EU-Schluss: Verluste – «Hexensabbat»

EU-Schluss: Verluste – «Hexensabbat»

London – Neu entflammte Konjunktursorgen haben die europäischen Aktienmärkte am Freitag belastet. Vor allem an den Kontinentalbörsen drückte Händlern zufolge die Einschätzung der Ratingagentur Standard & Poor’s auf die Stimmung, wonach die Nettoexportnationen der Eurozone besonders stark durch eine Rezession gefährdet sind. Die betroffenen Länder sind Deutschland, die Niederlande, Belgien, Österreich und Finnland. Der grosse Verfall an den internationalen Terminmärkten indes bewegte die Kurse kaum. An diesem als «Hexensabbat» bezeichneten dritten Freitag zum Quartalsende liefen Futures und Optionen auf Aktien und Indizes aus.

Der EuroStoxx 50 verlor genau 1,00 Prozent auf 2.202,72 Punkte. Auf Wochensicht bedeutete dies ein sattes Minus von 5,97 Prozent. Auf Jahressicht beträgt der Abschlag damit sogar mehr als 20 Prozent.

Der CAC 40 sank am Freitag in Paris um 0,88 Prozent auf 2.972,30 Punkte. Für den britischen FTSE 100 ging es lediglich um 0,25 Prozent auf 5.387,34 Punkte nach unten. Hier stützen deutliche Gewinne bei den Rohstoffaktien.

Der Technologiesektor präsentierte sich in einer schwachen Verfassung. Die Aktien von Nokia büssten angesichts eines enttäuschenden Ausblicks des Blackberry-Herstellers Research in Motion (RIM) 2,40 Prozent auf 3,6953 Euro ein. Die französische Investmentbank Exane BNP Paribas hatte zudem ihr Kursziel von 3,70 auf 3,30 Euro gesenkt und die Einstufung auf «Underperform» belassen. Analyst Alexander Peterc reduzierte seine Schätzungen für die Smartphone-Lieferungen in den Jahren 2012 und 2013 und begründete dies mit dem verhaltenen Kundeninteresse am neuen Nokia-Smartphone Lumia. Der Experte Francois Meunier von Morgan Stanley äusserte sich ähnlich. Das neue Smartphone scheine in den wichtigsten europäischen Märkten nur auf unterdurchschnittliches Interesse zu stossen, so der Experte.

Die SAP-Titel waren ähnlich schwach wie Nokia. Händler nannten als Grund eine Abstufung durch die US-Bank Merrill Lynch von «Buy» auf «Neutral».

An der Londoner Metallbörse LME kletterten die Preise für Kupfer und andere Basismetalle. Anleger investierten daraufhin in Papiere aus dem Minensektor. Antofagasta , Fresnillo und Rio Tinto verteuerten sich jeweils um mehr als 2 Prozent. Die Anteilsscheine von Kazakhmys sprangen nach einer Kreditvereinbarung mit der China Development Bank zur Finanzierung der Aktogay-Mine um 3,19 Prozent auf 874 Pence nach oben.

Bankaktien hielten sich trotz eines grossen Rundumschlages der Ratingagentur Fitch gegen zahlreiche US-amerikanische und europäische Institute vergleichsweise gut. Societe Generale etwa rückten im EuroStoxx 50 um 1,47 Prozent auf 16,545 Euro vor. Credit Agricole legten in Paris um minimale 0,07 Prozent zu. Die französische Grossbank war bei der Suche nach einem Käufer für ihr Beteiligungsgeschäft erfolgreich gewesen. Die Private-Equity-Sparte soll an den britischen Finanzinvestor Coller Capital gehen. Durch den Verkauf baut Credit Agricole 900 Millionen Euro Bilanzrisiken ab. Zum Preis machte das Unternehmen keine Angaben. Das Geschäft soll im ersten Quartal 2012 abgeschlossen werden.

Die Titel des Anbieters von Hedge Fonds Man Group aber verloren als einer der schwächsten Werte im «Footsie» 4,42 Prozent. Die Deutsche Bank hatte die Papiere zum Verkauf empfohlen. (awp/mc/ps)

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