AFG: Weniger Gewinn – Kapitalerhöhung von 125 Mio CHF

Besser sieht es bei den Verkäufen aus, wie aus den am Montag vorgelegten Zahlen hervorgeht: Der Umsatz stieg um 6,7% auf 1,57 Mrd. CHF. Das Betriebsergebnis vor Steuern und Zinsen (EBIT) sank von 95,5 Mio CHF auf 86,6 Mio CHF. Auf dem EBIT lasten Wertberichtigungen auf dem Goodwill und immateriellen Vermögenswerten. Zudem weist die Sparte Küchen und Kühlen, die 2008 knapp 19% zum Umsatz beitrug, einen Betriebsverlust von 2,4 Mio CHF aus. Für 2008 kürzt der Verwaltungsrat die Dividende für Inhaberaktien um die Hälfte auf 5 CHF, für Namensaktien auf 1 CHF.


Möglichst keine Entlassungen
«Ende dieses Jahres werden wir 200 bis 250 Mitarbeiter weniger haben», sagte Edgar Oehler, Verwaltungsratspräsident, Mehrheitsaktionär und Unternehmensleiter, an der Bilanzpressekonferenz in Zürich. Der beträchtliche Auftragseinbruch seit dem vierten Quartal 2008 zwingt den Bauausrüster zu dieser Massnahme. Oehler hofft, den Stellenabbau über Frühpensionierungen und die natürlichen Fluktuation durchführen zu können. Diese betrage bei der AFG 5%, was bei über 6’000 Beschäftigten 300 Stellen ausmache. Mitarbeiter mit ungenügenden Leistungen würden bevorzugt freigestellt, kündigte Oehler an.


300 Mitarbeiter in Kurzarbeit
Die AFG beschäftigt seit Jahresbeginn rund 300 Mitarbeiter in Kurzarbeit. Die Unternehmensbereiche Stahltechnik und Oberflächentechnologie sind stark vom weltweiten Nachfrageeinbruch in der Druckmaschinen- und Automobilindustrie betroffen.


Frisches Kapital nötig
Entgegen früherer Ankündigungen will Oehler neues Kapital beschaffen. Die Aktionäre sollen an der Generalversammlung vom 17. April einer Kapitalerhöhung von 125 Mio CHF über Bezugsrechte zustimmen. Oehler, der 59% der Aktien hält, kündigte an, sein Bezugsrecht ausüben zu wollen. «Es geht darum, die Bonität zu stärken und die Kapitalfähigkeit mittelfristig zu sichern», begründete Oehler die Massnahme. Er will auch in jedem Falle genug Mittel in der Hand haben, wenn die AFG Mitte 2010 eine eigene Anleihe über 150 Mio CHF zurückzahlen muss.


Eigenkapitalquote von über 40% im Visier
Oehler will zudem eine Eigenkapitalquote erreichen, die über 40% liegt. Per Ende 2008 beträgt die entsprechende Kennziffer 36,9%. Details zur geplanten Kapitalerhöhung will Oehler erst am Vortag der Generalversammlung vorlegen. Der AFG-Chef bestritt, dass die Massnahme auf eine finanzielle Notlage schliessen lasse. Gemäss Analysten ist die Kapitalerhöhung wegen der hohen Verschuldung der AFG aber keine Überraschung. In der Bilanz weist die AFG 886,8 Mio CHF fremde Mittel aus, die Fremdkapitalquote beträgt 63,1%.


Keine Prognose
Eine Gewinn- und Umsatzprognose für 2009 gibt Oehler bewusst nicht: «Kein Mensch weiss, was im Herbst sein wird», sagte er. Am Ziel, jährlich um 5% organisch zu wachsen, hält Oehler grundsätzlich fest. Die Sparte Küchen und Kühlen werde spätestens im nächsten Jahr wieder einen positiven EBIT ausweisen. In Analystenkommentaren ist von schwachen Gewinnzahlen und einer Enttäuschung die Rede. Angesichts der Nettoverschuldung von AFG komme die Kapitalerhöhung nicht überraschend, heisst es in einem Kommentar der Bank Vontobel. Aber auch andere Banken hatten mit einer Kapitalerhöhung gerechnet.


Aktie uneinheitlich
Die Aktien von AFG hätten seit Jahresbeginn knapp ein Drittel des Wertes verloren, schreiben Analysten weiter. Da dürfte sich wohl die Ankündigung einer Kapitalerhöhung wegen der Erhöhung der finanziellen Flexibilität trotz des damit verbundenen Verwässerungseffektes für einmal positiv ausgewirkt haben. An der Börse bewegte sich die AFG-Aktie auf und ab. Am Nachmittag lag die Aktie bei 89,5 CHF um 0,3% im Minus. (awp/mc/ps/05)

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