Europa-Schluss: Erholung dank stabiler US-Börsen

Europa-Schluss: Erholung dank stabiler US-Börsen
(Adobe Stock)

Paris / London – Der europäische Leitindex EuroStoxx 50 hat sich am Dienstag etwas von seinen zu Wochenbeginn erlittenen Verlusten erholt. Börsianer begründeten das mit einer Stabilisierung der Kurse am tonangebenden US-Aktienmarkt, nachdem dort am Montag insbesondere Technologiewerte einmal mehr stark unter Druck geraten waren. Die Konjunktursorgen bleiben aber präsent.

Der EuroStoxx war am Nachmittag ins Plus gedreht und legte am Ende um 0,44 Prozent auf 3487,05 Punkte zu. Der französische Cac 40 stieg um 0,80 Prozent auf 6044,20 Punkte und der britische FTSE 100 gewann 0,18 Prozent auf 7209,86 Punkte.

Derweil sind die wichtigsten europäischen Aktienindizes von ihren Anfang Juni erreichten Erholungshochs inzwischen ein gutes Stück entfernt. In den jüngsten Verlusten spiegeln sich die schwachen Aussichten für europäische Aktien wider. «Investoren ziehen ihr Kapital jetzt beschleunigt aus Europa ab, aus Angst vor einer Energiekrise», schrieb Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Handelshaus RoboMarktes. «Und der fallende Euro wiederum verschärft das Problem und macht das eh schon knappe Gut Energie, aber auch viele andere Vorprodukte für europäische Unternehmen und Haushalte noch teurer.»

Am Dienstag war der Euro erstmals seit etwa zwei Jahrzehnten wieder genau einen US-Dollar wert. Am späten Vormittag fiel die Gemeinschaftswährung bis auf exakt einen Dollar und sank damit erstmalig seit dem Jahr 2002 auf Parität zu der US-Währung. Darunter versteht man ein Tauschverhältnis eins zu eins.

Der Euro steht schon seit einiger Zeit unter Druck. Als Gründe nennen Fachleute zum einen die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs, die Europa besonders treffen. Als problematisch gilt vor allem die hohe Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen und die Neigung Russlands, Energie als Druckmittel einzusetzen. Ein Gaslieferstopp könnte eine schwere Rezession auslösen, warnen Ökonomen. Ein zweiter Grund für den schwachen Euro ist das eher zurückhaltende Vorgehen der Europäischen Zentralbank gegen die hohe Inflation.

Aus Branchensicht zählte am Dienstag der konjunktursensible Bankensektor zu den Verlierern. «Die Sorgen wegen einer Rezession verdichten sich», merkte Chefvolkswirt Jörg Zeuner von der Fondsgesellschaft Union Investment angesichts des aktuellen ZEW-Index an. Die Konjunkturerwartungen deutscher Finanzexperten waren laut dem Mannheimer Forschungsinstituts im Juli gegenüber dem Vormonat überraschend deutlich eingebrochen.

Besonders stark unter Druck gerieten die Aktien spanischer Banken. So büssten Santander und BBVA am EuroStoxx-Ende jeweils knapp vier Prozent ein. Die Anteilsscheine der CaixaBank sackten um fast neun Prozent ab. Hier erwies sich als zusätzliche Belastung, dass die Regierung in Madrid Banken wegen der wirtschaftlichen Folgen des Russland-Ukraine-Kriegs und der gestiegenen Inflation mit einer befristeten Sondersteuer belegen will.

In London machten die Papiere von IAG anfängliche Verluste wett und schnellten schliesslich an der «Footsie»-Spitze um sechseinhalb Prozent in die Höhe. Anleger hatten zunächst enttäuscht darauf reagiert, dass der für die Fluggesellschaft wichtige Londoner Flughafen Heathrow ein Limit für die Zahl abreisender Passagiere für die Sommermonate eingeführt hatte. Es gebe einige entscheidende Funktionen am Flughafen, bei denen nicht ausreichend Mitarbeiter zur Verfügung stünden, insbesondere bei der Bodenabfertigung, begründete Geschäftsführer John Holland-Kaye den Schritt.

Dann aber drehte die Stimmung, nachdem bekannt wurde, dass die US-Fluggesellschaft American Airlines ihren Umsatz im zweiten Quartal trotz vieler Engpässe und Verspätungen wie geplant gesteigert hatte. Dies erfreute auch die Anleger von Air France-KLM, die Anteilsscheine gewannen rund vier Prozent. (awp/mc/ps)

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