CH-Schluss: Ausverkauf geht weiter

CH-Schluss: Ausverkauf geht weiter

Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Montag erneut massive Verluste erlitten und dabei erstmals seit April 2009 wieder unter 5`000 Punkten geschlossen. Nach sehr volatilem Start brachten am Nachmittag die starken Verluste der US-Börsen neuen Verkaufsdruck. Die Ausverkaufsstimmung der letzten zwei Wochen hält damit unvermindert an. Seit dem Jahreshöchststand im Februar hat der SMI schon rund 25% eingebüsst. Die Nervosität und damit die Volatilität an den Finanzmärkten bleiben weiterhin äusserst hoch.

Zum befürchteten Crash kam es nach der Ratingrückstufung der USA durch Standard & Poor`s zwar nicht, die Kurse blieben aber im freien Fall. Am Freitag nach Börsenschluss hatte S&P mitgeteilt, dass sie die Bonität der USA auf AA+ von bisher AAA zurücknimmt. Damit war eingetreten, was viele Marktteilnehmer bereits erwartet hatten. Auf dem internationalen Politparkett sind derweil die Bemühung zur Stabilisierung der Märkte angelaufen. Die Finanzminister der G7 haben sich zu ihrer Verantwortung für stabile Finanzmärkte bekannt. Die EZB signalisierte weitere Käufe von italienischen und spanischen Staatsanleihen.

Der SMI verlor bis zum Schluss 3,95% und schloss auf dem Tagestief von 4`967,99 Punkten. Im Tagesverlauf markierte der Leitindex den Höchststand bei 5`263,20 Punkte. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) büsste 4,44% auf 752,42 Punkte ein und der breite Gesamtmarkt (SPI) 4,11% auf 4`547,76 Zähler.

Besorgt zeigte sich Marktteilnehmer von der fehlenden Stabilität im Finanzmarktsystem. Sowohl die Notenbanken als auch die Politik hätten fast alle Möglichkeiten ausgeschöpft, hiess es im Markt. Einige Teilnehmer hoffen nun auf das US-Fed, welches am Dienstag anlässlich des Zinsentscheids ein neues Programm zum Kauf von Anleihen (quantitative easing, QE3) ankündigen könnte.

Unter massivem Abgabedruck standen konjunktursensitive Titel wie Logitech (-8,6%) oder ABB (-6,7%) sowie Chemie- und Luxusgüteraktien. Clariant büssten 8,1% ein, Lonza 7,9%, Richemont 7,8% und Swatch 7,6%. Für die letzten drei Titel hat Kepler die Kursziele reduziert und verwies auf die hohe Geschwindigkeit, mit der der Franken aufgewertet hat.

Im Zuge der Talfahrt der Ölpreise rückten auch die Ölwerte in den Fokus. Weatherford (-7,5%) und Transocean (-5,1%) lagen im Ausverkauf.

Bankentitel waren im frühen Handel noch gesucht und führten kurzzeitig den SMI mit deutlichen Aufschlägen an, bis zum Mittag hatten die Notierungen aber ins Minus gedreht. Am grössten waren am Schluss die Verluste bei Credit Suisse (-5,0%), aber auch Julius Bär (-4,7%) und UBS (-4,6%) verzeichneten wieder dramatische Abgaben. Bei den Versicherern sah es ebenfalls äusserst düster aus. ZFS (-7,7%) gehörten mit zu den grössten Verlierern im SMI und auch Swiss Re (-4,9%) gaben deutlich nach.

Deutliche, wenn auch unterdurchschnittliche, Einbussen verzeichneten auch die Schwergewichte Novartis, Roche (je -3,6%) und Nestlé (-2,1%). Entgegen der äusserst schlechten Börsenstimmung entwickelten sich Givaudan (+0,1%), die als einzige im SMI/SLI mit Gewinnen aus dem Handel gingen.

Aus der zweiten Reihe gab es überraschende Nachrichten zu HBM Bioventures (-3,7%). Die Beteiligungsgesellschaft teilte mit, dass das Portfoliounternehmen Cathay Industrial Biotech ihr IPO auf Eis legt. Cathay begründete die Entscheidung mit der schlechten Verfassung der Aktienmärkte.

OC Oerlikon (Aktie -10,2%) gab den Verkauf des Carding-Geschäfts an Zhengzhou bekannt und bei BKW (Aktie -3,0%) ist die Übernahme der französischen Wasserwerke Allevard geplatzt, nachdem die zuständigen französischen Behörden den Konzessionsübertrag an BKW untersagt hatten. (awp/mc/ps)

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