Autobranche erwartet schwieriges Jahr

Der Chef von Chrysler und Fiat , Sergio Marchionne, meinte: «Das einzige, was mich beruhigt, ist, dass wir 2009 den Boden erreicht haben.»


Zwar erwartet die Branche einen wieder anziehenden US-Automarkt und einen anhaltenden Boom in China. In Deutschland und ganz Westeuropa dagegen sind nach dem Auslaufen von staatlichen Konjunkturprogrammen wie der deutschen Abwrackprämie Einbrüche in Sicht. Die Autobauer wollen deshalb verstärkt mit Klein- und Kompaktwagen gegensteuern. Premiumhersteller wie Audi, BMW und Daimler sehen sich nach Absatzrückgängen im vergangenen Jahr wieder langsam auf Erholungskurs.


2010 «herausfordernd»
Volkswagen-Konzernvertriebsvorstand Christian Klingler sagte zum Messeauftakt in Detroit, 2010 werde «herausfordernd». Der weltweite Automarkt zeige keine durchgreifende Erholungstendenz. Volkswagen wolle sich aber erneut besser als die Konkurrenz schlagen und Marktanteile hinzugewinnen. Im vergangenen Jahr erzielte der Autobauer gegen den Branchentrend einen Absatzrekord und steigerte die Zahl der weltweiten Auslieferungen im Vergleich zum Vorjahr um 1,1 Prozent auf 6,29 Millionen Fahrzeuge.


Langer Weg bis zum Durchbruch von Elektroautos
Elektroautos gehören zu den grossen Zukunftsthemen der Branche und sind auch ein Schwerpunkt der Messe in Detroit. Volkswagen sieht bei der Zukunftstechnologie Elektroauto derzeit keinen Autobauer in Front. «Wir sind genau so weit wie die anderen», sagte VW- Entwicklungsvorstand Ulrich Hackenberg in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa. Alle Hersteller seien in der Startphase. Hackenberg erwartet einen langen Weg bis zum Durchbruch der Elektroautos.


Deutsche Hersteller zu langsam?
Kritiker werfen der deutschen Autoindustrie vor, bei alternativen Antrieben hinterherzuhinken. Der US-Autobauer General Motors will schon Ende dieses Jahres sein Elektromodell Chevrolet Volt in Kalifornien auf den Markt bringen. Das europäische Pendant, der Opel Ampera, soll von 2011 an verkauft werden.


Volkswagen will sein erstes erstes Elektrofahrzeug 2013 als Teil der neuen Kleinwagenfamilie Up auf den Markt bringen. Inzwischen erprobt der Autobauer einen Elektro-Golf in einer Test-Flotte. Die Erfahrungen seien wichtig für die Entwicklung des geplanten Elektro- Up, sagte Hackenberg. Einen Elektro-Golf habe VW bislang nicht für den Markt vorgesehen. «Aber wenn der Marktbedarf da ist, können wir sehr schnell reagieren», versicherte der Entwicklungschef.


Batterien als Knackpunkt
Hackenberg rechnet im Jahr 2020 lediglich mit einem weltweiten Marktanteil von Elektroautos zwischen 1,5 und 2 Prozent. Elektroautos seien vor allem ein Thema in Grossstädten. «Es wird eine Nische sein. Aber Nischen sind entwicklungsfähig.» Als Schlüssel für den Erfolg gilt die Entwicklung leistungsstarker und zugleich preiswerter Lithium-Ionen-Batterien. Volkswagen arbeitet dabei mit mehreren Partnern zusammen – unter anderem den japanischen Elektronikkonzernen Toshiba und Sanyo sowie dem chinesischen Autobauer BYD.


Ein wichtiges Thema werde sein, wie Batterien schnell aufgeladen werden könnten, sagte Hackenberg. In Japan gebe es bereits Schnelllade-Tankstellen. Wichtig sei eine flächendeckende Versorgung, dazu seien aber riesige Investitionen notwendig. Dabei seien auch die Energieerzeuger in der Pflicht.


Marchionne geisselt Rabattschlacht auf US-Markt
Die geplagten drei grossen US-Hersteller stellen auf der Autoshow die noch vor Jahren von den Amerikanern belächelten Kompakt- und Kleinwagen in den Vordergrund. Am stärksten ist dies bei Ford sichtbar. Konzernchef Alan Mulally präsentierte in Detroit die neue Generation des Kompaktwagens Focus. Mulally will den US-Autofahrern zudem den Kleinwagen Fiesta schmackhaft machen. Verwaltungsratschef Bill Ford sagte, es dürfte das Jahr der kleineren Wagen werden.


Fiat- und Chrysler-Chef Marchionne geisselte die Rabattschlacht in Nordamerika in der Krise. «Unprofitables Volumen ist nicht das Volumen, das ich will», sagte Marchionne. Mittelfristig will er die Verkäufe von Chrysler auf 2,8 Millionen Autos und damit auf alte Höhen hochschrauben.


Massive Einbrüche
Im abgelaufenen Jahr hatte Chrysler den massivsten Einbruch aller US-Hersteller verzeichnet. Die Verkäufe fielen um 36 Prozent auf weniger als eine Million Autos. GM büsste 30 Prozent ein, blieb damit aber immer noch knapp der beliebteste Hersteller am heimischen Markt mit 2,1 Millionen verkauften Wagen vor Toyota mit 1,8 Millionen Autos. Ford verlor vergleichsweise geringe 15 Prozent. «2009 war eine schmerzhafte Erfahrung», sagte Marchionne. Fiat hält 20 Prozent an dem US-Hersteller, hat aber die Möglichkeit, langfristig die Mehrheit zu übernehmen. (awp/mc/pg/02)

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