EU-Verlauf: Sehr schwach

EU-Verlauf: Sehr schwach

Paris – Die weiter angeheizte Unsicherheit um die Schuldenkrise hat den EuroStoxx 50 zum Wochenstart erstmals seit März 2009 wieder unter die Marke von 2.000 Punkten gedrückt. Besonders der Verkaufsdruck in Finanztiteln zogen den Leitindex der Eurozone bis Montagmittag um 3,54 Prozent auf 2.000,35 Punkte, nachdem er zeitweise sogar bis auf 1.978 Punkte abgerutscht war. In Paris ging es für den CAC 40 um 3,71 Prozent auf 2.864,27 Punkte nach unten – das tiefste Niveau seit April 2009. Der Londoner FTSE 100 verbilligte sich derweil um 1,76 Prozent auf 5.123,11 Punkte.

Über das Wochenende hatten sich die Sorgen vor einem Zahlungsausfall Griechenlands verstärkt. Immerhin fällt der Einbruch der griechischen Wirtschaft neuen Prognosen zufolge in diesem Jahr noch stärker aus als erwartet. «Es mehren sich Gerüchte, dass die deutsche Bundesregierung ein Ende der Griechenland-Hilfe anstrebt», sagte der Devisenexperte Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank. Chefanalyst Folker Hellmeyer von der Bremer Landesbank sprach von einem «Endspiel» für die Eurozone. Der Rücktritt des EZB-Chefvolkswirts Jürgen Stark am Freitag, der bis zur Regelung der Nachfolge noch im Amt bleibt, hatte die Skepsis über das Krisenmangement von Notenbanken und Politik auf einen neuen Rekordstand getrieben. Die Sorge vor einer Ausweitung verdeutlichen deutlich steigende Risikoaufschläge für Anleihen aus Italien und Spanien. Italien musste sich zu deutlich gestiegenen Zinsen refinanzieren.

Am schwersten erwischte der Verkaufsdruck französische Banken, die einen hohen Anteil von Griechenland-Anleihen in ihren Portfolios halten. Den besonders schwachen Bankensektor führten Papiere der BNP Paribas mit einem Abschlag von 12,58 Prozent an, Credit Agricole sackten um 9,49 Prozent ab. Aktien der Societe Generale (SocGen) verloren 10,03 Prozent und standen zeitweise so tief wie seit 1992 nicht mehr. Die SocGen will mit einem Stellenabbau und Spartenverkäufen die Ertrags- und Kapitalbasis der Bank absichern. Zudem solle vor allem im Investmentbanking das Risiko reduziert werden. Börsenbriefautor Hans Bernecker sieht Kapitalmassnahmen französischer Banken bereits vor dem Hintergrund möglicher Liquiditätsengpässe bei einer Griechenland-Pleite.

Dagegen gab es für britischen Banken positive Nachrichten mit einem wichtigen Etappensieg bei der geplanten Reform des Finanzsystems. Ihnen steht zwar ein tief greifender Umbau ins Haus – dieser muss allerdings nicht vor 2019 über die Bühne gehen. Papiere der Lloyds Banking Group und Royal Bank of Scotland (RBS) konnten daraufhin gegen den schwachen Trend sogar zulegen, Barclays verloren nur knapp über ein Prozent. (awp/mc/ps)

Euronext

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