Europa-Schluss: Leichte Verluste – US-Schuldenstreit belastet

Europa-Schluss: Leichte Verluste – US-Schuldenstreit belastet
(Adobe Stock)

Paris / London – Der EuroStoxx 50 hat am Dienstag an den verhaltenen Wochenstart angeknüpft und geringfügig nachgegeben. Das Geschäft war angesichts zahlreicher Unwägbarkeiten erneut von Zurückhaltung geprägt.

Der Leitindex der Eurozone fiel um 0,02 Prozent auf 4315,51 Punkte. Der französischen Cac 40 verlor 0,16 Prozent auf 7406,01 Punkte und der britische FTSE 100 («Footsie») büsste 0,34 Prozent auf 7751,08 Punkte ein.

Die Anleger blicken aktuell mit Sorge auf den Streit über die Schuldenobergrenze in den USA. Präsident Joe Biden lädt am Dienstag erneut hochrangige Republikaner und Demokraten zu einem Gespräch ins Weisse Haus ein. Bereits in der vergangenen Woche hatte es ein solches Treffen gegeben – ohne Durchbruch. Für Bidens Regierung ist ein Zahlungsausfall der USA keine Option. Wird die Schuldenobergrenze nicht bald erhöht, könnte es zu einem solchen kommen.

Zudem gab es enttäuschende Wirtschaftsnachrichten aus Deutschland: «Die ZEW-Konjunkturerwartungen geben jetzt eine klare Botschaft ab: Eine Rezession steht bevor», stellte Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank fest. Die Konjunkturerwartungen von Finanzexperten in Europas grösster Volkswirtschaft hatten sich im Mai stärker als erwartet eingetrübt.

Verluste erlitten europaweit insbesondere Aktien aus den Branchen Einzelhandel, Rohstoffe, Chemie und Automobil. Sie reagierten damit besonders stark auf schwache Konjunkturdaten auch China. Ein überraschend geringes Wachstum der dortigen Industrieproduktion und der Konsumausgaben verstärkte die Sorgen über die für die Weltwirtschaft wichtige Konjunkturerholung des Landes.

Gegen den Trend stiegen im Automobilbereich die Papiere des Zulieferers Faurecia um gut drei Prozent und profitierten damit von einem positiven Analystenkommentar der US-Bank Goldman Sachs. Die Übernahme von Hella bringe Synergien mit sich, und operativ seien die Franzosen gut aufgestellt, schrieb der Experte Philipp Konig.

Für das Minus des Telekommunikationssektors waren dagegen die Aktien von Vodafone hauptverantwortlich, die als Schlusslicht im «Footsie» um 7,4 Prozent absackten. Der britische Telekommunikationsanbieter kämpft weiterhin mit schwierigen Geschäften in seinem wichtigen EU-Markt Deutschland, wie die jüngsten Zahlen zeigten.

Im Bankensegment standen Aktien der belgischen KBC Groep unter Druck und knickten um 6,7 Prozent ein. Die Analysten von Jefferies beanstandeten bei der Vorlage der Quartalszahlen den Zinsertrag, der hinter den Erwartungen geblieben sei.

Unter Bauwerten stachen Bouygues negativ hervor. Durchwachsene Zahlen belasteten die Papiere des französischen Konzerns. Hier ging es am Cac-40-Ende um 3,7 Prozent nach unten.

Die Anteilsscheine von Philips büssten anfängliche Gewinne ein und schlossen 0,6 Prozent im Minus. Der Medizintechnikkonzern macht auf Basis von Testergebnissen keine grösseren gesundheitlichen Folgen durch zurückgerufene fehlerhafte Beatmungsgeräte aus. Die Daten würden von der US-Gesundheitsbehörde FDA geprüft. Analystin Lisa Bedell Clive von Bernstein schrieb, die Behörde könne dies zwar anders interpretieren als Philips; sollte die FDA aber zu ähnlichen Schlüssen gelangen, so wäre das ein starker Kurstreiber. (awp/mc/ps)

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