US-Schluss: Gewinne nach turbulenter Talfahrt

US-Schluss: Gewinne nach turbulenter Talfahrt

New York – Die US-Börsen haben ihre kräftigen Tagesverluste an diesem Mittwoch abgeschüttelt und letztlich in Gewinne umgewandelt. Erleichtert reagierten die Anleger vor allem auf zwei wichtige Neuigkeiten: Einerseits will Russland der wachsenden weltweiten Erdgaskrise entgegentreten und «Rekordmengen» an Gas nach Europa liefern, was indirekt auch den Bedarf an Rohöl dämpfen würde. Ausserdem geht es wohl im Streit um die Anhebung der Schuldenobergrenze voran. Mich McConnell, der führende Republikaner im US-Senat, kündigte an, dass seine Partei eine Verlängerung der Schuldenobergrenze bis Dezember nicht blockieren werde.

Der Dow Jones Industrial (DJIA) ging mit einem Plus von 0,30 Prozent auf 34 416,99 Punkte aus dem Tag, nachdem der Wall-Street-Index kurz nach dem Handelsauftakt deutlich unter 34 000 Punkte gesackt war. Auch dem S&P 500 gelang der Dreh in die Gewinnzone. Er schloss mit einem Aufschlag von 0,41 Prozent auf 4363,55 Punkte. Der technologielastige Nasdaq 100 drehte ebenfalls und gewann 0,63 Prozent auf 14 766,75 Punkte.

Nach monatelanger Kursrally – insbesondere in den USA – befinden sich die weltweiten Aktienmärkte seit einiger Zeit zunehmend im Würgegriff von Inflations- und Konjunktursorgen und leiden zugleich unter Befürchtungen, dass in Bälde die Zinsen angehoben werden. Die zuletzt kräftig gestiegenen Ölpreise spielen dabei eine wichtige Rolle. Am Montag hatte dann auch noch die Gruppe Opec+ mitgeteilt, sie werde ihre Fördermenge trotz der weltweiten Ölknappheit nicht stärker als geplant erhöhen. Das sorgte für neue Mehrjahreshochs bis nun die Aussagen Russlands die Rally stoppten. Aktuell fallen die Preise wieder, was sich prompt auch in den Kursen von Ölaktien wie Chevron und ExxonMobil widerspiegelte.

Die deutlich stärker als erwartet ausgefallenen Beschäftigungsdaten für September aus dem US-Privatsektor, die an diesem Tag veröffentlicht wurden, stiessen nicht auf Euphorie. Dabei hatte der Arbeitsmarktdienstleister ADP im Vergleich zum August einen Beschäftigungszuwachs von knapp 570 000 gemeldet, während Volkswirte nur mit 430 000 neuen Stellen gerechnet hatten. JPMorgan-Volkswirt Ian Shepherdson sieht in den Daten allerdings keine zuverlässige Aussagekraft für den am Freitag anstehenden Arbeitsmarktbericht der Regierung. Zudem fehlten Details, aus denen sich folgern liesse, warum die Schätzungen der Volkswirte so deutlich übertroffen wurden. «Wir wissen nicht, ob das Überschiessen nur modellgetrieben oder tatsächlich stärkeren Beschäftigungsdaten der ADP-Kunden zu verdanken ist», gab Shepherdson zu bedenken.

Auf Unternehmensseite stand im DJIA die Aktie von Dow Inc im Fokus und verlor als Schlusslicht etwas mehr als drei Prozent. Der Chemiekonzern gab während seines Kapitalmarkttages milliardenschwere Gewinnziele bekannt. Sein Ergebniswachstum will er zugleich aber auch mit milliardenschweren Investitionen in umweltfreundlichere Technologien in den kommenden Jahren antreiben.

Das Papier des Alkoholikaherstellers Constellation Brands schwankte an der Nyse zwischen Gewinnen und Verlusten und gab letztlich um etwas weniger als ein Prozent nach. Der Konzern enttäuschte mit seinem zweiten Geschäftsquartal, hob aber das Ziel für das Ergebnis je Aktie 2021/22 an.

Ansonsten bewegten Umstufungen. Goldman Sachs äusserte sich negativ zu den Aktien der Fluggesellschaften American Airlines und Jetblue Airways und rät nun zum Verkauf (Sell). Die Papiere büssten zwischen drei und vier Prozent ein. US Steel , ebenfalls von Goldman auf «Sell» abgestuft, sackten um fast neun Prozent ab.

Im Fokus stand zudem ein recht kleines Börsendebut, das jedoch ein Kursfeuerwerk auslöste. Die Aktien des Anbieters von E-Geländemotorrädern Volcon , die für 5,50 Dollar ausgegeben worden waren, kletterten kurz nach ihrem Handelsstart bis auf auf 15,50 Dollar. Bei 10,86 Dollar gingen sie aus dem Handel, was immerhin in etwa eine Wertverdoppelung bedeutet.

Der Euro erholte sich im US-Handel etwas, nachdem er im europäischen Geschäft zeitweise auf 1,1529 US-Dollar und damit den tiefsten Stand seit Juli 2020 gefallen war. Zum Börsenschluss an der Wall Street kostete die Gemeinschaftswährung 1,559 Dollar. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1542 (Dienstag: 1,1602) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,86640 (0,86192) Euro.

US-Staatsanleihen drehten nach einem schwächeren Start ins Plus. Der Terminkontrakt für zehnjährige Treasuries (T-Note-Future) legte um 0,01 Prozent auf 131,75 Punkte zu. Im Gegenzug sank die Rendite von zehnjährigen Papieren auf 1,52 Prozent. Zuvor noch war sie zeitweise auf den höchsten Stand seit knapp vier Monaten geklettert. (awp/mc/pg)

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