CH-Eröffnung: SMI stark unter Druck

CH-Eröffnung: SMI stark unter Druck

Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat den Handel am Montag, belastet von den verstärkten Sorgen um die Entwicklung in der Eurozone und schwachen Vorgaben aus den USA und Asien, mit deutlich tieferen Notierungen eröffnet. Bereits am Freitag hatte die Rücktrittsankündigung des EZB-Chefökonomen Jürgen Stark Unsicherheiten an den internationalen Finanzmärkten hervorgerufen und die Aktien weltweit unter Druck gesetzt. Der Abgabedruck habe sich nach Europaschluss an der Wall Street und heute Morgen in Asien noch verstärkt, heisst es im Handel.

Besonders deutlich geben Zykliker und Finanzwerte nach. Bei den Banken beschäftigt dabei der Steuerstreit zwischen der Schweiz und den USA die Anleger zusätzlich.

Die Sorgen um das hochverschuldete Griechenland haben sich über das Wochenende noch akzentuiert. Ein Zahlungsausfall Griechenlands werde immer wahrscheinlicher und Notfallpläne seien in Vorbereitung, um auf eine Ausweitung der Krise auf andere Schuldenstaaten vorbereitet zu sein, heisst es. Derweil bietet das Treffen der Notenbanker und Finanzminister der G7-Staaten vom Wochenende in Marseille den Aktien kaum Unterstützung. Ein konkretes Massnahmepaket gegen die Konjunktur- und Schuldenkrise haben die Akteure nicht geschnürt.

Bis um 09.30 Uhr verliert der SMI 2,38% auf 5’301,63 Punkte und kann somit die Schwelle von 5’300 Stellen nur ganz knapp halten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) sinkt um 2,62% auf 791,12 Zähler und der Swiss Performance Index (SPI) um 2,45% auf 4’826,13 Punkte.

Auch an den Devisenmärkten wirken sich die erneuten Sorgen in der Eurozone aus. Der Euro sackte zum Dollar unter die Marke von 1,36 und kostet zum Berichtszeitpunkt noch 1,3548 USD. Zum Franken bewegt sich der Euro seit Freitagabend auf den von der SNB angestrebten Zielwert von 1,20 zu. Derzeit notiert der Euro allerdings mit 1,2065 CHF oberhalb dieses Ziels.

Im Blue-Chips-Segment notieren fast alle Werte im Minus. Dabei stehen mit Blick auf die Euro-Sorgen und dem Steuerstreit mit den USA und Deutschland die Banken stark unter Druck: UBS büssen um 3,5%, Julius Bär um 2,9% oder Credit Suisse um 2,5% ein.

Am Wochenende wurde bekannt, dass die CS mit dem Wissen des Bundesrats den USA statistische Daten zum US-Privatkundengeschäft übermittelt hat. Laut den Presseberichten hat das Staatssekretariat für internationale Finanzfragen (SIF) auch anderen Instituten, darunter Julius Bär, unter gewissen Voraussetzungen ein entsprechendes Recht eingeräumt. Nun will der Bundesrat in begründeten Fällen effizient Amtshilfe leisten. Zudem steht offenbar das mit Deutschland ausgehandelte Steuerabkommen vor dem Scheitern. Widerstand leiste die SPD, hiess es in Agenturberichten.

Grössere Abgaben sind auch bei den Versicherern zu sehen: Swiss Life büssen um 4,4%, ZFS um 3,6% oder Swiss Re um 3,1% ein. Der Rückversicherer Swiss Re bestätigte anlässlich des Branchentreffens in Monte Carlo die Erwartungen auf allmählich anziehende Tarife. Allerdings würden in gewissen Bereichen nach wie vor tiefe Preise dominieren. Zudem stellten die anhaltend tiefen Zinsen für die Branche einen «echten Schock» dar, so die Swiss Re.

Die stärksten Abgaben im SMI/SLI verbuchen die Titel des in der Ölindustrie tätigen US-Konzerns Weatherford (-7,0%). Unter den Zyklikern geben aber auch Logitech (-4,3%), Holcim (-3,8%) oder Adecco (-3,1%) stark nach.

Swatch Group büssen 2,0% ein. Die Swatch gab heute bekannt, dass die Zusammenarbeit mit Tiffany beendet wurde. Der US-Luxusgüterhersteller habe die Entwicklung des Geschäfts «systematisch blockiert», lautete die Begründung. Swatch fordert Schadenersatz. Richemont geben derweil um 1,51 CHF oder 3,3% nach. Die Titel werden heute allerdings mit 0,45 CHF ex-Dividende gehandelt.

Die defensiven Index-Schwergewichte Novartis (-3,0%), Roche (-2,3%) und Nestlé (-1,4%) geben unterschiedlich stark nach. Merrill Lynch hat für Novartis das Rating auf «Neutral» von «Buy» gesenkt. Die Experten begründen dies mit einer Reihe von enttäuschenden Nachrichten. Dagegen haben die gleichen Analysten das Roche-Kursziel angehoben.

Lonza verlieren derweil mit 0,1% nur leicht an Wert. Der Life-Science-Konzern hat sein laufendes Übernahmeangebot für alle ausstehenden Stammaktien der US-amerikanischen Arch Chemicals verlängert. Sonova steigen gar um 1,7%.

Im breiten Markt verlieren Micronas (-7,6%) oder Petroplus (-6,3%) stark an Wert, während Swissmetal um 4,1% dazugewinnen. Die Aktien von Evolva stehen mit 1,4% im Plus. Das Biotechunternehmen hat zwar aufgrund des Auslaufens des Schutzprogrammes gegen biologische Waffen sowie wegen der Aufwertung des Schweizer Frankens deutliche Umsatzeinbussen hinnehmen müssen. Gleichzeitig konnten die Kosten gesenkt werden. (awp/mc/ps)

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