Aktienfokus Julius Bär: Börse schickt Aktie unter die kalte Dusche


Gestiegene Kundenvermögen und das angekündigte Aktienrückkauf-Programm wiegen das schwache Resultat der Privatbank Julius Bär nicht auf. Deren Aktien brechen nach der Publikation der Jahreszahlen ein. Einzelne Analysten sind trotzdem zuversichtlich.

Von Martin Vetterli


Bär-CEO Walter Knabenhans bleibt Optimist: «Es gibt Grund zur Zuversicht, aber keinen Anlass zur Euphorie». (pd)
Nach dem Glanzresultat der UBS, dem dank Sonderfaktoren rasant gewachsenen Gewinn der CS Group war das Jahresresultat von Julius Bär eine kalte Dusche für die Börse. Der Reingewinn brach um über 55 Prozent ein, viel stärker als von Analysten befürchtet. Schuld für das schwache Jahresergebnis waren einmalige Sonderfaktoren und der schwache Zustrom an Neukundengeldern.


Aktie deutlich abgestraft
Die Quittung für diese Jahreszahlen kam an der Börse rasch. Die Julius-Bär-Valoren brachen bis um 13 Uhr über 7 Prozent auf 420 Franken ein. Zeitweise notierten sie bei 417.50 Franken. Händler wollten eine Erholung der Titel aber nicht ausschliessen. ZKB-Analyst Christoph Richard machte sogar in Optimismus: «Wir gehen davon aus, dass dieses Ergebnis im Laufe des Tages eher als positiv beurteilt wird.» Davon konnte bisher keine Rede sein. Sie konnten sich gegen Mittag lediglich auf tiefem Niveau stabilisieren. Bereits am Vortag hatten die «Bären» 3,1 Prozent an der Börse verloren.


ZKB: Höherstufung nicht ausgeschlossen
«Das Resultat ist nicht so schlecht, wie es den Anschein macht», beruhigte ZKB-Analyst Richard verunsicherte Anleger und verwies auf den Anstieg bei den Kundenvermögen. Klammere man zudem die einmaligen Sonderkosten aus, «liegt das operative Resultat genau in unseren Schätzungen», meinte er weiter. Nun will Richard seine Verkaufsempfehlung überprüfen, eine Höherstufung schloss er am Mittwochmorgen nicht aus.Pictet: Für die Bullen sehr enttäuschend
Für die Julius-Bär-Bullen enthält dieses Resultat zwar «einen Strauss an Enttäuschungen», erklärte Pictet-Analyst Peter Thorne. Trotzdem sei es – von den Sonderkosten abgesehen «nicht so schrecklich, wie die Schlagzeilen vermuten lassen». Aber gut sei es natürlich auch nicht.Insbesondere der schwache Zustrom an Neukundengeldern sei für die Bank und die Anleger «ein Quell der Sorge». Thorne, der die Bär-Valoren weiterhin auf «Reduzieren» einstuft, zeigte sich in seiner Ansicht bekräftigt, dass die Erwartungen vieler Experten der Realität von Julius Bär vorausgeeilt seien und die Aktie in den vergangenen Wochen und Monaten zu stark in die Höhe getrieben wurde.Rahn & Bodmer: Anfällig für weitere Kursrückschläge
Kritischer die Beurteilungvon Fritz Egger, Analyst bei der Privatbank Rahn & Bodmer: «Die verhaltenen Aussichten gepaart mit dem hohen Kurs-Gewinn-Verhältnis verheisst nichts Gutes für die Bär-Aktien.»Hinzu komme, dass nach der jüngsten Kursrally die Luft bei den Bankaktien draussen sei. Er habe deshalb bereits am Dienstag die UBS-Aktie von «Kaufen» auf «Halten» zurückgestuft. Weil zudem an der Börse ein klarer Trend fehle, sei die Gefahr real, dass selbst kleinere Enttäuschung ein genügendes Argument lieferten, um eine Aktie kräftig zurückzustufen, meinte er mit Blick auf den Kurseinbruch der Bär-Aktien vom Mittwochmorgen.Martin Vetterli (swisscontent)

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