Anton von Rueden, CEO eBay-Schweiz: «Sicherheit hat für uns höchste Priorität»
Von David Strohm
Moneycab: Herr von Rueden, Ebay ist in der Schweiz ? anders als in vielen anderen Ländern ? nicht die unbestrittene Nummer 1. Welche Strategie verfolgen Sie für den Schweizer Markt?
Anton von Rueden: eBay Schweiz ist noch jung. Wir haben gerade die Zusammenstellung unseres Teams mit Schweizer und internationalen, hochkarätigen Experten abgeschlossen und beginnen jetzt voll konzentriert mit der Marktplatzentwicklung. Dabei werden wir alles daransetzen, den eBay-Marktplatz an den Wünschen unserer Mitglieder orientiert konsequent weiterzuentwickeln, um den Handel bei eBay Schweiz noch einfacher, bequemer und sicherer zu machen.
Liegt es am vielleicht zu geringen Bekanntheitsgrad? Wie beabsichtigen Sie, den Marktanteil von Ebay in der Schweiz zu erhöhen und wann werden Sie Ricardo.ch überholt haben?
Seit wir mit der Marktplatzentwicklung begonnen haben, bemerken wir deutlich ein erhöhtes Interesse der Schweizer Bevölkerung und auch der Medien. Mit ehrgeizigen Initiativen wie mehr Service und mehr Sicherheit sollte es uns gelingen, auch in der Schweiz rasch das Momentum zu erreichen, welches wir aus vielen anderen Ländern, in denen eBay mit einem Team vertreten ist, bereits kennen.
Ferner verbringen mein Team und ich sehr viel Zeit mit neuen und auch erfahrenen Mitgliedern der bereits auch jetzt schon sehr grossen eBay Schweiz-Nutzergemeinschaft. Dabei stellen wir immer wieder mit grosser Freude fest, dass eBay offensichtlich auch für Schweizerinnen und Schweizer einen deutlichen Mehrwert schafft.
Das Bieten und Handeln liegt nicht unbedingt im Naturell der Schweizer. Basaratmosphäre gilt als verpönt. Was raten Sie Anbietern und Kaufinteressenten?
Es ist in der Tat auffällig, dass unsere Schweizer eBay-Nutzer besonders hochwertige Artikel handeln. Uns sind einige Schweizer eBay-Powerseller bekannt, die gerade mit hochwertigen Markenartikeln hervorragende Geschäfte im internationalen Handel bei eBay betreiben. Unsere Nutzer machen eBay Schweiz zum Qualitätsmarktplatz im Schweizer Internet und dabei tun wir alles, um sie zu unterstützen.
«Die Schweiz bietet eine äusserst attraktive Arbeitsumgebung und ist bei den eBay-Mitarbeitern als Standort sehr beliebt.» Anton von Rueden, Geschäftsführer eBay Schweiz
Dem stationären Handel ist das Vordringen von Ebay ein Dorn im Auge. In Deutschland sollen schon über 10’000 vom Ebay-Handel leben. Wird es auch hier eine Verlagerung ins Netz geben und immer mehr Kleinhändler, die sich Ihrer Plattform bedienen?
Wenn ich gerade das Beispiel Deutschland aufgreifen darf: Der Geschäftsführer des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels, Hubertus Pellengahr, hat in einem Interview mit der deutschen Presseagentur festgestellt, das eBay für den Einzelhandel ein neue, hervorragende Chance als zusätzlicher Vertriebskanal darstellt. Wir sind ganz sicher, dass auch der stationäre Handel in der Schweiz diese Chance erkennen wird. Die Universität von St. Gallen ist zu diesem Thema bereits an uns herangetreten. So arbeiten wir derzeit eng mit der HSG an mehreren Projekten zu diesem Thema.
Wie viele Personen handeln regelmässig in der Schweiz auf Ebay, wie viele davon sind «professionelle» Anbieter?
eBay hat hierzu keine Zahlen veröffentlicht. Es fällt uns aber auf, dass es auch in der Schweiz bereits erste, sehr erfolgreiche eBay-Unternehmer gibt. Wir werden diese Pioniere nach Kräften unterstützen und planen bereits spezielle Fachveranstaltungen, um hier entsprechendes Know how zu vermitteln. So wird es im September 2004 die erste grosse eBay University in Zürich im Rahmen der «eBay Schweiz Tage» geben. Die «eBay Schweiz Tage» wiederum werden die bislang grösste eBay-Veranstaltung in der Schweiz werden. Welche Dimensionen das annehmen kann, verdeutlicht ein Blick in die USA; dort haben sich im vergangenen Jahr über 10.000 eBay-Nutzer bei einer eBay-Veranstaltung in Florida getroffen.
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Verglichen mit dem Flohmarkt auf dem Schulhofplatz ist Ebay teuer. Sie stehen aber unter keinem Preisdruck. Wie werden sich in Zukunft die Tarife entwickeln?
Wir erleben weltweit nach wie vor grosses Wachstum und bieten umfangreiche Leistungen, die hohe Investitionen verursachen. Dabei passen wir natürlich unsere Preise von Zeit zu Zeit unseren verbesserten Serviceleistungen an. So wird der eBay-Marktplatz ständig weiterentwickelt. Mittlerweile nutzen rund 105 Millionen Menschen eBay weltweit.
Alleine im ersten Quartal 2004 wurden bei eBay 327 Millionen Artikel angeboten. Der Wert der gehandelten Waren erreichte im gleichen Zeitraum 8 Milliarden US-Dollar. Der Börsenwert von eBay liegt mittlerweile weit über dem des Credit Suisse-Konzerns. Verglichen mit dem Flohmarkt auf dem Schulhofplatz ist eBay also gigantisch; das gilt sowohl für die Auswahl an Waren wie auch für die vielen individuellen Erfolge seiner Nutzer in der Schweiz und weltweit.
Klagen über Betrüger kommen immer wieder. Ebay behauptet, das seien Einzelfälle. Was wird in Zukunft in Punkto Sicherheit geschehen? Was können sie überhaupt gegen den organisierten Missbrauch machen? Wie kann sich der Nutzer schützen?
Sicherheit hat für eBay höchste Priorität. Alleine in den letzten Monaten hat eBay über 10 Millionen Dollar in Sicherheit investiert. Über 800 Menschen arbeiten bei eBay weltweit mit Unterstützung modernster Technologien, um den Handel auf dem weltweiten Online-Marktplatz immer noch sicherer zu machen. Und diese Investitionen sind eindeutig erfolgreich: Wenn man die Betrugsquote einer Grossstadt wie Zürich mit der von eBay mit seinen rund 105 Millionen «Bewohnern» vergleicht, wäre wohl jeder Polizeichef ohne Frage lieber für die Sicherheit bei eBay zuständig.
Wichtig ist hier aber auch zu verstehen, dass jeder Nutzer selbst sehr viel zu seiner eigenen Sicherheit beim Handel im Internet beitragen kann. Damit sich unsere Nutzer vorab umfassend informieren und besonders sicher und erfolgreich handeln können, hat eBay Schweiz gerade ein eigenes Sicherheitsportal eröffnet.
Sie haben einen schönen Firmensitz in Bern eingerichtet, das kostet Geld. Arbeitet ebay in der Schweiz schon profitabel? Wie hoch ist der Umsatz?
Es ist richtig, dass eBay vor einigen Monaten in neue Bürogebäude in der Schweiz investiert hat. Hier befindet sich die Europazentrale von eBay; rund 55 Mitarbeiter aus verschiedenen Nationen betreuen von hier aus zahlreiche Länder, in denen eBay mit einem eigenen Marktplatz vertreten ist. Die Gebäude sind sogar für rund 120 Personen ausgelegt. Wir rechnen also weiterhin mit deutlichem Wachstum.
Umsatzangaben zu einzelnen Ländern hat eBay nicht veröffentlicht; weltweit stieg der Umsatz um 280 Millionen US-Dollar vom ersten Quartal des Vorjahres auf nun 756 Millionen US-Dollar im ersten Quartal 2004. Das war für eBay ein neuer Rekord.
Nach Ebay hat mit Google schon der zweite Online-Gigant den europäischen Sitz in die Schweiz verlegt? Warum denn gerade hier?
Die Schweiz bietet eine äusserst attraktive Arbeitsumgebung und ist bei den eBay-Mitarbeitern als Standort sehr beliebt. Die Kombination aus hoher Lebensqualität verbunden mit dem aussergewöhnlich erfolgreichen Geschäftsmodell von eBay übt eine hohe Anziehungskraft gerade auch auf neue Mitarbeiter aus. So ist unser Standort Bern auch für Mitarbeiter aus den anderen internationalen eBay-Gesellschaften inzwischen zum beliebten Ziel geworden, denn Bern und eBay zusammen bieten beides: Herausfordernde Aufgaben und hohe Umsetzungsgeschwindigkeit einerseits, dann aber auch eine Riesenauswahl an Freizeit- und Erholungsaktivitäten direkt «vor der Tür».
Was unterscheidet den Schweizer Markt von den anderen europäischen?
eBay gibt es in den USA bereits seit 1995, in Deutschland seit 1999. Entsprechend sind jene Ländermarktplätze schon sehr weit in der Entwicklung. In der Schweiz hingegen ist der eBay-Marktplatz noch relativ jung.
Es gibt aber auch Unterschiede in der Nutzerschaft der verschiedenen Länder: Während zum Beispiel in Deutschland für viele eBay-Nutzer der Preisvorteil eine wichtige Rolle spielt, legen die Schweizer sehr viel mehr Wert auf Qualität. Dem tragen wir Rechnung und haben die Wünsche der Schweizer Nutzer gerne aufgenommen. So integrieren wir derzeit eine Reihe von hochwertigen Dienstleistungen in unser Angebot und positionieren eBay Schweiz damit – zusammen mit unseren anspruchsvollen Nutzern – als Qualitätsmarktplatz der Schweiz.
Darüber hinaus sind wir gerade dabei, auch die Sicherheitsangebote auf dem Schweizer eBay-Marktplatz weiter erheblich auszubauen. So haben wir gerade ein Sicherheitsportal für die Schweiz eröffnet, wo sich jeder Nutzer umfangreich darüber informieren kann, wie er noch sicherer die Vorteile des weltweiten Handelns für sich nutzen kann.
Wir haben uns viel vorgenommen: Mein Team und ich sind sehr motiviert, um unsere Schweizer Kunden dabei zu unterstützen, mit eBay Schweiz so erfolgreich wie möglich zu sein.
Der Gesprächspartner
Anton von Rueden
Managing Director eBay Switzerland & Austria eBay International AG
Anton von Rueden , geboren 1976 in Hannover, studierte Wirtschafts-Wissenschaften an der Humboldt-Universität in Berlin. Bei eBay ist von Rueden seit 1999, wo er in der Marketing-Abteilung der deutschen Niederlassung begann, ein halbes Jahr später schon deren Direktor war. In der weltweiten eBay-Organisation war er für die Ausbildung von Markting-Fachleuten zuständig, u.a. am US-Hauptquartier, in Japan und in Australien. Ab 2001 baute er das europäischen Service-Center des Unternehmens auf, in dem heute aus 550 Mitarbeitern aus 11 Ländern arbeiten.
Im Juli 2003 wurde er zum Geschäftsführer von eBay Schweiz und Österreich gewählt. Anton von Rueden führt ein Team von 20 Beschäftigten, die am europäischen Sitz des amerikanischen Unternehmens in Bern sowie in Wien ihre Büros haben. (mc/dst)