Alinghi-Herausforderer BMW Oracle gegen Ras al-Khaima

von Gérard Al-Fil
Moneycab: Grant Simmer, nach dem letzten Gerichtsbeschluss dachten die Segel-Fans, die Kuh sei endlich vom Eis. Nun gibt es eine neue Klage von ihrem Herausforder BMW Oracle. Worum geht es?


Grant Simmer: Oracle BMW zweifelt an der Infrastruktur, die das Emirat Ras al-Khaima (RAK) für den professionellen Segelsport bietet. Die Gegenseite, der Golden Gate Yacht Club (GGYC) schiebt «Sicherheitsbedenken» nach und verlangt vom Gericht in New York in einem Schreiben vom 1. Oktober die Verlegung des 33. America?s Cup am 8. Februar 2010 nach Valencia.


Wie hat die Société Nautique de Genève (SNG), die Segelgesellschaft der Alinghi, reagiert?

 

Wir haben der zuständigen Richterin Shirly W. Kornreich inzwischen unseren Standpunkt schriftlich dargelegt. Wir meinen: RAK ist einer der wenigen Orte auf der nördlichen Halbkugel, wo das Segeln mit dem Katamaran im Februar gerade nicht gefährlich ist, und man sollte jetzt vier Monate vor dem Cup nichts tun, was den Start der Regatta weiter verzögert. Wir haben um eine erste Aussprache vor Gericht in der Woche vom 26. Oktober 2009 gebeten.

 

Mit der Motion kritisiert BMW Oracle auch das Emirat RAK selbst. Stehen Sie in Kontakt mit der Regierung von RAK?

 

Natürlich fühlt sich die Regierung des Scheichtums hier im Golfstaat VAE angesprochen, denn sie hat alle Voraussetzungen geschaffen, wie auch wir meinen, damit der Hafen und die Verhältnisse an ihren Küsten geeignet sind, um optimale Bedingungen für den 33.  America?s Cup 2010 zu garantieren. Wir stehen in engem Kontakt mit der Herrscherfamilie.

 

Nun war ein Teil des gegnerischen Teams von BMW Oracle schon vor Ort…


… ja, während der ersten Sepember-Woche waren die meisten Team-Mitglieder der GGYC von unserem Herausforderer hier, also nachdem wir am 5. August, als wir den neuen Austragungsort verkündet haben.

 

Sie sind vergangene Woche in Ras al-Khaima angekommen. Wieviel haben Sie denn für den Transfer bezahlt?

 

Einen exakten Betrag können wir nicht nennen, aber gehen Sie einmal davon aus, dass wir zig Millionen Euro investiert haben. Unser neuer Katamaran Alinghi 5 wurde ja von Genua, Italien, hierher verschifft. Hinzu kommen die Ausrüstung, verpackt in Containern, die Aussstattung für die Crew und vieles mehr. Dies alles war 30 Tage auf See unterwegs … das summiert sich. BMW Oracle und die Öffentlichkeit wurden über unser Kommen genauestens orientiert, so wie es die Wettkampfvorschriften verlangen.


Inwieweit belasten die juristischen Angelegenheiten das Team?


Wir sind Profis und alle hochmotiviert. Aber Sie haben recht: die Ungewissheit darüber, ob der America?s Cup endlich wie geplant am 8. Februar hier am Persischen Golf stattfindet, ist wie ein unsichtbarer Begleiter, den die Equipe lieber heute als morgen über Bord werfen würde.


Wenden sich die Fans inzwischen  ab?

 

Gott sei dank nein, Im Gegenteil. Seit wir den neuen Katamaran Alinghi 5 am vergangenen Schweizer Nationalfeiertag am 1. August in Genf der Öffentlichkeit vorstellten, erleben wir wieder viel Euphorie und eine unglaublich tolle Unterstützung. Unsere Fans in der Schweiz teilen die Desillusionierung zwar darüber, dass der America?s Cup immer wieder für Schlagzeilen um Klagen und Prozesse sorgt. Aber das Team Alinghi erhält sehr viel Zuspruch von seinen Anhängern daheim und von Segel-Afficionados in aller Welt.


Wann wird Alinghi-Gründer Ernesto Bertarelli hierher aufbrechen?

 

Unser Syndikats-Präsident Ernesto Bertarelli wird in einigen Wochen zu uns hinzustossen.

 

Hat das ständige Tauziehen vor Gericht eigentlich noch etwas mit Sport zu tun?


Gute Frage,…. wir haben von Anfang gesagt, dass wir unseren Fight mit BMW Oracle auf dem Wasser austragen wollen und nicht vor dem Kadi. Als Profi-Sportler ziehen wir Trainingseinheiten und Wettkämpfe endlosen Sitzungen mit Anwälten vor.

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