Aufschwung in Deutschland ist noch nicht zu Ende

«Für das laufende Jahr prognostizieren wir ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von 2,7 Prozent», sagte der Chef der Konjunkturabteilung des DIW Berlin, Christian Dreger. Im nächsten Jahr würden es 1,2 Prozent sein. Dieser Rückgang werde allerdings durch das aussergewöhnliche Wachstum im ersten Quartal stark überzeichnet. Der Aufschwung setze sich somit fort, aber auf etwas moderaterem Niveau.


Entkoppelung der Wachstumszentren
Die vielerorts erwartete Dämpfung aufgrund der Wachstumsschwäche in den USA sei ausgeblieben. Dafür sei in erster Linie die stärkere Entkopplung zwischen den Wachstumszentren der Weltwirtschaft verantwortlich. Die Weltwirtschaft hänge nicht mehr von der US-Wirtschaft ab, vielmehr seien die Wachstumstreiber jetzt China und Indien. Allerdings sei die steigende Nachfrage dort auch die Hauptursache der anziehenden Inflation, die derzeit das grösste Hindernis für ein stärkeres Wachstum darstellt, wie das DIW weiter ausführt.


Inflation drückt auf Konsum
Die hohe Inflation zögere insbesondere die seit langem fällige Erholung des privaten Konsums weiter hinaus. Erst im nächsten Jahr werde sich der Konsum aufgrund der nachlassenden Inflation wieder etwas stärker beleben und zunehmend zum Impulsgeber für die Wirtschaft werden. Im laufenden Jahr seien es vor allem die Ausrüstungsinvestitionen der Unternehmen, die den Aufschwung treiben. Die Importe würden jedoch in diesem Jahr aufgrund der sich belebenden Binnenkonjunktur deutlich wachsen und 2009 die Exporte übersteigen. Dank ihres speziellen Produktportfolios würden die deutschen Exporteure aber ihre Weltmarktanteile halten können.


Nicht in Aktionismus verfallen
Bei alldem dürfe die Wirtschaftspolitik nicht in Aktionismus verfallen, so das DIW. Für die Fiskalpolitik ist der Budgetausgleich über den Konjunkturzyklus hinweg wichtiger als Steuersenkungen, die neue Löcher in die öffentlichen Kassen reissen. «Wer Abgabensenkungen fordert, muss Finanzierungsvorschläge auf den Tisch legen», sagte DIW-Präsident Klaus Zimmermann. Handlungsbedarf sieht das DIW Berlin vor allem für die Geldpolitik: «Obwohl wir in erster Linie eine importierte Inflation haben, könnten moderate Zinserhöhungen hilfreich sein, die Erwartungen der Märkte zu stabilisieren und die Inflation einzudämmen». Dabei sollten die Notenbanken ihr Vorgehen stärker international abstimmen. (pd/mc/ps)

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