Europa-Schluss: Ölpreis-Crash und Virus lassen Börsen einbrechen

Europa-Schluss: Ölpreis-Crash und Virus lassen Börsen einbrechen

London – An den europäischen Börsen hat am Montag Panik um sich gegriffen. Anleger flüchteten in grossem Stil aus Aktien in sicherere Häfen. Zu der nicht abebbenden Epidemie des Coronavirus kam ein Crash der Ölpreise hinzu, ausgelöst durch höhere Fördermengen Saudi-Arabiens. Der EuroStoxx 50 als Leitindex für die Aktien der Eurozone brach um 8,45 Prozent auf 2959,07 Punkte ein auf das tiefste Niveau seit Januar 2019.

Der Pariser Cac 40 fiel um 8,4 Prozent auf 4707,91 Zähler und der Londoner FTSE 100 sackte um 7,7 Prozent auf 5965,77 Punkte ab.

Nach gescheiterten Verhandlungen führender Ölstaaten über eine Drosselung der Fördermenge erlebte der Ölmarkt den stärksten Einbruch seit fast 30 Jahren. Am Freitag hatten sich die Verhandlungspartner des Ölkartells Opec und mit ihm verbündete Staaten nicht auf eine neue Vereinbarung über Fördermengen einigen können. Daraufhin brachen die Ölpreise um 30 Prozent ein, zuletzt betrug der Verlust noch 20 Prozent.

Unterdessen verbietet Frankreich im Kampf gegen die Virus-Epidemie nun Veranstaltungen mit über 1 000 Menschen. In China, wo das neuartige Virus zuerst ausgebrochen war und seit Wochen das öffentliche Leben lahmlegt, ist der Aussenhandel stark zurückgegangen. Die Exporte brachen im Januar und Februar im Vergleich zu den ersten zwei Monaten des Vorjahres um 17 Prozent ein.

In Mailand ging es für den Leitindex FTSE MIB angesichts der schwerwiegenden Ausbreitung des Virus in Italien um mehr als elf Prozent bergab. Italien hat die höchste Zahl nachgewiesener Covid-19-Toten nach China. Die Regierung ordnete in den Sperrgebieten Kontrollen an Bahnhöfen, Flughäfen und Autobahnen an. In die Gegenden in Norditalien oder aus ihnen hinaus darf man nur im Notfall oder aus Arbeitsgründen.

Der Crash am Ölmarkt zog den europäische Ölsektor tief mit nach unten, er brach um gut 16 Prozent ein. Aktien von Eni waren im EuroStoxx 50 mit einem Minus von mehr als 20 Prozent grösster Verlierer. Für Total-Aktien ging es in Paris um fast 17 Prozent bergab. Shell und BP standen in London ähnlich stark unter Druck. Tullow Oil brachen gar um mehr als 30 Prozent ein und Premier Oil um fast 60 Prozent.

Neben dem Öl- und Gassektor brachen auch Minen-, Auto- und Bankenwerte besonders stark ein. Ihre Sektorindizes büssten jeweils mehr als zehn Prozent ein. Kursverluste von mehr als 10 Prozent mussten in diesen Sektoren zum Beispiel die Aktionäre von Renault, ArcelorMittal und der Societe Generale einstecken.

Am mildesten fiel der Abgabedruck im Einzelhandelssektor aus. Als krisenresistent geltende Lebensmittelaktien wie Danone und Unilever kamen im EuroStoxx mit Abgaben von mehr als vier Prozent ebenfalls vergleichsweise glimpflich davon. Gleiches galt für Nestlé im Zürcher SMI.

Bei Ryanair hielt sich der Kursverlust mit 1,5 Prozent ebenfalls in Grenzen. Einerseits bleibt zwar das Virus mit seinen Folgen für den weltweiten Reiseverkehr eine schwere Last, andererseits verbilligt der Ölpreisrutsch nun aber den Treibstoff. Zudem gab es zu den Aktien des Billigfliegers am Montag auch zwei positive Analystenkommentare. (awp/mc/ps)

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