EU-Schluss: Gewinne – Spanien-Spekulation und Schäuble-Aussagen

EU-Schluss: Gewinne – Spanien-Spekulation und Schäuble-Aussagen

Paris – Nach einem schwankenden Kursverlauf haben sich die europäischen Börsen am Montag mit Kursgewinnen aus dem Handel verabschiedet. Spekulationen, wonach Spanien im November unter den Euro- Rettungsschirm ESM schlüpfen werde, wurden am Markt als grösster Kurstreiber angesehen.

Der Leitindex Eurostoxx 50 gewann 0,67 Prozent auf 2.485,12 Punkte. Im Tagesverlauf hatte er zweimal die Marke von 2.500 Punkten getestet, bevor die Gewinne am Nachmittag abbröckelten. In Paris schloss der Cac 40 0,92 Prozent höher bei 3.420,28 Zählern, und der Londoner FTSE 100 legte 0,21 Prozent auf 5.805,61 Punkte zu.

Gerüchte, das krisengeschüttelte Euro-Schwergewicht Spanien werde in Kürze komplett unter den Rettungsschirm flüchten, hatten zunächst für Rückenwind gesorgt. In diesem Falle könne die Europäische Zentralbank spanische Anleihen kaufen und so möglicherweise für eine Beruhigung der Schuldenkrise sorgen, hiess es am Markt. Zudem wurde als Stütze auf Aussagen des Bundesfinanzministers Wolfgang Schäuble verwiesen, wonach eine Staatspleite Griechenlands faktisch ausgeschlossen sei. Insgesamt sei es jedoch bei der vorsichtigen Haltung der Anleger geblieben, und so hätten einige im späteren Handel kurzzeitig Kasse gemacht, sagten Börsianer. Begründet wurde dies auch mit eher gemischt ausgefallenen Wirtschaftsdaten aus den USA. Aus Branchensicht gehörten Banken- und Versicherungswerte zu den grössten Gewinnern – ihre Branchenindizes legten jeweils rund ein Prozent zu. «Am Markt ist die Stimmung zu Wochenbeginn gut», sagte Analyst Michael Seufert von der NordLB zu den Kursgewinnen der Bankentitel. Nach der IWF-Tagung vom Wochenende überwiege die Hoffnung, dass Griechenland weitere Hilfen gewährt werden könnten und eine Eskalation der Krise damit verhindert werden könne.

Grösster Verlierer unter den lediglich zwei nachgebenden Sektorindizes waren Rohstofftitel mit Einbussen von im Schnitt fast einem Prozent. Telekom-Werte verloren ein halbes Prozent, was mit einem Medienbericht begründet wurde. Darin hat sich die Europachefin der Deutschen Telekom dahingehend geäussert, dass bei den europäischen Töchtern und Beteiligungen erst ab 2014 mit einer leichten Verbesserung der Geschäftssituation gerechnet werde. Schuld sei das schwierige gesamtwirtschaftliche Umfeld in vielen Ländern.

Bei Einzelwerten standen einige Übernahmeaktivitäten im Fokus. Der norwegische Aluminiumhersteller Norsk Hydro will einen Teil seiner Geschäfte mit denen des Mischkonzerns Orkla zusammenlegen und dazu ein Gemeinschaftsunternehmen gründen. Die Titel von Norsk Hydro konnten davon mit minus 0,61 Prozent zwar nicht profitieren, Orkla-Anteile aber zogen in Helsinki um 3,41 Prozent an. Von Vivendi wird dagegen laut Presseberichten eine Grossfusion im Telekombereich geprüft, was die Papiere des französischen Mischkonzerns um fast drei Prozent steigen liess. Und zu guter Letzt sorgte ein Gebot des US-Finanzinvestors Advent bei der deutschen Handelskette Douglas für Aufsehen. Deren Titel zogen in Frankfurt um rund acht Prozent an.

Abgesagt wurde hingegen eine Transaktion zwischen der Banco Santander und der britischen Royal Bank of Scotland (RBS), die sich nach einem neuen Käufer für 316 ihrer Filialen umsehen muss. Die spanische Grossbank begründete ihre Absage mit Verzögerungen in der Ausführung der Vereinbarungen. Die RBS-Aktien büssten daraufhin gut ein Prozent ein, jene der Banco Santander schlossen sich dagegen der freundlichen Branchentendenz in Europa mit plus 1,20 Prozent an. Nach der Vorlage von besser als erwartet ausgefallenen September-Eckdaten verbuchten die Papiere von Hennes & Mauritz (H&M) in Stockholm ein Plus von rund zwei Prozent. (awp/mc/hfu)

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