SMI – Ausblick 2012

SMI – Ausblick 2012

Zürich – Was erwartet den Investoren in Schweizer Aktien im angehenden Jahr 2012? Diese an sich simple, wegen des vorausschauenden Charakters aber schwer zu beantwortende Frage, bereitet dieses Jahr noch mehr Kopfzerbrechen als üblich. Denn selten waren die Märkte derart von der Politik abhängig wie gerade jetzt. Im Prinzip könnte man auch die Frage stellen: Gelingt im dritten Jahr der Staatsschuldenkrise in Europa endlich ein überzeugender Durchbruch oder bricht im Gegenteil gar die Eurozone auseinander?

An der Schwelle zum Jahr 2012 sind die Unsicherheiten wohl so gross wie nie in den vergangenen Jahren, entsprechend zurückhaltend sind die Marktteilnehmer in ihren Vorhersagen. Zieht man ein Fazit, so geht es in die Richtung, dass zwar zu grosser Vorsicht geraten wird, dass letztlich in Aktien aber dennoch die grössten Chancen auf eine positive Rendite gesehen werden; dies vor allem mangels Alternativen und wegen des Fehlens sicherer Anlagen.

Wie geht es in der Schuldenkrise weiter?
Praktisch alle vorausblickenden Einschätzungen von Ökonomen verweisen auf die derzeit dominante Stellung der Politik. «Europa, quo vadis?», lautet die alles beherrschende Frage, denn noch immer hält die Staatsschuldenkrise und die dadurch drohende Rezession die Finanzmärkte im Griff. Sprach man vor einem Jahr noch vor allem von einigen Peripherie-Staaten, so sind zuletzt auch die Kernländer der Eurozone mehr und mehr in Bedrängnis geraten.

Kein Grund, sich entspannt zurückzulehnen
Schreckensszenarien werden dabei ebenso verbreitet wie optimistischere Einschätzungen. Es gebe keinen Grund, sich entspannt zurückzulehnen, aber man dürfe dennoch durchaus hoffen, lautet beispielsweise die Einschätzung von Frédéric Buzaré, Aktienstratege bei Dexia Asset Management. Entscheidend für die Aktienkurse sei, wie es mit der Risikoprämie weitergehe.

Eindeutig unterbewertete Märkte
Nachdem die Unternehmen während dreier Jahre gute Gewinne bei sinkenden Bewertungen geschrieben hätten, sollten letztlich die Massnahmen zur Stabilisierung der Finanzen zu niedrigeren Prämien und damit wieder zu höheren Aktienkursen führen. «Die Märkte sind heute eindeutig unterbewertet», zeigt sich Buzaré insgesamt zuversichtlich.

Auch das Private Banking der Credit Suisse verweist in einem Kommentar eines Portfolio-Strategen auf die Politik. Nach dem arabischen Frühling und den Regime-Wechseln dieses Jahres in Athen, Rom oder Madrid, dürften 2012 die wichtigen Wahlen in Russland, Frankreich oder den USA die Finanzmärkte beeinflussen.

Schwellenmärkte im Fokus
Richtet man den Blick über Europa und die USA hinaus, rücken die Schwellenmärkte, allen voran China, in den Fokus. Diese sollten auch 2012 für ein weltweites Wachstum der Wirtschaft sorgen. In China droht allerdings nach Ansicht vieler Analysten mit dem Immobilienmarkt die «Mutter aller Blasen». Dies sei eines der grössten Risiken für die künftige Entwicklung der Weltwirtschaft, formuliert es die UBS in ihrem Global Outlook 2012.

Vorsicht ist Trumpf
Mit Blick auf Aktienengagements raten die Experten zur Vorsicht. Dies vor dem Hintergrund der zumindest im Winterhalbjahr in die Rezession abgleitenden Wirtschaft in Europa, der schwierigen Situation an der Währungsfront – gerade in der Schweiz – und der zahlreichen weiteren Risiken. Tendenziell werden aber dennoch eher steigende Kurse erwartet, wenn nicht im ersten so doch im zweiten Halbjahr. Empfohlen werden mehrheitlich defensive Sektoren wie Gesundheit oder Konsumgüter sowie Titel mit einer guten Dividenden-Rendite.

Ein Beispiel für die grundsätzlich zuversichtliche Einstellung gegenüber den Aktien als Anlageklasse liefert die Credit Suisse. Die Bank bezeichnete ihre Haltung zu Aktien im jüngsten Report des Investment Committee aus taktischer Sicht zwar als neutral, aus strategischer aber positiv. Der faire Wert der Aktien dürfte dank besserer Gewinne im Lauf des kommenden Jahres steigen und die Risikoaversion sollte zurückgehen, begründet die CS. Die Investmentgesellschaft Henderson Global bezeichnet Aktien für 2012 gar als die bevorzugte Anlagekategorie, denn diese habe den schwachen Konjunkturausblick am meisten eingepreist und verfüge deshalb über das grösste Aufwärtspotential.

UBS rät zu diversifiziertem, aber konservativem Portfolio
Zu viel Risiko sollte man aber nicht eingehen. «Angesichts des schwachen Wachstums und der Abwärtsrisiken setzen wir weiterhin auf ein gut diversifiziertes, aber konservatives Portfolio», rät beispielsweise die UBS. In dessen Aktienteil seien defensive Sektoren wie Gesundheit, Telekommunikation und Basiskonsumgüter zu bevorzugen. Die Grossbank attestiert beispielsweise dem britischen, aber auch dem Schweizerischen Markt defensive Merkmale. Indes belaste der starke Franken die Wettbewerbsfähigkeit und die Margen der hiesigen Firmen.

Volatilität dürfte hoch bleiben
Kepler Capital Markets prophezeit wie die Mehrheit der Beobachter ein erneut volatiles Jahr. Mit Blick auf die Schweiz empfiehlt das Institut als «Top Picks» unter den Bluechips ABB, Givaudan, Richemont, Schindler und Syngenta. Von den Small und Mid Caps werden Barry Callebaut, Dufry, Nationale Suisse, Panalpina und Sika hervorgehoben.

Julius Bär warnt im Ausblick auf 2012 ebenfalls vor «weiterhin grossen Schwankungen bei riskanten Vermögenswerten». Diesen Risiken könne der Anleger allerdings nicht vollständig aus dem Weg gehen. Die Anlageempfehlung der Bank Julius Bär, welche den Ausblick 2012 «ein verwegenes Unterfangen» nennt, ist auf ein niedriges Gesamtrisiko im Aktienportfolio ausgerichtet. Die Bank bevorzugt Aktien mit hohen und stabilen Dividenden, da sich diese in einem insgesamt schwierigen Marktumfeld tendenziell gut behaupten würden. (awp/mc/pg)

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