Europa-Schluss: Kurse kurz vor erwarteter US-Zinserhöhung erholt

Europa-Schluss: Kurse kurz vor erwarteter US-Zinserhöhung erholt
(Adobe Stock)

Paris / London – Kurz vor der allgemein erwarteten nächsten Zinserhöhung in den USA haben die europäischen Aktienmärkte wieder zugelegt. Der Eurozone-Leitindex, der zuvor sechs Börsentage in Folge auf den tiefsten Stand seit Anfang März gefallen war, erholte sich am Mittwoch um 1,64 Prozent auf 3532,32 Punkte. Am Abend entscheidet die US-Notenbank Fed über die zukünftige Höhe des Leitzinses, erwartet wird eine deutliche Anhebung angesichts einer zuletzt sehr hohen Inflation.

Für den französischen Leitindex Cac 40 ging es zur Wochenmitte um 1,35 Prozent auf 6030,13 Punkte nach oben. Der britische FTSE 100 legte um 1,20 Prozent auf 7273,41 Punkte zu. Noch stärker stiegen die Aktienkurse an der Mailänder Börse. Dort bremsten die italienischen Staatsanleihen den freien Fall der vergangenen Wochen ab, was im Aktienhandel für Entspannung sorgte.

Immer mehr Experten erwarten in den USA eine Zinserhöhung um 0,75 Prozentpunkte. «Sollten die US-Währungshüter tatsächlich einen solchen Schritt vollziehen und damit noch aggressiver gegen den Preisdruck vorgehen, würde die Wahrscheinlichkeit einer Rezession der grössten Volkswirtschaft weiter steigen», warnte Kapitalmarktstratege Ulrich Stephan von der Postbank. Aber auch wenn sich die US-Notenbank mit einem kleineren Zinsschritt begnügt, könnte der begleitende Kommentar belasten. Denn neben der Zinsentscheidung seien auch die neuen wirtschaftlichen Prognosen der Fed von Bedeutung, die laut Stephan Hinweise für die Höhe der Leitzinsen Ende 2022, 2023 und 2024 geben.

Zu der zuletzt grossen Unsicherheit an den Märkten tragen auch die hohen Verluste an Europas Anleihemärkten bei. Die Notenbank beschleunige die Arbeiten an einem neuen Anti-Kriseninstrument, teilte die Europäische Zentralbank (EZB) mit. Angesichts des Renditeanstiegs bei Staatsanleihen von Ländern wie Griechenland und Italien sprach Fondsmanager Thomas Altmann von QC Partners von einem «gefährlichen Drahtseilakt» der EZB: «Einerseits muss sie die Inflation bekämpfen. Andererseits muss sie schauen, wie viel sie den schwächeren Staaten zumuten will und kann.»

Die Erwartung steigender Zinsen spiegelte sich einmal mehr in der Entwicklung der einzelnen Sektoren wider. Auf den vorderen Plätzen lagen erneut die Banken und die Versicherer, die als Zinsprofiteure gelten. Gefragt waren zudem die Autowerte. Sie profitierten von Signalen einer Wirtschaftserholung in China. Die chinesische Wirtschaft scheint sich etwas von den Belastungen durch die jüngsten Corona-Ausbrüche zu erholen. Darauf deuteten zur Wochenmitte mehrere neue Konjunkturdaten wie die Industrieproduktion und der Einzelhandel hin. China ist für die konjunktursensiblen deutschen Autobauer ein zentraler Markt.

Im Einzelhandelssektor gab es Neues von Hennes & Mauritz . Der Modekonzern steigerte zwar den Umsatz im zweiten Quartal, zugleich belasteten aber die Unsicherheit mit Blick auf die Profitabilität wegen des anhaltenden Kostendrucks. Die H&M-Aktie büsste sechseinhalb Prozent ein.

Im Chemiesektor überzeugte Clariant mit Quartalszahlen. Die Schweizer hätten die Erwartungen übertroffen und eine solide Geschäftsentwicklung für das zweite Quartal in Aussicht gestellt, schrieb Analystin Georgina Fraser von Goldman Sachs. Clariant stiegen um ein halbes Prozent. (awp/mc/pg)

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