Europa-Schluss: Geo- und geldpolitische Unsicherheit bremst Kurse

Europa-Schluss: Geo- und geldpolitische Unsicherheit bremst Kurse
(Adobe Stock)

Paris / London – Nach einem starken Vortag ist am Mittwoch an Europas Börsen wieder Vorsicht eingekehrt. Zum Einen setzt Russland nach Einschätzung der Nato und der USA den Truppenaufmarsch im Grenzgebiet zur Ukraine fort. Zum Anderen wappnen sich die Investoren für Aussagen der US-Notenbank Fed am Abend. Diese dürften auf rasch steigende Leitzinsen im weiteren Verlauf des Jahres hindeuten – was die Aktienmärkte tendenziell belasten dürfte.

Der EuroStoxx 50 als Leitindex für die Eurozone sank um 0,16 Prozent auf 4137,22 Punkte. Der französische Cac 40 gab um 0,21 Prozent auf 6964,98 Zähler nach. Der Londoner FTSE 100 schloss 0,07 Prozent im Minus bei 7603,78 Punkten.

«Die Erholung nach den Entspannungssignalen im Ukraine-Konflikt hat zwar einmal mehr gezeigt, dass politische Börsen kurze Beine haben. Für die Geldpolitik gelten diese Regeln aber nicht?, stellte Marktstratege Jürgen Molnar von Robomarkets fest. Mit jeder geopolitischen Entspannung rücke gleich wieder das Inflations- und Zinsthema zurück in den Fokus. Daher sei weiter Vorsicht angesagt. «Hier dürften vor allem institutionelle Anleger dem Markt so lange noch fernbleiben, bis etwas mehr Klarheit über den zukünftigen geldpolitischen Pfad nicht nur in den USA, sondern auch in der Eurozone besteht», so Molnar.

An den Börsen war erneut eine Sektorenrotation zu beobachten. Gehörten Rohstoff- und Ölwerte am Vortag zu den schwächsten Branchen, lagen sie nun wieder vorne. Die Ölpreise hatten sich nach den starken Vortagesverlusten stabilisiert. Langfristig gestalten sich die Aussichten ohnehin positiv. «Das Bevölkerungswachstum, die zur Dekarbonisierung benötigte Infrastruktur und der steigende Lebensstandard sind Nachfragetreiber für Energie, Metalle und Düngemittel in den nächsten Jahrzehnten», so Rohstoff-Analyst Daniel Briesemann von der Commerzbank.

Chemiewerte lagen ebenfalls gut im Rennen. Hier waren Air Liquide gesucht. Der französische Gasehersteller legte nicht nur gute Zahlen für das vergangene Jahr vor. Dank der weltweiten Konjunkturerholung will der Konzern auch in diesem Jahr noch einmal mehr verdienen. Air Liquide stiegen um 2,7 Prozent.

Das Schlusslicht unter den Sektoren waren die Telekomtitel. Der schwedische Netzwerkausrüster Ericsson hatte Vergehen gegen die eigenen Geschäftsgrundsätze und mögliche Schmiergeldzahlungen im Irak eingestanden. Der Kurs der Aktien brach daraufhin um rund 14 Prozent ein.

Leichte Verluste verzeichneten auch die Einzelhandelswerte. Hier war Ahold Delhaize der Spielverderber. Der niederländisch-belgische Handelskonzern hatte 2021 zwar deutlich mehr verdient, bleibt aber für das laufende Jahr vorsichtig. Anleger liessen darauf hin ebenfalls Vorsicht walten, die Papiere büssten mehr als sieben Prozent ein. (awp/mc/ps)

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