CH-Schluss: Deutlich fester
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Dienstag an die starke Performance des Vortages angeknüpft und im Einklang mit anderen europäischen Börsen deutlich fester geschlossen. Grosse Zugewinne wurden dabei im frühen Handel verzeichnet, danach bewegten sich die meisten Titel auf hohem Niveau seitwärts mit leicht steigender Tendenz, ehe die Aktien am Nachmittag zusätzlich Auftrieb erhielten.
Der Risikoappetit der Investoren habe sich über Nacht weiter erhöht, getrieben von den Hoffnungen in die angedachten Hilfspakete für die Eurozone, hiess es in Marktkreisen. Die in den Pipelines liegenden Pläne zur Stärkung des Euro-Rettungsschirms, der europäischen Finanzstabilitätsfazilität (EFSF), würden demnach die Aktienkurse beflügeln.
Wie die Pläne allerdings konkret umgesetzt werden soll, bleibt noch immer im Dunkeln und die nun genährten Hoffnungen bieten Experten zufolge denn auch entsprechend grosses Enttäuschungspotential. Eine Stütze war zudem auch die Einigung im US-Senat auf ein Übergangsbudget bis Mitte November. Die am Nachmittag in den USA publizierten Konjunkturzahlen, welche leicht über den Erwartungen ausfielen, haben das Sentiment zusätzlich gestützt.
Der SMI schloss um 3,03% höher auf 5’564,62 Punkte und damit nur knapp unter dem Tageshöchststand. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) legte um 4,02% auf 837,18 Punkte zu und der Swiss Performance Index (SPI) 3,12% auf 5’050,99 Punkte.
Wie es in der Schuldenkrise der Euro-Staaten weitergeht bleibt spannend. Bevor am Donnerstag der deutsche Bundestag über den erweiterten Euro-Rettungsschirm entscheidet, trifft sich heute Abend die deutsche Kanzlerin Merkel mit dem griechischen Ministerpräsidenten Papandreou.
Von der rückläufigen Risikoaversion und den Diskussionen um mögliche Stützungsmassnahmen für Banken profitierten die Finanzwerte am meisten. So zogen UBS im Nachgang zum turbulenten Wochenende mit der Demission Grübels um 5,9% an. Credit Suisse gewannen gar 8,6% dazu und rangierten damit ganz oben auf der SMI-Tabelle. Julius Bär gewannen 6,7%. Aber auch die Assekuranzwerte Swiss Life (+5,9%) und ZFS (+6,0%) standen weit vorne, gefolgt von Bâloise (+5,1%) und Swiss Re (+4,9%).
Ebenfalls mit klaren Zugewinnen zeigten sich zyklische Werte wie Kühne + Nagel (+6,3%), Adecco (+4,9%), ABB (+5,5%) oder Holcim (+5,7%). Auch die Luxusgüteraktien von Richemont (+5,1%) waren in der Käufergunst gestiegen. Ganz an der Spitze standen indes die Papiere von Clariant, welche sich um massive 9,4% verteuerten.
Lonza (+4,2%) rangierten im oberen Mittelfeld. Am Vorabend hatte das Unternehmen eine strategische und globale Allianz mit der in der regenerativen Medizin tätigen, australischen Mesoblast bekanntgegeben. In Marktkreisen wird die Nachricht grundsätzlich positiv beurteilt.
Angesichts der aufstrebenden Börsen gerieten einmal mehr die defensiven Aktien etwas in den Schatten. Roche (+3,2%), Novartis (+1,6%) und Nestlé (+0,8%) wiesen aber dennoch solide Gewinne auf. Novartis hatte in Japan Zulassungen für das Multiple-Sklerose-Medikament Gilenya und das Medikament Ilaris erhalten sowie für den Produktkandidaten NVA237 bei chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) in der EU ein Zulassungsgesuch eingereicht.
Für Roche hatte Barclays die Gewinnprognosen und das Kursziel erhöht und die Empfehlung «Overweight» bestätigt, unter anderem wegen einer «ungebrochenen Serie von positiven Tests der Phasen I und II».
Die geringsten Avancen verzeichneten Synthes (+0,5%) und Actelion (+0,4%).
Im breiten Markt schlossen CKW unverändert bei 330 CHF, nachdem das Unternehmen für das diesen Monat auslaufende Geschäftsjahr 2010/11 ein deutlich tieferes Ergebnis als im Vorjahr angekündigt hat.
Newron (+12,6%) sollen von der finnischen Biotie Therapies übernommen werden. Die Aktie des Biopharma-Unternehmens hat sich damit dem von Biotie gebotenen Übernahmepreis genähert, zeitweise jedoch über 25% hinzugewonnen. Für Newron sei die Liquidität knapp und die Finanzierunglage angesichts der derzeitigen Verfassung des Kapitalmarktes äusserst schwierig, hiess es dazu bei der Bank Vontobel. (awp/mc/pg)