US-Schluss: Rekordhöhen – Kriegsgefahr vorerst gebannt

US-Schluss: Rekordhöhen – Kriegsgefahr vorerst gebannt

New York – Eher moderate Töne von US-Präsident Donald Trump nach dem Vergeltungsschlag des Iran haben am Mittwoch den Kursen am US-Aktienmarkt neuen Auftrieb gegeben. Der marktbreite S&P 500 und der technologielastige Nasdaq 100 drangen im Verlauf in bisher nicht erreichte Höhen vor. Sie schlossen mit plus 0,49 Prozent auf 3253,05 Punkte beziehungsweise im Fall des Nasdaq mit plus 0,75 Prozent auf 8912,37 Punkte. Für den Leitindex Dow Jones Industrial ging es um 0,56 Prozent hoch auf 28 745,09 Punkte. Bis zu seiner Bestmarke fehlten ihm zeitweise weniger als sieben Zähler. In der letzten halben Stunde vor Sitzungsende ging den Indizes die Luft etwas aus.

Nachdem der Iran als Reaktion auf den von den USA getöteten General Ghassem Soleimani zwei vom US-Militär genutzte Stützpunkte im Irak mit Raketen beschossen hatte, goss Trump daraufhin kein neues Öl ins Feuer. Er forderte den Iran vielmehr zur Zusammenarbeit bei gemeinsamen Interessen auf. Die Bekämpfung der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) sei auch im Sinne des Irans, sagte der US-Präsident. Trump kündigte zwar weitere Wirtschaftssanktionen gegen den Iran an, aber keine unmittelbaren militärischen Schritte.

Die Gefahr eines neuen Krieges im Nahen Osten scheint also zunächst gebannt. Die Vereinten Nationen werteten die Trump-Aussagen als Deeskalationszeichen im Konflikt mit dem Iran. Die Autoren des wöchentlichen Bernecker-Aktionärsbriefes sind der Meinung, dass sich Donald Trump vor den US-Wahlen in diesem Herbst keinen Krieg leisten kann. Der Iran wiederum wisse, dass er hoffnungslos unterlegen wäre.

Nach einem Absturz eines Jets vom Typ 737-800 im Iran ging es am Aktienmarkt erneut um Boeing . Nach Angaben der Hilfsorganisation iranischer Halbmond kamen bei dem Unglück des Flugzeugs einer ukrainischen Airline in der Nähe des Flughafens von Teheran alle Insassen ums Leben. Boeing steht nach zwei Abstürzen einer 737 Max im Oktober 2018 und März 2019 enorm unter Druck. An diesem Mittwoch verloren die Papiere als zweitschwächster Dow-Wert 1,75 Prozent. Analyst Neil Wilson von Markets.com sprach von schrecklichen Neuigkeiten, die zu den schlechten Nachrichten für Boeing nun noch hinzu kämen.

Für Walgreens Boots Alliance fängt das neue Jahr so an, wie das alte aufgehört hat, nämlich schlecht. Am Mittwoch nahmen die Anleger der Drogerie- und Apothekenkette den jüngsten Quartalsausweis übel. Walgreens musste erneut einen deutlichen Gewinnrückgang verkraften und schnitt zudem schlechter ab als am Markt erwartet. Mit minus 5,84 Prozent waren die Papiere das abgeschlagene Schlusslicht im Dow. Damit sind sie im noch jungen Jahr 2020 bereits erneut der bislang grösste Verlierer in dem Leitindex, nachdem sie bereits 2019 die rote Laterne hatten.

Schwach waren auch ExxonMobil und Chevron mit Abschlägen von bis zu eineinhalb Prozent. Nach den zurückhaltenden Trump-Aussagen waren die Ölpreise deutlich gesunken.

Gefragt waren dagegen Aktien von Kreditkartenfirmen: American Express und Visa gewannen unter den Top Drei im Dow 1,73 beziehungsweise 1,71 Prozent. Besser waren nur noch die Anteile des Krankenversicherers UnitedHealth mit plus 2,11 Prozent. Apple kletterten auf ein Rekordhoch und schlossen 1,61 Prozent höher. Für die Papiere der Baumarktkette Home Depot ging es um 1,50 Prozent hinauf. Die Experten der Credit Suisse hatten sie auf ihre Liste der «US Top Picks» gesetzt.

Bei Tesla brannte das Kursfeuerwerk weiter. Zeitweise schrammten die Aktien des Elektroautobauers nur knapp an der runden Marke von 500 Dollar vorbei. Sie beendeten den Handel mit einem Plus von fast 5 Prozent.

Der Essenslieferdienst Grubhub prüft einem Bericht des «Wall Street Journal» zufolge Optionen inklusive eines Verkaufs. Die Anteile sprangen um fast 13 Prozent in die Höhe.

Der Eurokurs sank in Richtung 1,11 US-Dollar. In New York kostete die Gemeinschaftswährung nach US-Börsenschluss 1,1110 Dollar. Der Dollar legte dagegen zu, nicht nur gegenüber dem Euro. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs auf 1,1115 (Dienstag: 1,1172) Dollar festgesetzt, der Dollar damit 0,8997 (0,8951) Euro gekostet. Auf die moderaten Töne von US-Präsident Donald Trump als Reaktion auf den Vergeltungsanschlag des Iran hatte der Euro per saldo nur wenig reagiert. Vielmehr belasteten ihn schwache Auftragsdaten aus der deutschen Industrie.

Richtungweisende zehnjährige US-Staatsanleihen weiteten ihre Verluste nach der Trump-Reaktion aus. Sie sanken um 15/32 Punkte auf 98 29/32 Punkte und rentierten mit 1,872 Prozent. (awp/mc/pg)

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