Aktienfokus: Novartis unter Druck – Umsatzwarnung

Novartis hatte bei einer retrospektiven Analyse von klinischen Studiendaten mit mehr als 18’000 Patienten kardiovaskuläre Vorfälle entdeckt. Gestützt auf den Marktrückzug des Darmmedikaments hat der Basler Konzern seine Umsatzerwartungen für das laufende Geschäftsjahr nach unten revidiert. Zahlreiche Banken haben inzwischen ihre Kursziele gesenkt, HSBC und Rahn Bodmer haben gar den Titel zurückgestuft.


Novartis verlieren 3,5 Prozent
Um 11.10 Uhr notieren Novartis 3,5% tiefer auf 67,25 CHF, während der Gesamtmarkt (SMI) 0,3% verliert. Die in den USA kotierten Novartis-ADRs haben bereits am Freitagabend auf die Zelnorm-Nachricht reagiert: sie schlossen knapp 4% tiefer.


Überraschender Rückzug von Zelnorm
Der Rückzug von Zelnorm in Nordamerika kommt überraschend, zumal es sich um ein etabliertes Medikament handelt, das seit geraumer Zeit auf dem Markt ist. Über das Wochenende haben Finanzhäuser rund um den Globus ihr Novartis-Dossier überarbeitet. Das führte mehrheitlich zu Kurszielsenkungen und in einigen Fällen (Rahn Bodmer, HSBC) auch zu einer Herabstufung des Titels.


Zelnorm – das zwölftstärkste Produkt
Umsatzmässig war Zelnorm im vergangenen Geschäftsjahr das zwölftstärkste Produkt des Pharmakonzerns, Tendenz weiter steigend. Inwiefern sich die ausbleibenden Umsätze auf den Konzerngewinn auswirken werden, evaluiert Novartis derzeit. Analysten rechnen mehrheitlich mit einem begrenzten Einfluss. Der Rückzug sei eine Enttäuschung, aber keine Katastrophe, heisst es beispielsweise bei Merrill Lynch, die nur mit einem ‹limitierten› Einfluss auf den Gewinn rechnet.


Dauer der Marktsuspendierung noch unklar
Noch ist unklar, wie lang die Marktsuspendierung von Zelnorm dauern wird resp. mit welchen Einschränkungen das Medikament allenfalls wieder auf dem nordamerikanischen Markt vertrieben werden kann. Analysten sehen zwar mehrheitlich gute Chancen, dass die FDA Zelnorm wieder zulassen wird. Allerdings gehen sie davon aus, dass in einem solchen Fall das Anwendungsgebiet auf Patienten mit einem sehr kleinen Herzkreislauf-Risiko beschränkt sein dürfte. UBS, Vontobel, HSBC oder auch Rahn Bodmer haben entsprechend die bis anhin erwarteten Umsätze aus ihren Modellen herausgerechnet.


Gute Verteidigungsposition bei allfälligen Klagen
Unklar ist auch, ob Novartis wegen der Vorkommnisse nun mit einer Reihe von Klagen konfrontiert wird. Dieses Risiko sei begrenzt, ist BNP Paribas überzeugt. Die Vorkommnisse seien nur bei wenigen Patienten beobachtet worden, diese seien wiederum ohnehin Herzkreislauf-gefährdet gewesen, so die Begründung. Zudem habe der Beipackzettel bereits auf ein erhöhtes Herzkreislauf-Risiko hingewiesen. Auch die WestLB ist zuversichtlich, dass sich Novartis in einer starken Position befinde, um sich bei allfälligen Klagen gut verteidigen zu können.


Analystengemeinde nach wie vor positiv gestimmt
Die Analystengemeinde ist nach wie vor positiv gestimmt, was die Qualität von Novartis betrifft. Sie verweisen auf die sehr starke und breit abgestützte Pipeline des Konzerns. Novartis bleibe einer der bevorzugten Akteure im Pharmamarkt, schreibt beispielsweise BNP Paribas. Und Citigroup erachtet die Kursschwäche als Kaufgelegenheit. Vontobel ist zudem überzeugt, dass das zweistellige Umsatzwachstum ab 2008 nach wie vor möglich ist – dies selbst wenn Zelnorm nicht auf den US-Markt zurückkommen wird. (awp/mc/ab)

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