Amazys: Kein Übernahmeangebot durch Eichhof

Für die in der Farbmesstechnik tätige Eichhof-Division Datacolor sei es vorteilhafter, weiterhin aus eigener Kraft zu wachsen, teilte das Unternehmen am Sonntag mit. Die Eichhof-Gruppe will das Wachstum mit zusätzlichen Investitionen fördern.


Integrationsgespräche wie geplant
Der Verwaltungsrat von Amazys fühlt sich in seinem im Januar gefällten Entscheid bestätigt, sich mit X-Rite zusammenzuschliessen, schreibt Amazys in einer Stellungnahme am Sonntag Nachmittag. Die Integrationsgespräche würden wie geplant fortgesetzt.


Annahme des X-Rites Angebots empfohlen
X-Rite und Amazys hatten sich im Januar auf eine freundliche Übernahme geeinigt. Die Nummer eins der Branche lässt sich den Kauf der Nummer zwei rund 280 Mio USD kosten. Pro Amazys-Aktie werden 77 CHF sowie 2,11 X-Rite-Aktien geboten. Der Amazys Verwaltungsrat hatte seinen Aktionären unter dem Vorbehalt etwaiger Konkurrenzofferten am 24. März die Annahme des X-Rites Angebots empfohlen. Bis drei Börsentage vor Ablauf der Angebotsfrist am 24. April sind weitere Übernahmeofferte möglich.


Eichhof-Angebot sollte X-Rite übertreffen
Ende März schaltete sich die Eichhof-Gruppe, die vor allem wegen ihres Brauerei-Geschäfts bekannt ist, in den Übernahmekampf ein. Die Luzerner stellten einen Barpreis in Aussicht, der das Angebot von X-Rite übertreffen sollte. Eichhof-Finanzchef Roland Kleeb sagte damals gegenüber der Nachrichtenagentur SDA, dass sich Datacolor und Amazys hervorragend ergänzen würden. Denn sie seien in unterschiedlichen Märkten tätig und hätten verschiedene Kunden.


Ausbau von Datacolor vorteilhafter
«Nach sorgfältiger Abwägung von Chancen und Risiken» änderte der Eichhof-Verwaltungsrat nun aber seine Meinung, obschon die Finanzierung der Akquisition sichergestellt gewesen wäre. Der forcierte Ausbau von Datacolor aus eigener Kraft sei vorteilhafter. Datacolor sei bereits heute gut positioniert, um von der sich abzeichnenden Restrukturierung der Branche profitieren zu können. Wachsen will die Eichhof-Sparte vor allem in der Textil-Industrie sowie mit der Farbkalibrierung von Bildschirmen, Druckern und Projektoren.


Der Weg für X-Rite ist frei
Nach dem Rückzug der Eichhof-Gruppe ist der Weg für X-Rite frei. Mit dem Zusammenschluss mit X-Rite erreiche Amazys «die kritische Grösse», sagte Verwaltungsratspräsident Mario Fontana bereits Ende Januar, als das Angebot des US-Unternehmens bekannt gegeben wurde. Grösse sei in der Farbmesstechnik ein bedeutender Faktor. Denn die technischen Entwicklungen hin zur Digitalisierung würden immer anspruchsvoller. X-Rite erwirtschaftete im vergangenen Jahr einen Umsatz von 130,9 Mio USD, Amazys kam auf 137,8 Mio CHF.


Folgen für die Beschäftigten noch unklar
Mit dem Zusammenschluss sollen unter anderem Doppelspurigkeiten beseitigt werden, beispielsweise in der Buchhaltung oder bei den Verkaufsorganisationen in einzelnen Ländern. Die Folgen für die 400 Beschäftigten von Amazys und die 650 Angestellten von X-Rite sind noch nicht klar. Gemäss früheren Angaben von X-Rite-Chef John Utley sollen beim Personal 5,5 Mio. USD gespart werden. Fontana schätzte, dass rund 50 Stellen gestrichen werden könnten. Ein Teil der Fertigung der früheren Gretag Macbeth wird in die USA verlagert.


Europa-Hauptsitz in Regensdorf
In Regensdorf, wo Amazys 130 Beschäftigte zählt, soll der Europa- Hauptsitz des neuen Unternehmens entstehen. Laut Fontana wird der Standort Regendorf ausgebaut. Die Ansiedlung eines wichtigen Entwicklungszentrums sei geplant. (awp/mc/ab)

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