US-Schluss: Kurssprung nach kräftiger EZB-Geldspritze

US-Schluss: Kurssprung nach kräftiger EZB-Geldspritze

New York – Die massive Geldspritze der Europäischen Zentralbank (EZB) hat die Wall Street am Donnerstag kräftig angetrieben. Die wichtigsten Aktienindizes zogen um deutlich mehr als ein Prozent an. Die EZB nimmt mehr als eine Billion Euro in die Hand, um die Wirtschaft im Euroraum anzuschieben. Mit ihrem Anleihekaufprogramm haben die Währungshüter laut der Privatbank Berenberg die meisten Erwartungen übertroffen. «EZB-Präsident Mario Draghi hat einmal mehr geliefert», kommentierte Experte Christian Schulz.

Der Dow Jones Industrial nahm wieder deutlich Kurs auf die Marke von 18 000 Punkten und stieg um 1,48 Prozent auf 17 813,98 Punkte. Für den breit gefassten S&P 500 ging es um 1,53 Prozent auf 2063,15 Punkte nach oben. Der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 zog um 1,87 Prozent auf 4270,36 Punkte an.

Die Europäische Zentralbank hatte beschlossen, zur Stützung der Wirtschaft monatlich Anleihen von Staaten und Unternehmen im Gesamtwert von 60 Milliarden Euro erwerben. Das Kaufprogramm soll im März starten und erst einmal bis September 2016 laufen, wie Notenbank-Präsident Mario Draghi nach dem Beschluss des EZB-Rates sagte. Sollte die Inflation dann immer noch zu niedrig sein, könnten die Käufe auch weitergeführt werden. Die Währungshüter sorgen sich vor einer gefährlichen Spirale aus Preissenkungen auf breiter Front – und einer schrumpfenden Wirtschaft.

Börsianer warnten jedoch vor zu viel Euphorie. Die realwirtschaftlichen Effekte für Wachstum und Inflation des seit langem erwarteten EZB-Programms dürften sehr überschaubar bleiben, meinte etwa Chefvolkswirt Stefan Bielmeier von der DZ Bank. Auch wenn sich die Finanzmärkte wie in den vorangegangenen Jahren mit Enthusiasmus «der Geldillusion hingeben», bleibe weiter die Frage offen, was danach komme.

Im Dow standen nach vorgelegten Quartalsberichten die Aktien von American Express, Verizon und Travelers im Fokus. Das Kreditkarten-Unternehmen Amex hatte zum Jahresende weniger verdient als gedacht. Angesichts gestiegener Kosten will der Konzern in diesem Jahr mehr als 4000 Jobs streichen. Die Titel sackten am Dow-Ende um 3,76 Prozent auf 84,37 US-Dollar ab.

Der Telefonkonzern Verizon leidet weiterhin unter dem harten Preiskampf auf dem Mobilfunkmarkt. Mit einem Minus von 0,93 Prozent waren die Anteilsscheine der zweitschwächste Wert im US-Leitindex. Der Schadenversicherer Travelers hingegen hatte im vierten Quartal einen etwas besser als erwarteten operativen Gewinn erzielt. Die Papiere verteuerten sich um rund drei Prozent.

Bei der Online-Handelsplattform Ebay waren im Schlussquartal 2014 die Geschäfte etwas schleppender gelaufen, als Analysten prognostiziert hatten. In diesem Jahr wird Ebay zudem in seine Einzelteile zerlegt und streicht daher vorher noch 2400 Stellen über alle Geschäftsfelder hinweg. Allerdings hatte sich der Konzern mit dem unbequemen Hedgefonds-Investor Carl Icahn geeinigt. Ebay erklärte sich im Rahmen eines «Stillhalteabkommens» bereit, einen Vertreter Icahns in den Verwaltungsrat aufzunehmen. Die Papiere zogen als Favorit im Nasdaq 100 um rund sieben Prozent an.

Die Fluggesellschaft United Airlines hatte zum Jahresende zwar deutlich weniger Gewinn gemacht. Da Unternehmenschef Jeff Smisek jedoch bessere Ergebnisse für 2015 angekündigt hatte, rückten die Titel um rund viereinhalb Prozent vor. An der Spitze des S&P 500 profitierten die Aktien des Kosmetik-Direktvertriebs Avon Products mit einem Plus von mehr als 14 Prozent von Übernahmegerüchten. (awp/mc/upd/ps)

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