CH-Schluss: Leicht fester – UBS-Grossverlust bremst
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag dank der aufkommenden Zuversicht, dass die Eurozone ihre Probleme in den Griff bekommen kann, zugelegt. Die Hiobsbotschaft der UBS über einen Milliardenverlust sowie die schwache Entwicklung der defensiven Schwergewichte hielten die Gewinne an der Börse allerdings in Grenzen. Am Nachmittag gab ausserdem eine konzertierte Aktion der wichtigsten Notenbanken den Aktienmärkten einen weiteren Schub.
Die Notenbanken, darunter auch die SNB, wollen damit möglichen Liquiditäts-Engpässen auf dem Dollar-Geldmarkt vorbeugen. In der Folge der Ankündigung legten vor allem Bankentitel europaweit deutlich zu. Die Aktion lindere nicht zuletzt die Not der französischen Banken, kommentierte denn auch ein Händler.
Bis Börsenschluss gewann der SMI 0,29% auf 5’433,48 Punkte. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) stieg um 0,56% auf 818,45 Zähler und der Swiss Performance Index (SPI) legte um 0,46% auf 4’957,27 Punkte zu.
Tagesgespräch an den Märkten war die knapp vor Börseneröffnung mitgeteilte Nachricht, wonach ein mittlerweile verhafteter UBS-Händler der Grossbank einen Verlust von 2 Mrd USD verursacht hatte. Die Bank wird im dritten Quartal damit voraussichtlich rote Zahlen schreiben müssen. Die UBS-Aktie schloss 10,8% tiefer auf einem Mehrjahrestief von 9,75 CHF. Von AWP befragte Händler bezeichneten die Nachrichten zum Milliardenverlust durchwegs als «katastrophal» für die Bank. Der Verlust werfe ein schlechtes Licht auf die Risikokontrolle der Bank, hiess es weiter.
Die Aktien der weiteren Bankinstitute gehörten dagegen zu den deutlichen Tagesgewinnern. Die Titel der UBS-Konkurrentin CS schlossen um 5,8% im Plus und Julius Bär stiegen um 4,3%. Nomura hatte die Julius Bär-Titel am Vormittag zudem auf «Buy» von bisher «Neutral» hochgestuft, wobei der zuständige Analyst auf die defensiven Qualitäten der Aktien sowie insbesondere auf das Aktienrückkaufprogramm der Privatbank verwies.
Auch die Versicherungstitel zeigten sich stark, wobei vor allem ZFS (+4,5%) und Swiss Re (+3,5%) deutlich zulegten. Die Zurich hat in Pierre Wauthier einen Nachfolger für den abtretenden CFO Dieter Wemmer gefunden. Die Besetzung des Postens mit einer internen Person, die über langjährige Unternehmenserfahrung verfügt, sei eine gute Wahl, meinten Analysten dazu.
Die deutlichsten Avancen unter den Blue Chips verzeichneten allerdings die konjunkturabhängigen Aktien. So gewannen Clariant 7,0% und Lonza 6,0%. Transocean schlossen noch 1,8% im Plus. In einem Untersuchungsbericht der US-Regierung zur verheerenden Ölpest im Golf von Mexiko haben diese dem britischen Konzern BP in einem Untersuchungsbericht die Hauptschuld an der Katastrophe zugewiesen.
Bremsend wirkten dagegen die defensiven Titel: So schlossen die schwergewichtigen Nestlé gar 0,3% im Minus. Novartis stiegen gerade 0,1% und Roche 0,3%. Im Nachgang zum Novartis-Investorentag in London passten weitere Analysten am Donnerstag ihre Kursziele für die Titel an. Goldman Sachs erhöhte dabei das Kursziel, das S&P-Aktienresearch senkte es.
Zu den wenigen Verlierern neben der UBS-Aktie gehörten Actelion (-1,3%), Givaudan (-1,2%) sowie Nobel Biocare (-1,1%). Die Exane BNP-Analysten senkten ihr Rating für die Titel von Nobel Biocare auf «Underperform» von «Neutral» und auch Goldman Sachs billigte den Titeln in einer Medtech-Studie nur «limitierte Möglichkeiten» zu.
Im breiten Markt legte der Energieversorger BKW Semesterzahlen vor und kündigte ein Sparprogramm an. Die BKW-Titel gaben um 3,3% nach. Das Forstunternehmen Precious Woods (Aktie +3,3%) und die Immobiliengesellschaft BFW (+0,4%) legten ebenfalls Halbjahreszahlen vor.
Uster Tech stiegen um 5,7% in die Höhe. Der japanische Autobauer Toyota hat die Beteiligung an Uster auf fast 28,5% ausgebaut und liegt damit nicht mehr weit unter der angebotspflichtigen Schwelle von 33 1/3%. (awp/mc/ps)