Eurozone: Einkaufsmanager pessimistischer

Eurozone: Einkaufsmanager pessimistischer

Eurozone: EZB-Sitz in Frankfurt.

London / Frankfurt – Die deutliche Entspannung in der Euro-Schuldenkrise geht an den europäischen Unternehmen offensichtlich vorbei. So trübten sich im März die vielbeachteten Einkaufsmanagerindizes zum zweiten Mal in Folge ein. Experten wurden von der Entwicklung auf dem falschen Fuss erwischt. Sie hatten mit einer Gegenbewegung auf den Rückgang im Februar gerechnet. Insbesondere Zahlen aus dem wichtigen Industriesektor enttäuschten. In den beiden grössten Euro-Ländern Deutschland und Frankreich rutschte die Industrie wieder in den Kontraktionsbereich.

Der Gesamtindex für den Euroraum sank im März von 49,3 Punkten im Vormonat auf 48,7 Zähler, wie das Forschungsunternehmen Markit am Donnerstag in London mitteilte. Am Markt wurde hingegen ein Zuwachs auf 49,7 Zähler erwartet. Der Frühindikator driftet damit weiter unter die Expansionsschwelle von 50 Zählern, die Wachstum von Kontraktion trennt. Im Dienstleistungsbereich gaben die Kennziffern weniger stark nach als in der Industrie. Zudem bewegen sich die Indikatoren dort auf höherem Niveau. In den dritt- und viertgrössten Euro-Volkswirtschaften Italien und Spanien wird keine Erstschätzung durchgeführt.

Kippt die Stimmung?
Bankvolkswirte zeigten sich von den Zahlen massiv enttäuscht. «Kippt die Stimmung schon wieder», fragt die Commerzbank in einer Kurzstudie. Grund: Seit Herbst hatten sich die Kennzahlen stetig von ihrem starken Einbruch erholt und waren zum Jahreswechsel sogar über die 50-Punkte-Marke gestiegen. Die Postbank warnt aber vor Panik: «Die Abschläge sind jetzt nicht so stark, dass sie notwendigerweise auf eine Abschwächung der Konjunktur schliessen liessen.» Ob sich die Wirtschaft aber mit dem zweiten Quartal belebe, sei nunmehr fraglich.

Gedrückte Stimmung auch in China

Ausschlaggebend für die Stimmungseintrübung könnten vor allem die aktuell hohen Ölpreise und die starken Sparbemühungen in vielen Euro-Ländern sein, kommentierte Berenberg-Experte Christian Schulz. Beide Faktoren dürften auch die Stimmung in China gedrückt haben. Das Bankhaus HSBC und das Institut Markit hatten am Donnerstagmorgen einen deutlichen Rückgang ihres Einkaufsmanagerindex für die zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt bekanntgegeben.

Euro uind Aktien geben nach
An den Finanzmärkten riefen die Zahlen starke Reaktionen hervor. Der Euro gab nach den Zahlen einen ganzen Cent auf 1,3150 US-Dollar nach. Sichere Anlagen wie deutsche Staatstitel verbuchten kräftige Gewinne, während die Aktienmärkte deutlich ins Minus rutschten. Ab einem Wert von 50 Punkten deuten die Indikatoren auf einen Anstieg der wirtschaftlichen Aktivität hin. Liegen die Kennzahlen unter diesem Wert, kann von einem Rückgang ausgegangen werden.

Auftragseingang Industrie geht deutlich zurück
Die Industrieunternehmen im Euroraum haben im Januar deutlich weniger Aufträge an Land gezogen. Auf Monatssicht fiel das Auftragsvolumen saisonbereinigt um 2,3 Prozent, wie die Europäische Statistikbehörde Eurostat am Mittwoch in Luxemburg mitteilte. Ökonomen hatten mit einem etwas geringeren Rückschlag um 2,0 Prozent gerechnet. Allerdings wurde der Anstieg im Vormonat deutlich stärker als bisher ausgewiesen. Anstatt eines Plus von 1,9 Prozent ergibt sich den Angaben zufolge ein Zuwachs von 3,5 Prozent. Im Jahresvergleich ergibt sich für Januar laut Eurostat ein Orderrückgang um 3,3 Prozent, nach revidiert minus 0,4 (zuvor minus 1,7) Prozent im Vormonat. (awp/mc/ps)

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