Europa-Verlauf: Lethargie vor Powell-Rede hält an – ‚Footsie‘ erneut auf Rekord

Paris/London/Zürich – Die wichtigsten kontinentaleuropäischen Aktienindizes haben nach der jüngsten Konsolidierung am Freitag wieder nach oben gefunden. Allerdings hielten sich die Kursgewinne hier ebenso in Grenzen wie in London. Wenige Stunden vor einer Rede von US-Notenbankchef Jerome Powell beim Notenbankentreffen in Jackson Hole war die Kaufbereitschaft überschaubar.
Um die Mittagszeit schaffte der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx50 ein Plus von 0,29 Prozent auf 5.478 Punkte. Für den Schweizer SMI ging es um 0,19 Prozent auf 12.264 Punkte bergauf. Dem britischen FTSE 100 («Footsie») reichte ein minimaler Anstieg für einen neuen Rekord – zuletzt gewann er 0,03 Prozent auf 9.312 Punkte.
Die Märkte preisen bereits mit einer hohen Wahrscheinlichkeit für Mitte September die erste US-Leitzinssenkung 2025 sowie vor dem Jahresende eine weitere Senkung ein. Jüngste Aussagen von US-Währungshütern mahnen indes etwas zur Vorsicht. So sagte Beth Hammack, Chefin der lokalen Notenbank von Cleveland, dass sie nicht für eine geldpolitische Lockerung stimmen würde, wenn die Sitzung schon unmittelbar anstünde. Weitere Notenbanker hatten sich am zuletzt ähnlich zurückhaltend geäussert.
Die Märkte erschienen vor der Powell-Rede zu optimistisch, was die US-Geldpolitik angehe, warnte Rajeev De Mello, verantwortlich für die Anlageentscheidungen bei der Investmentgesellschaft Gama Asset Management. Er gehe davon aus, dass die Notenbank eine vorsichtige, datengestützte Haltung beibehalten werde.
Im marktbreiten Stoxx Europe 600 waren die Bewegungen vor dem Wochenende ebenfalls moderat. Mit am besten entwickelten sich die Chemietitel. Als Zugpferd erwies sich das Kursplus von 5,1 Prozent bei Akzo Nobel . Die Aktien profitierten vom Einstieg der Investmentgesellschaft Cevian Capital, die sich rund drei Prozent an dem Spezialchemiekonzern gesichert hat.
Die weiteren wenigen Unternehmensnachrichten hinterliessen kaum Spuren bei den Aktienkursen. Die Papiere von Air Liquide traten auf der Stelle, nachdem der Gasekonzern den Kauf des südkoreanischen Branchenkollegen DIG Airgas für 2,85 Milliarden Euro angekündigt hatte. Der Kaufpreis beinhalte eine hohe Bewertung, die angesichts der wachstumsstarken südkoreanischen Industriegasebranche aber gerechtfertigt erscheine, kommentierte James Hooper vom US-Analysehaus Bernstein Research die Transaktion. Eine Beeinträchtigung der Finanzierung des künftigen Wachstums und der Kapitalerträge sieht er durch die Transaktion nicht.
Beim Impfstoffhersteller Bavarian Nordic stand nach Zahlen ein knappes Plus zu Buche. Die Dänen konnten im ersten Halbjahr den Umsatz um ein Drittel steigern und engten die Umsatzzielspanne für das Jahr ein. (awp/mc/pg)