Europa-Schluss: Weiter abwärts – Erholung wird zum Strohfeuer

Europa-Schluss: Weiter abwärts – Erholung wird zum Strohfeuer

London – Die anfängliche Erholung an Europas Börsen vom Kurs-Crash ist am Dienstag wieder in sich zusammengefallen. Auch die Aussicht auf stützende Massnahmen der US-Regierung gegen die wirtschaftlichen Auswirkungen des Coronavirus konnte Investoren letztlich nicht überzeugen und zu Aktienkäufen auf deutlich niedrigerem Niveau animieren.

Der EuroStoxx 50 hatte gegen Mittag mit plus 4,4 Prozent das Tageshoch erreicht. Anschliessend bröckelte der Index kontinuierlich wieder ab und schloss 1,66 Prozent im Minus bei 2910,02 Punkten. Er unterbot damit das Tief von Ende 2018 und fiel auf den tiefsten Stand seit August 2016. Zuvor war er in zweieinhalb Wochen bereits um fast ein Viertel eingebrochen.

In Paris beendete der Cac 40 den Handel 1,5 Prozent niedriger bei 4636,61 Zählern. In Mailand und Madrid ging es mit den Kursen noch deutlich stärker bergab. Der Londoner FTSE 100 hielt sich mit minus 0,09 Prozent auf 5960,23 Punkte deutlich besser. Hier stützten vor allem die erholten Kurse von Finanztiteln wie HSBC und Lloyds sowie von Energie- und Bergbaukonzernen wie BP, Shell, Anglo American und Rio Tinto.

US-Präsident Donald Trump kündigte an, dass die Regierung mit dem Kongress unter anderem über Lohnsteuererleichterungen sowie über Kredite für Kleinunternehmen reden werde. Zudem stellte er Unterstützung für besonders betroffene Unternehmen in Aussicht, beispielsweise für Reiseveranstalter und Fluggesellschaften.

Investoren blieben dennoch skeptisch: «Vor allem die drastischen Eindämmungsmassnahmen der italienischen Regierung lassen befürchten, dass auch andere europäischen Länder und selbst die USA Massnahmen dieser Art treffen könnten», merkte die französische Fondsgesellschaft LFDE an. Das aber könne eine «abrupte Blockade der Konjunktur» zur Folge haben und die Weltwirtschaft in eine Rezession führen.

Mit Blick auf die Sektoren verzeichneten die Rohstoffproduzenten mit einem Prozent den grössten Gewinn. Hier half die Erholung der Preise für Rohöl und Industriemetalle. Der Öl- und Gassektor hielt sich mit einem Plus von 0,8 Prozent ebenfalls gut. Die Ölpreise zeigten am Dienstag eine Gegenreaktion auf den Preisschock des Vortages nach Scheitern einer Einigung der Opec auf ein Förderlimit.

Am Ende des Sektortableaus lagen die Versorger mit einem Verlust von 4,7 Prozent. Sollte die Coronavirus-Epidemie die industrielle Produktion beeinträchtigen, dürfte das die Energienachfrage und die Strompreise belasten, sagten Händler.

Bei Banken führten die Papiere der BNP Paribas und der Societe Generale die Erholung an mit Gewinnen von 2,5 beziehungsweise 3 Prozent. Auch die Kurse der zuletzt schwer gebeutelten Billigflieger EasyJet und Ryanair verbuchten Kursgewinne. (awp/mc/ps)

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