US-Schluss: Dow dämmt Minus ein – Übelste Woche seit Jahren

US-Schluss: Dow dämmt Minus ein – Übelste Woche seit Jahren

New York – Die Wall Street hat am Freitag dank geldpolitischer Unterstützungssignale im Fall einer Zuspitzung der Viruskrise ihre heftigen Tagesverluste eingedämmt. Anleger hoffen nun auf eine baldige Leitzinssenkung. Der technologielastigen Nasdaq-Börse gelang sogar der Sprung zurück in die Gewinnzone.

Der Dow Jones Industrial, der zeitweise deutlich unter 25’000 Punkte gefallen war, schloss mit einem Minus von 1,39 Prozent auf 25 409,36 Punkte. Dennoch ging für das wichtige Börsenbarometer mit einem Wochenverlust von 12,4 Prozent eine der schlimmsten Handelswochen seit Jahren zu Ende.

Noch markanter waren die Einbussen zuletzt nur während der Finanzmarktkrise im Oktober 2008. Auf Vierwochensicht sieht es kaum besser aus: Mit minus 10 Prozent hat der Dow den verlustreichsten Monat seit genau elf Jahren hinter sich.

Der S&P 500 verlor am Freitag 0,82 Prozent auf 2954,22 Punkte, nachdem es im Tagesverlauf auch für den marktbreiten Index zeitweise um mehr als 3 Prozent abwärts gegangen war. Der Nasdaq 100 schaffte am Tagesende sogar ein Plus von 0,30 Prozent auf 8461,83 Zähler.

Die US-Notenbank (Fed) will auf mögliche Risiken der Virus-Epidemie – falls nötig – mit geeigneten Massnahmen reagieren. Die amerikanische Wirtschaft sei fundamental weiterhin stark, sagte Notenbank-Präsident Jerome Powell. Dennoch stelle das neuartige Coronavirus ein sich entwickelndes Risiko für die wirtschaftliche Aktivität in den USA dar. Die Federal Reserve (Fed) beobachte die Entwicklungen und ihre Auswirkungen auf die künftige konjunkturelle Lage genau. «Wir werden unsere Werkzeuge nutzen und angemessen handeln, um die Wirtschaft zu unterstützen», sagte Powell.

Hauptrisiko für eine Fortsetzung der Börsentalfahrt weltweit sei in der neuen Handelswoche nun eine neue «Welle an Infektionsfällen in Europa ausserhalb Italiens oder in den USA», sagte Analyst Neik Wilson von Markets.com. Die Weltgesundheitsorganisation hatte angesichts der wachsenden Zahl von Fällen mit dem neuartigen Coronavirus am Freitag das Risiko einer weltweiten Verbreitung von «hoch» auf «sehr hoch» gesetzt.

Kräftige Verluste gingen am US-Aktienmarkt zunächst wieder quer durch alle Branchen. Ob Technologieaktien, Autowerte, Papiere aus der Energie-, der Reise- oder auch der Konsumbranche, überall waren die Vorzeichen anfangs tiefrot. Am Ende des Handelstages allerdings gelang vor allem dem US-Energiesektor eine erste Erholung: Er legte um rund 1,3 Prozent zu. Die IT-Branche verbuchte ein kleines Plus von 0,8 Prozent.

Im Dow waren die Aktien von ExxonMobil mit plus 3,3 Prozent letztlich der grösste Gewinner – Anleger griffen zu, nachdem die Aktie des Erdölgiganten auf den tiefsten Stand seit 16 Jahren gefallen war. Die Apple -Papiere stabilisierten sich mit plus 0,4 Prozent. Schlusslicht waren dagegen Boeing mit minus 4,4 Prozent. Damit erreichten die Papiere des krisengeschüttelten Flugzeugbauers einen Tiefstand seit Ende 2017.

Ausserhalb der grossen Indizes brachen die Anteile von Beyond Meat um rund 15 Prozent ein. Die gemeldeten überraschend hohen Umsätze des Herstellers für Fleischersatzprodukte im vierten Quartal halfen da nicht. Immerhin will Beyond Meat 2020, in dem nun auch noch die Viruskrise wütetet, sowohl in sein Marketing als auch in seine internationale Expansion investieren. Das dürfte auf Kosten der Profitabilität gehen.

Für die Aktien von Dell ging es um 7,1 Prozent abwärts auf ein Rekordtief, nachdem der Computerspezialist mit seinem Ausblick auf die Gewinnentwicklung enttäuscht hatte. Mehrere Analysten senkten daraufhin ihr Kursziel.

Unter den wenigen Gewinnern am US-Markt befanden sich dagegen die Anteile von Foot Locker , die um 8,0 Prozent stiegen und damit einen grossen Teil ihrer jüngsten Verluste wieder wettmachten. Die Handelskette für Sportschuhe rechnet in diesem Jahr mit steigenden Gewinnen und Umsätzen.

Der Kurs des Euro stieg zum Börsenschluss an der Wall Street wieder über 1,10 US-Dollar und kostete zuletzt 1,1039 Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Nachmittag in Frankfurt auf 1,0977 (Donnerstag: 1,0964) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,9110 (0,9121) Euro. Am US-Rentenmarkt stiegen richtungsweisende zehnjährige Staatsanleihen um einen ganzen und 8/32 Punkte auf 103 15/32 Punkte und rentierten mit 1,127 Prozent. Zeitweise hatte die Rendite des weltweit wohl wichtigsten Schuldentitels sogar wieder ein neues Rekordtief erreicht. (awp/mc/pg)

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