Andrea Jörger, Hotel Palace Luzern: Neugierig sein und neugierig bleiben
Von Helmuth Fuchs
Moneycab: Herr Jörger, während des Lucerne Sommer-Festivals (13. August – 18. September) gastierten die Stars der klassischen Musik im Palace. Was war für Sie dieses Jahr das spannendste und interessanteste Erlebnis des Festivalmonats?
Andrea Jörger: Der Festivalmonat setzt sich aus so vielen Highlights zusammen, dass es schwer ist, ein spezielles Erlebnis hervorzuheben. Das diesjährige Festival war erneut geprägt von einer einzigartigen, pulsierenden Stimmung, welche sich über das PALACE LUZERN, das Kultur- und Kongresszentrum Luzern und die ganze Stadt legte. Besonders faszinierend ist immer der Moment des Eröffnungskonzertes ? begleitet von herrlichen musikalischen Eindrücken, erwacht die Stadt in völlig neuem Licht.
«Freiheit bedeutet für mich, sich entfalten und weiterentwickeln zu können.» Andrea Jörger, Hoteldirektor Palace Luzern
Das Thema des Festivals dieses Jahr war «Freiheit». Was bedeutet der Begriff für Sie?
Das Thema war in der Tat sehr gut gewählt: Musik vermittelt Freiheit! Freiheit bedeutet für mich, sich entfalten und weiterentwickeln zu können: das ist etwas, was uns im PALACE LUZERN immer wieder fordert und motiviert.
Ich verbinde diesen Begriff auch damit, dass ich dem Gast im PALACE LUZERN ein ganzheitliches Erlebnis biete und er während seines Besuches bei uns die Freiheit erhält, Zeit für sich zu haben und sich wohl zu fühlen.
Das Palace gehört seit 1997 zur Victoria-Jungfrau Grand Hotel & Spa AG. Wie sieht die Zusammenarbeit aus, wo können Sie Synergien realisieren?
Wir pflegen eine enge und regelmässige Zusammenarbeit mit dem Team im Victoria-Jungfrau auf allen verschiedenen Ebenen und Bereichen. Selbstverständlich geniesst auch der wirtschaftliche Aspekt eine gewichtige Bedeutung. Dies ist zum Beispiel im gemeinsamen Einkauf berücksichtigt.
Mit vereinten Mitteln und Kräften kann man mehr bewegen: so haben wir zum Beispiel die Marketing- und Salesabteilungen zusammengelegt.
Ideen werden regelmässig ausgetauscht, gemeinsam mit dem Team im Victoria-Jungfrau besprochen und aufgearbeitet. Auch hier profitieren wir immer wieder von der gegenseitigen Erfahrung.
Das Palace hat als 5-Stern Hotel ein eher rudimentäres Wellness Angebot. Ihre «Schwester», das Victoria-Jungfrau in Interlaken glänzt mit einem der aussergewöhnlichsten Spa-Bereiche Europas. Wie sehen hier Ihre Pläne aus?
Ein Wellness Angebot wird in einem 5-Stern Hotel heute vorausgesetzt. Wie bei der Frage zur «Freiheit» bereits angesprochen, ist das PALACE LUZERN bestrebt, sich immer weiter zu entwickeln. So werden die Wintermonate für erneute Investitionen genutzt. Im Gebäudeteil auf der Nord-Westseite wird ein komplett neuer Spa-Bereich erstellt! Besuchern steht künftig eine Oase mit einem umfassenden Behandlungsangebot sowie einem Fitnessbereich zur Verfügung.
In Zusammenarbeit mit Susan Harmsworth und ihrer renommierten Londoner Spa-Company «E?SPA International», wird ein aussergewöhnlicher Ort der Stille, der Schönheit und des Wohlbefindens erschaffen. Das Spa wird unsere Gäste mit bedürfnisorientierten Programmen aus traditionellen und neuen Behandlungsmethoden in einem ausgesucht ästhetischen Ambiente verwöhnen. Tiefe Entspannung für Körper, Geist und Seele ist oberstes Gebot.
Das grosse Angebot der ESPA-Treatments umfasst unter anderem Gesichts- und Körperbehandlungen, Körperwickel und Ganzkörpermassagen, Spezialbehandlungen mit unterschiedlichen «Hot Stone» Therapien und ayurvedisch inspirierte Anwendungen. Ziel der Behandlungen ist es, das persönliche Wohlbefinden zu verbessern, Energien zu harmonisieren und inneres Gleichgewicht zu finden. Bei jeder Anwendung werden nur pflanzlich natürliche Produkte sowie reine Extrakte des Meeres verwendet.
Ein exklusiver Wärme- und Kältebereiche mit Sauna, Dampfbad, Erlebnisduschen und Eisbrunnen, eine Ruhezone, 6 Behandlungsräumen und einem «double treatment room» wird im neuen Spa-Bereich entstehen.
Im «Jasper» steht mit Françoise Wicki eine der wenigen Spitzenköchinnen der Schweiz am Herd. Die Luzernerin gilt als hochtalentiert und kreativ. Wie wurden Sie auf Frau Wicki aufmerksam und was hat sie bewogen, Françoise Wicki ins «Jasper» zu holen?
Das Credo von Françoise Wicki «neugierig sein und neugierig bleiben» passt hervorragend in unser Restaurant «Jasper». Wir wollten eine ebenso aussergewöhnliche Köchin engagieren, wie das Restaurant «Jasper» aussergewöhnlich für das PALACE und Luzern ist.
Mit der Ausgestaltung des «Jasper’s» beauftragten Sie die bekannte Innenarchitektin Iria Degen, die bis dahin aber noch keine Erfahrung bei der Gestaltung von Restaurants hatte. Weshalb haben Sie die Gestaltung Iria Degen übertragen und wie beurteilen Sie das Resultat der Zusammenarbeit?
Es war schon lange Iria Degens Traum, ein Hotel einzurichten. Als sie hörte, dass wir so ein Projekt aufgenommen haben, entstand der Kontakt mit Frau Degen und nach diversen Gesprächen und Treffen wurde ihr dieser Auftrag anvertraut. Wir waren von Ihren bisherigen Werken überzeugt und konnten uns gut vorstellen, dass ihre Kreationen ins PALACE LUZERN passen. Indem sie sämtliche Details, bis hin zu den Salz- und Pfefferstreuer, in ihr Design einbezog, konnten wir 2003 ein Restaurant eröffnen, welches in Luzern, ja vielleicht sogar in einem 5 Sterne-Hotel in der Schweiz, in seiner Art einzigartig ist.
Wie sieht der typische Gast im Palace aus. Woher kommt er, was sucht er im Palace?
Einen typischen PALACE LUZERN-Gast zu beschreiben ist kaum möglich. Jeder Gast ist bei uns herzlich willkommen! Unsere Gäste setzen jedoch eine gewisse Qualität voraus, die man in einem «Leading Hotel of the World» erwarten darf. Diese Mitgliedschaft bringt sicher auch unsere internationale Kundschaft. Nach wie vor sind die Schweizer Gäste mit über 30 % unserer Logiernächte an der Spitze, gefolgt von Gästen aus den USA und Deutschland. Unser Gast hat vielfältige Interessen, die vom kulinarischen Erlebnis, über die Kultur in der Stadt bis hin zu den zahlreichen Ausflügen in der Region reichen.
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Die Bundesbeiträge für Schweiz Tourismus sind zurzeit in Diskussion wegen einer möglichen Kürzung. Wie wichtig sind die Beiträge aus Ihrer Sicht und wie beurteilen Sie die Resultate von Schweiz Tourismus?
Als Hotel haben wir die Aufgabe, unsere Leistungen so zu erbringen, dass dem Gast ein ganzheitliches Erlebnis geboten wird. Aber das PALACE LUZERN ist Teil von Luzern, Luzern Teil der Zentralschweiz und damit Teil der Schweiz! Der Tourismus stellt einen der wichtigsten wirtschaftlichen Zweige in der Schweiz dar.
Es ist zwingend, dass die Schweiz im Ausland als Tourismus- und Ferienland bekannt gemacht wird. Dafür ist die Organisation von Schweiz Tourismus sehr wichtig und somit auch die Beiträge. Die lange Tradition der Schweizer Hotellerie lässt sich mit dem Tourismusgedanke sehr gut verbinden und sollte auch in der Vermarktung der Schweiz einen gewissen Stellenwert einnehmen.
Kreativität, Qualität und Innovation sind in der Hotellerie immer wichtiger. Welche Ziele haben Sie mit dem Palace noch und welche konkreten Schritte zur Umsetzung stehen in der kommenden Zeit an?
Unser aktuellstes Ziel ist natürlich, mit der im Januar 2005 startenden Umbauphase einen weiteren innovativen, kreativen und natürlich qualitativ hoch stehenden Schritt in die richtige Richtung zu gehen!
Zudem wird die Totalrenovation bestehender Zimmer das Beherbergungsangebot mit grösseren Zimmern und Suiten ergänzen. So ist ein grosser Schritt bereits eingeleitet und wir freuen uns, im Frühling in neuem Glanz für unsere Gäste bereit zu stehen!
Im Weinangebot zeigen Sie eine klare Vorliebe für den Süden Europas. Wo verbringen Sie Ihre Ferien und woher holen Sie sich die Inspiration für neue Ideen?
Wenn man in den Süden fährt, führt der Weg sehr oft über Luzern; wir waren sogar versucht, unser Restaurant nach dem Umbau statt «Jasper» zu nennen, mit einem südlichen Begriff zu bezeichnen. Dies hat vielleicht einen gewissen Einfluss auf unser Wein-Angebot ausgeübt. Noch wichtiger ist aber, dass unser Weinangebot sich gut mit dem «Jasper» sowie den Gerichten von Françoise Wicki verbinden lässt: mit dem Zusammenspiel der herrlichen Kräuter, Aromen, Farben sowie dem mediterranen Stil.
Inspirationen erhalten wir im Austausch mit anderen Hoteliers und selbstverständlich auch indem wir verschiedene Hotels rund um die Welt besuchen. Der Ausblick auf den See mit den Bergen und die Nähe zur Natur in Luzern gibt uns täglich Ideenansätze und inspiriert meine Frau und mich in der Entwicklung des PALACE LUZERN. So ist es nahe liegend, dass wir auch in unseren Ferien die Nähe zum Wasser, zur Natur und mit Bewegung – zum Beispiel auf dem Segelboot – suchen.
Sie haben zwei Wünsche frei. Wie sehen diese aus?
Für das PALACE LUZERN wünsche ich mir natürlich einen einschlagenden Erfolg unseres neuen Spa-Bereiches im Frühling.
Weiter wünsche ich mir eine positive Entwicklung im Weltgeschehen: als Folge davon verbesserte Rahmenbedingungen, einen positiven Einfluss auf das wirtschaftliche Umfeld und damit auf den Tourismus.
Der Gesprächspartner
Geburtsdatum: 23. Juni 1961
Geburtsort: Chur
Zivilstand: Verheiratet
Diplome:
Diplôme commercial du canton du Valais
Eidgenössisches Handelsdiplom 1979
Diplom der Hotelfachschule Lausanne 1985
Berufliche Erfahrung:
25.02.85 ? 30.04.86
F & B Manager Hotel zum Storchen, Zürich
01.05.86 ? 30.04.87
Administrator Hotel zum Storchen, Zürich
01.05.87 ? 31.01.89
Administrator / Personalchef (Vizedirektor)
Hotel zum Storchen, Zürich
01.02.89 ? 30.06.90
Berater Hotellerie/Gastronomie
ABG Consulting AG, Regensdorf
01.08.90 ? 15.02.91
Unternehmensberatung Treuhand SWV, Zürich
01.03.91 ? 30.09.97
Direktor Hotel Ermitage am See, Küsnacht
seit 06.10.97 Direktor Palace Hotel, Luzern
Verbände:
Vorstand Luzern Hotels seit 06.2000
Vorstand Swiss Deluxe Hotels seit 07.2000