EU-Schluss: Verluste – Draghi-Rede und US-Daten belasten

EU-Schluss: Verluste – Draghi-Rede und US-Daten belasten

Paris – Am Markt negativ aufgenommene Nachrichten aus der Eurozone und gemischte Konjunkturdaten aus den USA haben die kontinentaleuropäischen Börsen am Donnerstag etwas belastet. Damit wurde die anfängliche Freude über überwiegend gute Unternehmenszahlen wieder gedämpft. Die wichtigsten Indizes standen nach einem positiven Auftakt zu Handelsende wieder in der Nähe ihrer Vortagesstände. Der EuroStoxx 50 verlor moderate 0,14 Prozent auf 2.287,10 Punkte.

In Paris schloss der CAC 40 mit einem Abschlag von 0,09 Prozent auf 3.223,36 Punkte. In London schaffte es die Börse kurz vor dem Schluss doch noch ins Plus: Der Leitindex FTSE 100 kletterte um 0,15 Prozent auf 5.766,55 Punkte.

Gute Quartalsergebnisse unter anderem von France Telecom und vom weltgrössten Spirituosen-Hersteller Diageo hatten die europäischen Börsen zunächst angetrieben. Im Handelsverlauf brachten jedoch Aussagen des Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, die Märkte unter Druck. Draghi hatte auf einer Pressekonferenz nach der EZB-Zinsentscheidung gesagt, dass die Ratsmitglieder keine Zinssenkungen diskutiert hätten. Den Abwärtstrend an den Börsen hatten dann am Nachmittag negative Konjunkturdaten aus den USA forciert: In den Vereinigten Staaten hatte sich die Stimmung im Dienstleistungssektor im April überraschend stark eingetrübt. Der entsprechende Index war von 56,0 Punkten im Vormonat auf 53,5 Zähler gesunken. Volkswirte hatten lediglich mit einem Rückgang auf 55,3 Punkte gerechnet.

Auch in Grossbritannien hatte sich die Stimmung der Einkaufsmanager im Bereich Dienstleistungen überraschend stark eingetrübt. Dies lastete zeitweilig auf dem Handel in London. Die jüngsten Anleiheauktionen in wichtigen Euro-Ländern indes bewegten die Aktienkurse kaum. So besorgte sich das krisengeschüttelte Spanien zu deutlich erhöhten Konditionen frisches Geld. Die zweitgrösste Euro-Wirtschaft Frankreich hingegen konnte sich etwas günstiger refinanzieren.

Mit Blick auf die laufende Berichtssaison sorgten zudem vor allem französische Unternehmen für Aufmerksamkeit. So gewannen die Aktien der France Telecom nach Quartalszahlen 0,44 Prozent auf 10,285 Euro. Der Umsatz des Telekomkonzerns war im ersten Quartal Händlern zufolge weniger stark gesunken als erwartet. Der harte Konkurrenzkampf in Frankreich macht dem Unternehmen derzeit zu schaffen. Den damit verbundenen Rückgang des operativen Ergebnisses hatten die Experten bereits erwartet.

Europaweit standen Bankenwerte im Minus, und gehörten damit zu den grössten Branchenverlierern innerhalb des Stoxx 600. Papiere von Unicredit, BNP Paribas, Intesa SanPaolo und Deutsche Bank gaben zwischen zwei und vier Prozent ab. Aktien der Societe Generale verbilligten sich nach Zahlen um 4,24 Prozent auf 17,265 Euro, nachdem sie anfangs nach Zahlen noch zugelegt hatten. Der Gewinn der Grossbank war zu Jahresbeginn nicht so stark gesunken wie befürchtet. In London sackten die Titel der BG Group um 1,83 Prozent ab. Die Kosten für ein Projekt zur Flüssiggas-Förderung im australischen Bundesstaat Queensland waren um mehr als ein Drittel nach oben geschnellt. Im nächsten Jahr planen die Briten ebenfalls mit höheren Kosten und dies habe die Anleger verschreckt, begründeten Börsianer das Kursminus, das zwischenzeitig über vier Prozent betragen hatte.

Diageo verteuerten sich hingegen um 1,54 Prozent auf 1.614,096 Britische Pence. Der weltgrösste Spirituosen-Hersteller hatte seinen Umsatz dank einer starken Nachfrage insbesondere in Lateinamerika und Afrika überraschend deutlich gesteigert. Für das Geschäft in Europa aber bleibt der Konzern trotz der starken Entwicklung etwa in Deutschland vorsichtig.

Die Titel der Delhaize Group brachen in Brüssel um mehr als zehn Prozent ein. Der belgische Einzelhandelskonzern habe ein sehr schwaches Quartalsergebnis vorgelegt und der Rest des Jahres werde wohl auch nicht viel besser, sagte ein Analyst. Preissenkungen in den USA hatten die Bruttomarge belastet. (awp/mc/upd/ps)

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