Adolf E. Real, CEO VP Bank: «Um unser Wachstumsziel zu erreichen, müssen wir auch Akquisitionen tätigen»

Von Helmuth Fuchs

Moneycab: Herr Real, im nächsten Jahr feiert die VP Bank ihr 50-Jahre Jubiläum. Nachdem die Kostenseite der VP Bank erfreulich aussieht und die Cost/Income Ratio unter 50% gehalten werden konnte, wäre Alles bereit, mit einer Steigerung auf der Einnahmenseite ein Glanzresultat hinzulegen. Welche konkreten Ziele haben Sie für das Jubiläumsjahr?


Adolf E. Real: Das Halbjahresergebnis fällt für die VP Bank erfreulich aus und bestätigt unsere strategische Ausrichtung. Gegenüber Vorjahr konnten wir das Halbjahresergebnis um mehr als 14 Prozent und das operative Ergebnis vor Steuern sogar um 30 Prozent steigern. Vor diesem Hintergrund blicken wir den zukünftigen Marktbearbeitungsaktivitäten zuversichtlich entgegen.
Im Jubiläumsjahr werden wir unsere strategischen Wachstumsziele weiterhin konsequent verfolgen. Daneben sind wir natürlich bereits heute an der Planung für verschiedene Anlässe für unsere Kunden, Aktionäre, Freunde des Hauses und Mitarbeitenden, um zusammen mit ihnen unser 50-jähriges Jubiläum in einem feierlichen Rahmen zu begehen.

«Es bestehen keine Pläne, eine Einheitsaktie einzuführen. Die heutige Kapitalstruktur hat sich in den vergangen Jahren für die Eigenständigkeit positiv erwiesen.» Adolf E. Real, CEO VP Bank


Die Grundlagen für ein weiteres organisches Wachstum haben Sie mit den neuen Aussenstellen in München (Ende 2004) und Moskau (März 2005) gelegt. Deutschland befindet sich wirtschaftlich in einer eher stagnierenden Situation. Wie viel an Kundenvermögen konnte in München schon akquiriert werden und welche Ziele haben Sie hier für den Rest des Jahres?


Die Vermögensverwaltungs-Gesellschaft in München hat ihre operative Tätigkeit erfolgreich aufgenommen. Sie erfuhr den geplanten personellen Ausbau auf aktuell 6 Mitarbeiter und kann die erwarteten Erfolge verzeichnen. Unser Ziel ist es, innerhalb von drei Jahren den Break-Even zu erreichen.


Während Sie Russland, Mittel- und Osteuropa als Wachstumsmärkte definiert haben, sahen viele andere Privatbanken im asiatischen Raum das grössere Potential und verbuchen dort auch schon beachtliche Erfolge. Wie ist Ihre Beurteilung dieser Region und wie wollen Sie vom asiatischen Wachstum profitieren?


Neben der Konzentration auf unsere definierten Kernmärkte Liechtenstein, Schweiz, Deutschland, Österreich, Italien und Benelux hat der Wachstumsmarkt in Mittel- und Osteuropa hat für die VP Bank Gruppe an Bedeutung gewonnen. Mit der Eröffnung der Repräsentanz in Moskau haben  wir ein entsprechendes Zeichen gesetzt. Die Entwicklung des asiatischen Raumes verfolgen wir mit grossem Interesse und lassen diese natürlich laufend in unsere strategischen Überlegungen einfliessen.


Die Steigerung der betreuten Kundenvermögen auf 30 Milliarden Franken bis zum Jahr 2006 ist nach einer bescheidenen Steigerung von 1.2% im Jahre 2004 und dem Zuwachs von performancebedingten 6% auf 27.6 Milliarden Franken im ersten Halbjahr 2005 sehr ambitiös. Halten Sie an der Zielsetzung fest, und wie wollen Sie diese erreichen?


Die VP Bank Gruppe hält an der Wachstumsstrategie fest. Bis Ende 2006 wollen wir die betreuten Kundenvermögen auf rund CHF 30 Mrd. erhöhen. Dieses Ziel ist nur durch Akquisitionen zu erreichen. Im Moment ist jedoch noch nichts spruchreif. Wir werden zum gegebenen Zeitpunkt entsprechend informieren.


Die gesunde Finanzbasis der VP Bank liesse nebst dem organischen Wachstum auch eine Akquisition zur Steigerung des Wachstums zu. Gibt es hier zum anstehenden Jubiläumsjahr konkrete Pläne, durch eine Übernahme zu wachsen?


Wie schon erwähnt, planen wir, unser Wachstumsziel unter anderem auch durch Akquisitionen zu erreichen.


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Die Zielsetzung von 12% – 15% bei der Eigenkapitalrendite wurde zwar mit 15.8% erreicht. Bei der hohen Eigenkapitalquote der VP Bank hätten Sie hier über eine Anhebung des Fremdkapitals noch einigen Spielraum. Wie planen Sie, die Eigenkapitalrendite zu steigern?


Mit 15.8% Eigenkapitalrendite haben wir unser Ziel erreicht und die Erwartungen erfüllt. Mit unserem Ziel, die Tier 1 Ration  mit 16% auf dem doppelten Betrag der gesetzlichen Vorschriften zu halten, ist es momentan nicht opportun, hier etwas zu verändern.


Mit der Stimmenmehrheit der Aktien bei den beiden Hauptaktionären, der Stiftung Fürstlicher Kommerzienrat Guido Feger und Martin Hilti Familien-Treuhänderschaft, sind Sie zwar gut vor Übernahmen geschützt, für potentielle Anleger bleibt aber wenig Fantasie in der Aktie. Die Einführung einer Einheitsaktie könnte hier für Bewegung sorgen. Gibt es hier in absehbarer Zeit eine Veränderung?

Es bestehen keine Pläne, eine Einheitsaktie einzuführen. Die heutige Kapitalstruktur hat sich in den vergangen Jahren für die Eigenständigkeit positiv erwiesen.


Das Fürstentum Liechtenstein hat einen eigenen Weg der Eigenständigkeit und Öffnung gegenüber der EU definiert (zum Beispiel EFTA- und  EWR- Mitgliedschaft). Wäre aus Ihrer Sicht ein EU Beitritt wünschenswert, oder überwiegen die Vorteile der jetzigen Situation?


Liechtenstein ist mit der EWR Mitgliedschaft bis heute gut gefahren, dies zeigt auch die wirtschaftliche Entwicklung unseres Landes. Unser Land hat im Rahmen der EWR Mitgliedschaft immer wieder seinen Standpunkt in die politischen Veränderungen eingebracht und wird heute als kleiner, aber wichtiger Gesprächspartner respektiert. Eine Veränderung, zum Beispiel eine Vollmitgliedschaft, ist aus heutiger Sicht nicht wünschenswert.


In der vor allem auch kostenintensiven Überwachung der Kunden und ihrer Transaktionen zur Bekämpfung der Geldwäscherei gibt es im europäischen Raum ein beachtliches Gefälle. Wo steht Liechtenstein beim Thema Compliance und welche speziellen Aufwände fielen bei Ihnen im letzten Jahr zur Bekämpfung der Geldwäscherei an?


Das heute gültige Sorgfaltspflichtgesetz entspricht internationalen Standards in der Bekämpfung von Terrorismus und Geldwäscherei. Dieses Gesetz auferlegt uns verschiedene Pflichten zur Überwachung der Kunden und deren Transaktionen. Diese haben sich in der Position «Sachaufwand» in den letzten anderthalb Jahren niedergeschlagen. Über den Betrag möchte ich keine Auskunft geben.


Zum Schluss des Interviews haben Sie zwei Wünsche frei, wie sehen diese aus?
Zum ersten wünsche ich mir, dass es uns gelingt, auf der guten Ausgangslage, welche die VP Bank per heute hat, neue Kunden zu gewinnen, um unsere Wachstumsziele zu erreichen.


Zum zweiten wünsche ich mir, dass meine Familie und ich gesund bleiben und genügend Zeit haben, um alle Teile des Lebens zu geniessen.




Adolf E. Real
(geb. 31. Juli 1954, Liechtensteiner) ist seit dem 1. Januar 1989 Mitglied der Geschäftsleitung und seit dem 1. Mai 1998 Vorsitzender der Geschäftsleitung der VP Bank, Vaduz.
Er ist Vizepräsident des Verwaltungsrates der VP Bank (Luxembourg) S.A., Luxemburg, und Präsident der FIB Finanz und Beteiligungs-Aktiengesellschaft, Vaduz.

Adolf E. Real studierte an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Agrarwirtschaft (dipl. Ing. ETH), an der Universität St.Gallen Betriebswirtschaft (Bankwesen) und erlangte an der University of San Diego (USA), den Master of Business Administration (MBA).

Adolf E. Real ist 1983 in die VP Bank eingetreten. Zuerst hatte er die Leitung und den Aufbau der Abteilungen Marketing und Organisation übernommen. Anschliessend wurde er zum Sekretär des Generaldirektors ernannt und 1989 als Leiter des Bereichs Verarbeitung in die Geschäftsleitung berufen. Ab 1990 zeichnete er zudem für das Ressort Informatik und Organisation verantwortlich. 1996 designierte ihn der Verwaltungsrat zum Vorsitzenden der Geschäftsleitung auf die Generalversammlung 1998.

Seit 2003 ist Adolf E. Real als Vorsitzender der Geschäftsleitung auch für die Zentralen Stäbe Group Marketing & Corporate Development, Corporate Communications und Human Resources & Dienste zuständig.

Adolf E. Real ist  Vorstandsmitglied des Liechtensteinischen Bankenverbandes.

VP Bank
Die Verwaltungs- und Privat-Bank Aktiengesellschaft (VP Bank) wurde 1956 gegründet und gehört zu den grössten Banken Liechtensteins. Heute verfügt sie über Tochtergesellschaften in Zürich, Luxemburg und auf den British Virgin Islands sowie über eine Vermögensverwaltungsgesellschaft in München und eine Repräsentanz in Moskau.

Die Bank besteht aus den Geschäftseinheiten Private Clients, Trust Banking und Banking Services. Per 30. Juni 2005 beschäftigte die VP Bank Gruppe teilzeitbereinigt 549.1 Mitarbeitende. Die Bilanzsumme betrug CHF 8.2 Mrd. und das betreute Kundenvermögen CHF 27.6 Mrd. Die VP Bank Gruppe hat von Standard & Poor?s das Rating «A» (A / stable / A-1) erhalten. Damit ist sie eine der wenigen offiziell bewerteten Privatbanken in Liechtenstein und der Schweiz.


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