Aktienfokus: Lehman-Kollaps belastet UBS und CS weiter

Einig sind sie sich auch, dass die beiden grossen Schweizer Banken Credit Suisse und UBS zwar nicht ungeschoren an der neusten Entwicklung in der Branche vorbeikommen werden. Dennoch wollen sie die Situation für die beiden Institute nicht dramatisieren. Die Aktien der UBS, die am Dienstag 10,4% tiefer eröffneten, notieren gegen 10.30 Uhr auf 18,32 CHF (-8,8%). die CS-Valoren büssen 1,4% auf 48,86 CHF ein. Der Gesamtmakt (SMI) verliert 1,3%.


Kein dramatisches Szenario für Schweizer Grossbanken
Die Schweizer Banken seien genügend mit Eigenkapital ausgestattet, sagte Bundesrat und Finanzminister Hans-Rudolf Merz in einem Interview mit der «Tagesschau». Ins gleiche Horn stiess am Montag auch die Eidgenössische Bankenkommission (EBK), für die die CS und die UBS gut kapitalisiert sind. Die Analysten zeichnen für die Schweizer Banken ebenfalls kein dramatisches Szenario. Die beiden einheimischen Grossbanken seien nicht wie Lehman Brothers reine Investment Banken sondern verfügten auch über ein starkes Bein in der Vermögensverwaltung und dem Retailbanking in der Schweiz, verwies ein Analyst einer Schweizer Privatbank.


Risiken durch Verkauf von Lehman-Anlagewerte
Risiken, indes nicht nur für die Schweizer sondern für alle Banken, könnten sich durch den Verkauf von Anlagewerten von Lehman ergeben, schreiben die Analysten von Keefe, Bruyette & Woods (KBW) in einer Studie. Dies könnte den Druck auf die Preise vieler Anlage-Klassen erhöhen, insbesondere auf Papiere, die mit Hypotheken auf kommerziell genutzte Immobilien unterlegt sind (CMBS). Die KBW-Analysten vermuten indes, dass die Regulierungsbehörden eine Abwärtsspirale durch verzweifelte Verkäufe verhüten könnten.


UBS in besserer Position
Aufgrund ihres Exposures zu CMBS sei die UBS gegenüber der Credit Suisse in einer besseren Position, schreibt Helvea-Analyst Peter Thorne in einem Kommentar. Ende des zweiten Quartals hätte erstere einen Exposure von etwa 8,2 Mrd CHF verglichen mit 15 Mrd CHF bei der CS ausgewiesen. Lehman sei dagegen mit 60 Mrd CHF engagiert gewesen, so Thorne weiter. Müssten beiden Schweizer Banken beispielsweise 20% auf ihre aktuellen Positionen abschreiben, beliefe sich die Wertberichtigungen auf 1,6 Mrd CHF bei der UBS respektive 3 Mrd bei der CS, rechnet der Helvea-Analyst weiter vor. Das wäre zwar ein Problem, aber «not a terminal one», so Thorne weiter.


UBS mit substanzieller Verringerung der Risikobestände
Die KBW-Analysten weise im weitern darauf hin, dass die UBS ihre Risikobestände insgesamt per Ende des zweiten Quartals substanziell verringerte. Für Branchenvertreter wie die UBS oder die CS könnte im weitern nach Ansicht von KBW der Umstand von Vorteil sein, dass die Bank of America (BoA) die US-Investmentbank Merrill Lynch übernommen hat. Die BoA sei bereit, für Merrill Lynch eine Prämie von rund 70% auf den Schlusskurs vom vergangenen Freitag zu zahlen. Dies zeige, dass die Fundamentaldaten noch immer zählten und es Käufer für qualitativ hochwertige Unternehmen gebe. Das qualitativ hochstehende Geschäft mit Privatkunden der CS und der UBS sollte Unterstützung in einem Konkurs-Szenario bieten.


Die beiden Grossbanken selbst wollten sich zu möglichen Auswirkungen auf ihr Geschäft nicht äussern. «Die UBS hat bereits vor einiger Zeit ihre Kapitalbasis gestärkt und andere Massnahmen getroffen, um weitere Marktschocks absorbieren zu können», sagte lediglich ein Sprecher der UBS gegenüber AWP. Weiter verfüge die UBS über diversifizierte Ertrags- und Refinanzierungsquellen. (awp/mc/pg/20)

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