehenden Aktionäre des Lagerlogistikers haben im Rahmen des Bezugsrechtsangebots 819‘897 (34%) der angebotenen neuen Kardex-Aktien gezeichnet. (awp/mc/ps)